Nach Aussage von ADRA-Direktor Marcel Wagner ist das Ausmaß der Schäden diesmal noch gravierender als bei der Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004.
Projektleiter Teddy Din konnte - als die Warnung über das Radio kam - wegen des bereits orkanartigen Sturmes den Ort nicht mehr mit seinem Boot verlassen. Die Stelzenhäuser wurden umgerissen. Eine Flutwelle stieg bis zu dreieinhalb Metern an und spülte alles in ihrem Einflussbereich befindliche weg. Die Menschen wurden über eine Stunde lang - lebend oder tot - nach Norden getrieben bis zu einer Stelle, die man mit dem Boot normalerweise in drei Stunden erreichen kann.
Zwischen 18 und 24 Uhr war der Sturm so stark, dass man kaum die Augen öffnen konnte. Etwa 150 Menschen hatten sich in einem Lagerhaus für Reisvorräte in Sicherheit gebracht und hielten sich an den Holzpfeilern fest. Ein letztes Boot mit einigen Fliehenden kam vorbei und man zog wenigstens die Kinder in das Gebäude. Draußen suchten die Menschen nach Stellen, wo sie sich festhalten oder dranhängen konnten.
Die von ADRA nach dem Tsunami etwas erhöht aufgebaute Brücke hielt stand und rettete vielen Menschen das Leben.
Während der letzten Tage leben die Menschen von Kokosnüssen und Kokosmilch. So konnten sie bisher überleben, denn es gibt sehr viele Kokosnuss-Bäume in der Gegend, während Trinkwasser aufgrund der Versalzung so gut wie gar nicht verfügbar ist. Zudem konnten sie in den ersten Stunden das Fleisch toter Tiere verzehren. Doch wegen der hohen Temperaturen von 30 bis 40 Grad Celsius setzt der Verwesungsvorgang so schnell ein, dass diese Ernährungsquelle nun auch wegfällt.
Bei der Ortschaft Theik sammeln sich momentan etwa 300 bis 400 Menschen, weil dort ein Wasserrohr funktionstüchtig geblieben ist. Hier haben die ersten ADRA - Hilfsmaßnahmen vor Ort begonnen, indem alles Essbare, Kleidung und verwendbares Treibgut gesammelt und dann unter den Opfern verteilt wurden. Auch mit den ersten Aufräumarbeiten konnte hier begonnen werden. Die ADRA-Tsunami-Mannschaft fährt mit Booten die Flussufer und Seitenkanäle ab, um die Lage zu sondieren. Dabei entdeckten sie 500 Menschen, die aus Labutta im Norden kommend Nahrungsmittel in den Süden trugen. Hier läuft also schon einiges an privater Eigeninitiative.
ADRA freut sich über die Meldung, dass von den 19 vermissten Mitarbeitern sich inzwischen 18 gemeldet haben. Bezüglich einer Mitarbeiterin erhielten wir die Meldung, dass sie bei dem Versuch sich im neu restaurierten Postgebäude zu retten von den Wassermassen fortgerissen wurde, als das Haus in sich zusammenbrach. Augenzeugen haben sie im Wasser treibend gesehen.
Aufgrund der Seuchengefahr ist der Zugang zum Deltagebiet nur noch offiziellen Hilfs- und Einsatzkräften möglich. ADRA kann auf insgesamt 170 einheimische Mitarbeiter zurückgreifen und hat heute bei dem Koordinierungstreffen der UN-Organisationen mit den Nichtregierungsorganisationen den Auftrag erhalten, in diesem Gebiet die Menschen mit Trinkwasser- und Nahrungsmitteln zu versorgen.