Mitschrift der Rede von Roman Herzogs Ansprache vor den Gästen des Campus Symposiums an der BiTS - Die Unternehmer-Hochschule in Iserlohn:
"Europa neu erfinden. Das Thema klingt vielleicht ein wenig hochgestochen, aber wenn man die Zeitung liest - und dafür habe ich heute viel Zeit - merkt man schon, dass die Zustimmung zu Europa immer geringer wird. Nun habe ich heute hier 20 Minuten Zeit, wenn gut läuft, 30. Das kommt immer ganz gut, da ich immer einfach 19% Mehrwertsteuer drauf rechne, dann kommt es etwa aufs gleiche raus.
Aber zurück: Die Frage bei diesem Thema ist, ob es da um die gesamte Integration geht. Eine generelle Anti-Europa-Stimmung ist nicht völlig ausgeschlossen. Wir sollten das alles beobachten und gelegentlich auch etwas dagegen tun.
Der schlimmste Vorfall der zum Ausdruck kommt, wäre die Auflösung der EU. Aber sie sollen bitte nicht den Eindruck von hier mitnehmen, dass ich ein Europa-Feind bin nein, das Gegenteil.
Wir brauchen Europa dringender denn je. Die Welt ist in einem Umbruch, von dem wir uns in unserem Wohlstand überhaupt keine Vorstellung machen. Sie organisiert sich vor allem um. Die Welt organisiert sich neu in Blöcken oder in Regionen.
Ich aber frage mich: Ist die heutige Gesellschaft stark genug? Wirtschaftlich, organisatorisch? Meine Antwort? Ich habe heute meine Zweifel und dass, obwohl ich mein Leben lang ein Optimist war, ob Europa so stark ist, wie es nötig ist.
Ein Punkt dabei sind die Eintrittsregeln der EU. In Brüssel scheint man zu denken, ein starkes Europa muss ein großes Europa sein. Aber groß ist nicht gleich stark, das ist ein Satz, den man sich unbedingt hinter die Ohren schreiben muss.
Europa braucht eine neue Finanzverfassung. Bei 16 Mitgliedstaaten haben wir nur noch 3 Länder, die die anderen 13 mitfinanzieren. Das kann nicht sein, dass so vorgegangen wird.
Ich bin noch nicht ganz gesund, also ich bin mit mir nicht zufrieden, aber ich bin mit ihnen zufrieden. Vielen Dank."