Ende 2020 gab der Bund bekannt, eine nationale „Kompetenzplattform zu Alternativen zum Tierversuch“ implementieren zu wollen und im ersten Schritt mit 3 Millionen Euro zu fördern – eine sehr begrüßenswerte, aber auch überfällige Entwicklung, die immerhin in die richtige Richtung geht. ÄgT hatte die Notwendigkeit einer derartigen Plattform längst erkannt: Bereits Mitte 2020 wurde die weltweit öffentlich zugängliche zweisprachige Datenbank für tierversuchsfreie Forschungsmethoden, die NAT-Database, in Eigenregie gelauncht. Keine 1,5 Jahre später sind dort bereits über 1.000 Einträge aus verschiedenen biomedizinischen Forschungsgebieten gelistet.
„Tierversuchsfreie Forschung ist seit Jahren auf dem Vormarsch. Jeden Tag werden weltweit neue tierversuchsfreie Methoden entwickelt. Die über 1.000 Einträge sind deshalb nur ein sehr kleiner Ausschnitt dessen, was heutzutage an modernen, humanrelevanten Methoden möglich ist“, so Dr. Gaby Neumann, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche. Menschliche Mini-Nieren, die Urin produzieren, schlagende Miniaturherzen, 3D-gedruckte Organe, Multi-Organ-Chips, Computermodelle, die mit künstlicher Intelligenz und Algorithmen die Giftigkeit von Stoffen vorhersagen und viele weitere Methoden lassen sich nach verschiedenen Suchkriterien in der NAT-Database filtern.
„Die Bedeutung unserer Datenbank als Informationsplattform für Politiker, Wissenschaftler sowie die breite Bevölkerung wurde dadurch bestätigt, dass wir sogar öffentliche Fördergelder über die Berliner Landestierschutzbeauftragten Dr. Kathrin Herrmann erhielten“, berichtet Neumann. „So stammt der 1.000ste Eintrag aus einem der Reports des EU-Referenzlabors EURL ECVAM zu 7 biomedizinischen Bereichen, von denen insgesamt 655 humanbasierte Methoden Dank der Förderung in die Datenbank eingepflegt werden.“
Die aktuell über 1.000 Einträge in der NAT-Database zeigen deutlich die Vielfalt und Leistungsfähigkeit innovativer, tierversuchsfreier Technologien, die zukünftig mit der nötigen Konsequenz genutzt und weiterentwickelt werden müssen. Und sie sind eine gute Basis, damit Wissenschaftler weltweit die NAT-Database nutzen, um sich über Entwicklungen in einem bestimmten Forschungsfeld zu informieren oder Kontakte zu knüpfen, z. B. zwecks Zusammenarbeit oder Erlernen einer bestimmten Methode. Behörden können die Datenbank-Einträge helfen, gezielt tierversuchsfreie Verfahren zu identifizieren, die z. B. bei Forschungsanträgen anstelle von Tierversuchen eingesetzt werden sollten.
Selbstverständlich wird die Datenbank weiterhin kontinuierlich ausgebaut.
* NAT steht für Non-Animal-Technologies
NAT-Datenbank für tierversuchsfreie Methoden: www.nat-database.de