Steffen Schwab, Landesvorsitzender des Schwulen Netzwerks NRW, kündigte die Redaktionen von SPIEGEL und SPIEGEL Online als diesjährige Preisträger der Kompassnadel an "für ihre beispielgebenden, journalistisch vorbildhaften Leistungen, welche die Lebensrealität von Schwulen, Lesben und Transsexuellen reflektieren und integrieren." Die Nominierung hatte im Vorfeld bereits Kontroversen hervorgerufen aufgrund der tendenziösen Berichterstattung des Magazins zu Zeiten der Aidskrise der Achtzigerjahre. Auch Kayser hatte sich kritisch zur Preisverleihung geäußert. "Wir zeichnen den SPIEGEL nicht für seine Rolle aus, die er in den 1980er Jahren beim Aufkommen von Aids eingenommen hat", erklärte Schwab.
Marcel Dams, Aidsaktivist und Medienpreisträger der Deutschen AIDS-Stiftung, würdigte in seiner Laudatio die fundierte, ausgewogene und informative Berichterstattung des SPIEGEL, der nicht auf Sensationsjournalismus setze und ihn während seines Coming-out darin bestärkte, dass Homosexualität ein gesellschaftsrelevantes Thema sei. "Indem SPIEGEL und SPIEGEL Online unterschiedliche Lebensweisen einer breiten, zumeist heterosexuellen Leserschaft näherbringt, wirkt er daran mit, dass die Gesellschaft sich für andere Lebensformen öffnet", so Dams.
Markus Verbeet, Deutschlandchef der SPIEGEL-Redaktion, der den Preis stellvertretend für seine Kolleginnen und Kollegen entgegennahm, dankte dem Vorstand des Schwulen Netzwerks NRW für den Preis, würdigte aber auch die Kritiker. "Jeder Journalist hat die Leser, die er verdient. Und zu unseren Lesern zählen ganz offensichtlich kritische Geister", sagte Verbeet. Dem Vorwurf, die Redaktion könne die Selbstkritik vergessen, trat er entschieden entgegen. Die Verleihung der Kompassnadel habe bewirkt, dass alle Berichte über Homosexualität seit den 1970er Jahren geprüft worden seien. "Es war nicht alles gut, was wir damals geschrieben haben. Es gab Grenzüberschreitungen. Es gab nicht nur zugespitzte Darstellungen, sondern auch verletzende Worte. Manches hätten wir auch damals besser wissen müssen und ich ahne, was für Verletzungen wir hervorgerufen haben", erklärte Verbeet. Es sei aber auch nicht alles schlecht gewesen, etwa als der SPIEGEL Ende der 1970er Jahre gegen die Diskriminierung von Schwulen schrieb. "So wie in der Vergangenheit des SPIEGEL nicht alles schlecht war, so ist heute nicht alles gut. Wir wollen uns Ihr Interesse verdienen, Ihr Vertrauen, Ihren kritischen Geist", schloss Verbeet.
Die Kompassnadel für ehrenamtliches Engagement 2013 erhielt Falk Steinborn für das von ihm aufgebaute Projekt "queerblick". Dieses TV-Magazin erreicht seit 2009 schwule, lesbische, bisexuelle und transidente Jugendliche in Dortmund und darüber hinaus. Es gibt ihnen die Möglichkeit, sich mit ihren Coming-Out- und Lebenssituationen vor und hinter der Kamera auseinanderzusetzen und bringt ihnen bei, ihre eigenen Fernsehbeiträge und Kurzfilme zu produzieren.
Der CSD-Empfang des Schwulen Netzwerks NRW fand 2013 zum zwanzigsten Mal statt. Seit dem Jahr 2000 führen ihn die Aidshilfe NRW und das Schwule Netzwerk NRW gemeinsam durch. Im Rahmen des Empfangs verlieh das Schwule Netzwerk NRW zum dreizehnten Mal den Preis Kompassnadel.