Das Plakat-Motiv zeigt einerseits anklagende Tieraugen, die das Leid der Tiere in den Laboren darstellen, anderseits einen Multi-Organ-Chip, der beispielhaft auf sinnvolle, am Menschen orientierte Forschung verweist. Die Aussage „Tierversuche sind unmenschlich“ steht sowohl dafür, dass Tierversuche grausam und ethisch nicht zu rechtfertigen sind, als auch für die Tatsache, dass Tiere und Menschen sich zu stark unterscheiden und die Ergebnisse deswegen nicht übertragbar sind.
„Tierversuche geschehen noch immer im Verborgenen, und die Grausamkeiten sowie fatalen Folgen für Tiere und Menschen sind kaum bekannt. Zudem blockiert das Festhalten am System Tierversuch die leistungsstarke tierversuchsfreie Forschung“, so Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche.
Das Ernst Strüngmann Institut in Frankfurt, unter wissenschaftlicher Leitung der Max-Planck-Gesellschaft, ist eines der 8 Institute in Deutschland, an denen immer noch die für den Menschen wissenschaftlich wertlose und extrem qualvolle Affenhirnforschung betrieben wird. Auch in Frankfurt wird mit Flüssigkeitsentzug gearbeitet, um die Affen gefügig zu machen und zur „Teilnahme“ am Experiment zu zwingen. Beispielsweise werden bei drei Rhesusaffen ein Kopfhalter und zwei „Basisplatten“ auf dem Schädel montiert. Die Affen erhalten eine Elektrodenkammer über einem Bohrloch befestigt, durch die später Elektroden in das Gehirn eingelassen werden. Während der Versuche sitzen die Tiere in einem Primatenstuhl, der Kopf ist am Kopfhalter unbeweglich angeschraubt. Die Tiere müssen auf einen bestimmten Punkt auf einem Bildschirm starren, auf dem Bilder von Tieren, Blumen, Landschaften oder Bäumen gezeigt werden. Gleichzeitig werden über die Elektroden Hirnströme gemessen. Für eine „richtig“ erledigte Aufgabe erhalten sie etwas Flüssigkeit. Ein Versuch, der besonders absurd ist, wird er doch gleichzeitig auch an menschlichen Probanden durchgeführt – und bei diesen natürlich auf freiwilliger Basis, ohne auf den Kopf geschraubten Gerätschaften und ganz ohne Zwang und Qual.
„Nur humanbasierte Forschung bringt uns auch Ergebnisse, die dem Menschen potenziell helfen können“, weiß Dr. Gericke. „Neben solchen schmerzfreien Tests an freiwilligen Probanden gibt es zahlreiche weitere Testmethoden, die ohne Tierversuche arbeiten.“ Gemeint sind z.B. sogenannte Organoide. Das sind auf menschlichen Zellen basierende Mini-Organe, die im Labor entstehen. Die Zellentnahme ist schmerzfrei – es reicht z.B. ein Haar und die Umprogrammierung zu induzierten pluripotenten Stammzellen im Labor ist ethisch unbedenklich. Auch sogenannte Mini-Gehirne können auf diese Weise generiert werden, an denen wirkungsvoll und menschenrelevant geforscht werden kann.
Die Plakataktion ist Teil einer Öffentlichkeits-Kampagne von Ärzte gegen Tierversuche. Dieses Jahr wurden bereits Augsburg, Leipzig, Hannover, Göttingen, Bremen und Marburg plakatiert.
Weitere Informationen
Die Großflächenplakate sind u.a. an folgenden U-Bahn-Stationen zu finden:
· Hauptwache / D-Ebene / Ausgang Hauptwache (12.11. – 21.11.2023)
· Bornheim Mitte / C-Ebene (12.11. – 21.11.2023)
· Willy-Brandt-Platz / D-Ebene, Aufgang Richtung Hauptbahnhof (22.11. – 02.12.2023)
· Bornheim Mitte / C-Ebene / Bahnsteig Richtung Seckbach (22.11. – 02.12.2023)
· Kirchplatz / B-Ebene / Ausgang Ginnheimerstraße und Grempstraße (12.11. – 02.12.2023)
Quelle: Uran C. et al. Predictive coding of natural images by V1 firing rates and rhythmic synchronization. Neuron 2022; 110:1240-1257