Mit der Aussetzung der Exportsubventionen bei Milch sei endlich eine rund 40-jährige Geschichte unterbrochen, in der die EU mit Hilfe dieser Subvention Milchprodukte auf den Weltmarkt drücke und damit regionale Märkte besonders in Entwicklungsländern nachhaltig destabilisiere. „Mit diesem jahrzehntelangen Dumping hat die EU dazu beigetragen, dass in Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas kleinbäuerliche Produzenten von ihren regionalen Absatzmärkten verdrängt worden sind oder ihre Verkaufspreise so stark unter Druck gesetzt worden sind, dass sie von ihrer Milchproduktion kein ausreichendes Einkommen mehr erwirtschaften konnten“, kritisiert Alicia Kolmans, Agrarreferentin bei MISEREOR. „Die EU hat allein für den Milchbereich in den letzten Jahren zwischen 800 Millionen und 1,8 Milliarden Euro pro Jahr ausgegeben“, zitiert Kolmans die Studie der Organisationen.
Der AbL-Vorsitzende Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf ergänzt: „Die EU darf in das Dumping von Milchprodukten auf dem Weltmarkt nicht wieder einsteigen. Wir fordern die EUKommission, den EU-Agrarrat und das Europäische Parlament auf, der langjährigen Forderung von entwicklungspolitischen und bäuerlichen Organisationen nach Abschaffung der Exportsubventionen nun auch dauerhaft Geltung zu verschaffen.“
AbL und MISEREOR sehen in ihrer Studie ein endgültiges Aus der Exportsubventionen nicht nur im Interesse der ländlichen Bevölkerung in Entwicklungsländern: „Das Exportdumping ist zwar gegenüber den Steuerzahlern oftmals damit begründet worden, den Bauern helfen zu wollen. Das Gegenteil aber wurde bewirkt. Das Geld haben sich Milchindustrie und die Exporteure eingesteckt, es hat nicht dazu geführt, das die Molkereien den Bauern einen kostendeckenden Milchpreis gezahlt haben“, so Graefe zu Baringdorf. „Das lassen sich die Milchbauern nun nicht mehr bieten. Sie schließen sich im Bundesverband der Deutschen Milchviehhalter (BDM) zusammen und drohen den Molkereien notfalls mit einem Milchstreik, wenn die Molkereien bis Oktober nicht 40 Cent je Liter Milch zahlen“, erläutert der AbLVorsitzende.
Die AbL warnt gemeinsam mit MISEREOR davor, vor dem Hintergrund gestiegener Preise für Milchprodukte im Einzelhandel die Quotenregelung abzuschaffen oder aufzuweichen: Die Ausdehnung der Milchproduktion in der EU würde die Chance gleich wieder zerstören, dass sich die regionalen Märkte in Entwicklungs- und Schwellenländern erholen und sich dort eine nachhaltige stabile Milchwirtschaft entwickelt. Die EU sollte durch besondere Qualitätserzeugnisse überzeugen und den Weg, mit billigen Massenwaren Exportmärkte zu erobern, endlich verlassen. Die Abschaffung der Mengenbegrenzung innerhalb der EU droht das Exportdumping fortzusetzen, nur mit anderen Mitteln.