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"Neue Aufgaben im Stadtverkehr": Seminar der Straßenbau- und Verkehrsingenieure in der Hochschule Bremen

(lifePR) (Bremen, )
Die Mitglieder der Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure der Freien Hansestadt Bremen e.V. (VSVI Bremen) trafen sich am vergangenen Donnerstag in der Hochschule Bremen zu ihrem diesjährigen Seminar. Die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung unter dem Titel: "Neue Aufgaben im Straßenverkehr - Aktuelle Probleme" richtete sich an Fachleute aus Praxis und Wissenschaft, die mit Planung, Entwurf und Betrieb städtischer Verkehrswege befasst sind. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dipl.-Ing. Oliver Iversen vom Bremer Amt für Straßen und Verkehr und stellvertretendem Vorsitzender und Geschäftsführer der VSVI Bremen.

Die VSVI-Mitglieder befassten sich unter anderem mit dem Thema "Shared Space", also der gemeinsamen Nutzung unbeschilderter Verkehrsflächen: Prof. Dr.-Ing. Carsten-W. Müller, Abteilungsleiter des Bauingenieurwesens an der Hochschule Bremen und Vorstandsmitglied der VSVI Bremen, ging in seinem Eingangsreferat der Frage nach: "Shared Space - was ist das!?". So beleuchtete er kritisch, ob Straßen ohne Schilder auch im Zusammenhang mit der erforderlichen Sicherheit im Straßenverkehr eine Möglichkeit bieten, der zunehmenden Verkehrsströme Herr zu werden. Diese Art der gegenseitigen Rücksichtnahme im Stadtverkehr ist zum Beispiel in den Niederlanden schon seit einigen Jahren erprobt; dort gelten allerdings andere Straßenverkehrsgesetze. Die Art der Umsetzung, bei der Bürgerinnen und Bürger aktiv in den Planungsprozess eingebunden werden, gehört ebenfalls noch nicht zum selbstverständlichen Standard in Deutschland. Das bisher einzige Beispiel von Shared Space in Deutschland, Bohmte, wurde mit Vor- und Nachteilen vorgestellt.

Über aktuelle Shared Space-Projekte referierte im Anschluss Dipl.- Ing. Markus Franke von der ARGUS Stadt- und Verkehrsplanung aus Hamburg unter dem Titel: "Shared Space - was ist das noch?". Darin zeigte er Beispiele aus der Praxis, die Shared Space auf Basis der gültigen Gesetze in Deutschland zumindest nahe kommen. Dazu gehören Straßen in Duisburg, Hamburg oder Westerland. Einig waren sich beide Referenten in ihrem Urteil, dass Shared Space zunächst im Versuch flächendeckend in Deutschland eingeführt werden sollte. Ebenso einig waren sie sich, daß es noch brennende Fragen wie die Berücksichtigung blinder oder sehbehinderter Menschen sowie hohen Parkdruck im mZusammenhang mit Shared Space zu klären gilt.

Inwieweit Kooperationen zwischen öffentlichen und privaten Händen für das nachgeordnete Straßennetz tragfähig seien, untersuchte Dr.-Ing. habil. Norbert Ulrich von der Schüßler Plan Ingenieursgesellschaft mbH aus Berlin. Ein solches Public-Private-Partnership-Projekt (PPP) ist seit 2006 in Braunschweig unter dem Namen "BELLIS" bereits umgesetzt: Eine private Gesellschaft für den Bereich Verkehrsanlagen und Beleuchtung in der Stadt Braunschweig übernahm Aufgaben im Bereich Verkehrsführung, Verkehrs- und Parkraummanagement sowie öffentliche Beleuchtung. BELLIS ist eine Projektgemeinschaft der Siemens AG und der Braunschweiger Versorgungs-AG BS|ENERGY.

Über die Idee, neue Wege für die Stadtplanung in Braunschweig zu beschreiten, referierte Ralf Krenkel als BELLIS-Geschäftsführer. Er stellte die Erfahrungen bei der Umsetzung eines PPP und bei dessen täglicher Anwendung in den Mittelpunkt seines Redebeitrages. Weitere Seminarthemen waren die Luftreinhalte- und die Lärmaktionsplanung: Dr.-Ing. Eckhart Heinrichs von der LK ARGUS GmbH, Berlin, stellte hierzu mögliche Synergien und Zielkonflikte bei den Planungen und der Umsetzung in seinem Beitrag gegenüber.

Vor dem Hintergrund zunehmender Kritik an Missständen im öffentlichen Straßenraum gewinnt die Einbindung Betroffener bereits in der Planungsphase an Bedeutung. In diesem Zusammenhang kann Verkehrsplanung nicht mehr am sprichwörtlichen grünen Tisch erfolgen. So wird empfohlen, bei aktuellen und zukünftigen Projektplanungen die Betroffenen stärker zu beteiligen. Die Orientierung an konsensfähigen Zielvorstellungen kann so eine breite Zustimmung sichern. Die Diskussion über "Shared Space" in vielen Städten und Gemeinden ist übrigens zumeist unter Beteiligung der Bürger in Gang gekommen.

Prof. Dr.-Ing. Müller fasste das Ergebnis des Seminars so zusammen: "Das Seminar der VSVI an der Hochschule Bremen kann inzwischen auf eine zehnjährige Tradition zurückblicken. Die VSVI Bremen bietet am Ort der Forschung und Lehre ihren Mitgliedern neue Impulse aus der Praxis für die Praxis. Die gute Nachfrage von rund 100 Teilnehmern zeigt, dass Themenwahl und Diskussion dem entsprechen, was die Mitglieder von ihrer Vereinigung erwarten: Vermittlung aktuellen Wissens für Straßen- und Verkehrsingenieurinnen und -ingenieure, um für neue Fragen des Berufs gerüstet zu sein. Die Hochschule Bremen als Ort der Wissensvermittlung für kommende und gestandene Verkehrsplanerinnen und -planer (Stichwort "Lebenslanges Lernen") bildet den idealen Hintergrund."
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