Von den im Jahr 2020 insgesamt 8.741.558 Tieren, die in europäischen Tierversuchseinrichtungen eingesetzt wurden, wurden 8.054.930 direkt in Tierversuchen „verwendet“ (erstmals und wiederholt). Weitere 686.628 Tiere mussten ihr Leben zum Erhalt bestehender oder zur Schaffung neuer genveränderter Linien lassen.
Hauptleidtragende waren, bezogen auf die Gesamtzahl der erstmals und wiederholt verwendeten Tiere, Mäuse (3.933.947), Fische (2.206.718) und Ratten (674.286). Außerdem wurden – neben zahlreichen anderen Tierarten – 350.494 Kaninchen, 14.064 Hunde, 3.959 Katzen sowie 7.316 Affen für Versuchszwecke verwendet.
Die Tierversuchsstatistik der EU umfasst die Daten von 27 Mitgliedsstaaten und Norwegen. Im Vergleich des europaweiten Tierverbrauchs liegt Deutschland mit 1.897.640 Tieren auf Platz eins. „Diese unrühmliche Spitzenposition ist ein Armutszeugnis für ein Land, das sich als innovations- und forschungsstark darstellt und dennoch ausgerechnet beim Verbrauch von Tieren in irreführenden Tierversuchen führend ist“, kritisiert Dr. Johanna Walter, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche.
Zusätzlich zu den rund 1.9 Millionen Tieren, die in Deutschland in Tierversuchen oder zur Zucht und zum Erhalt gentechnisch veränderter Linien eingesetzt wurden, wurden weitere 633.784 Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken wie zur Organentnahme getötet. Diese Tiere fehlen in der EU-Statistik. Hinzu kommen noch die sogenannten Überschusstiere, die zwar für Tierversuche gezüchtet wurden, aber beispielsweise aufgrund ihres Geschlechts, ihres Alters oder ihrer genetischen Ausstattung nicht verwendet und stattdessen direkt getötet wurden. Die Zahl der Überschusstiere wird in Deutschland seit 2021 erhoben und betrug erschütternde 2.554.560 Tiere. Somit erfasst die EU-Statistik 2020 nur einen Bruchteil der Tiere, die tatsächlich in den Laboren eingesetzt und fast alle getötet wurden.
Zwar ist im Vergleich zu 2019 die Zahl der für Versuche oder zur Herstellung und zum Erhalt gentechnischer Linien verwendeten Tiere zurückgegangen – in der gesamten EU und Norwegen um 7 % und in Deutschland sogar um 26 % – allerdings nicht, weil ein Umdenken hin zu modernen tierversuchsfreien und humanrelevanten Methoden stattgefunden hat. Ursächlich für diesen Rückgang war die COVID-19 Pandemie, welche zu erheblichen Beeinträchtigungen in den Forschungsinstituten führte, wodurch viele Forschungsprojekte verzögert oder gar nicht durchgeführt wurden. So gaben laut EU-Bericht 11 von 16 Ländern an, dass die Verringerung ihrer Tierversuchszahlen durch Corona-Maßnahmen verursacht wurden.
„Es ist anzunehmen, dass nach den Lockdowns und Kontaktbeschränkungen die 2020 herrschten, die Labore wieder in den „Normalbetrieb“ mit entsprechend hohem „Tierverbrauch“ übergehen werden“ befürchtet Walter. „Eine echte Trendwende ist jedenfalls nicht in Sicht. Somit wird das von der EU in der Tierversuchsrichtlinie beabsichtigte Ziel, Tierversuche zu ersetzen, weiterhin verfehlt.“
Quellen:
European Commission: Commission Staff Working Document „Summary Report on the statistics on the use of animals for scientific purposes in the Member States of the European Union and Norway in 2020“, 31.03.2023