Geleitet wird das Projekt von der Shelter Now-Landwirtschaftsexpertin Gudrun Göttler. Sie weiht die Frauen theoretisch und praktisch in die Geheimnisse des Anbaus von Gemüse und Blumen ein. Shelter Now-Direktor Udo Stolte konnte sich vor Ort davon überzeugen, wie fleißig die weiblichen Häftlinge ihre Beete bestellen und pflegen: "Es scheint ihnen Mut und Hoffnung zu geben, sich mit dem wachsenden Grün zu beschäftigen."
Insgesamt sitzen in dem staatlichen Gefängnis der westafghanischen Stadt Herat rund 150 Frauen ein - auch 60 kleine Kinder leben dort mit ihren Müttern, die teils lange Haftstrafen verbüßen. "Das Gartenbauprojekt soll den Frauen eine sinnvolle Beschäftigung und damit eine Abwechslung vom tristen Alltag in der Strafanstalt geben, der viele psychisch krank macht", erklärt Udo Stolte.
Das Konzept scheint aufzugehen. "Ich weiß nun, dass ich zu etwas zu gebrauchen bin, was anderen und mir Freude macht", sagt eine der Teilnehmerinnen des Kurses, der fünf Mal pro Woche jeweils vier Stunden lang stattfindet. Die körperliche Arbeit tut den Frauen gut: Sie könne ihre Wut "wegarbeiten", meint eine. Eine andere Insassin hofft, später in Freiheit ein Stück Land bearbeiten und das Gemüse verkaufen zu können. Wird eine der Frauen aus der Haft entlassen, bekommt sie eine Grundausstattung mit Gartengeräten und Saatgut.
Kommen genug Spenden ein, will Shelter Now das zunächst bis März 2016 befristete Projekt fortsetzen. Pläne gibt es genug: Nach der Errichtung eines Gewächshauses für Blumenstecklinge soll ein Gemüsegewächshaus für den Winter folgen. Auch Obstbäume würden die Häftlinge gerne pflanzen. Und das Gefängnis soll für alle, die dort leben und arbeiten müssen, etwas freundlicher werden: Eine Rosenrabatte soll angelegt werden und für die Kinder eine grüne "Spieloase" entstehen.