Forscher der Poliklinik für zahnärztliche Chirurgie des Universitätsklinikums Düsseldorf zogen Beagle-Hunden jeweils 10 Zähne und frästen Löcher in ihre Kiefer. In einer zweiten Operation wurden zwei weitere Zähne gezogen und Teilstücke dieser Zähne in die zuvor gefrästen Löcher eingelegt. In einer dritten Operation wurden dann Titanimplantate in die im Kiefer eingewachsenen Zahnstücke geschraubt. Drei Wochen danach wurden die Hunde getötet.
Ziel der Studie war es herauszufinden, ob sich Zähne als Aufbaumaterial für Kieferknochen eignen. „Diese Versuche sind nicht nur grausam, sondern aus vielfachen Gründen auch völlig absurd“, erklärt Dr. med. vet. Gaby Neumann, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche. „Hunde sind in der Lage, ganze Knochen durchzubeißen oder Teile aus ihrer Beute zu reißen. Dabei wirken ganz andere Kräfte als bei der Ernährung des Menschen. Deshalb gibt es gravierende Unterschiede bezüglich der Art des Gebisses sowie des Aufbaus von Kiefer, Knochen und Muskulatur.“
Bürger konnten in einer Online-Abstimmung eine Woche lang aus 5 Kandidaten auswählen. Von 4.304 Stimmen entfielen 1.447 (34 %) auf Düsseldorf. Zur Auswahl standen außerdem Tierversuche aus Bochum, Bonn, Insel Riems (Greifswald) und Würzburg.
Die Versuchsbeschreibungen sind der öffentlichen Datenbank des Vereins entnommen, in der mehr als 5.000 Beschreibungen von in Fachzeitschriften veröffentlichten Tierversuchen aus Deutschland inklusive Originalquellen dokumentiert sind. Ausführliche Beschreibungen der Kandidaten und ihre Quellen finden sich auf der Aktions-Webseite. Der Preis wird an Institute vergeben, nicht an Personen.
Als Gegenpol zum Negativpreis lobt der Ärzteverein regelmäßig den mit 20.000 € dotierten „Herbert-Stiller-Preis“ für humanrelevante Forschung aus. Damit will er innovative tierversuchsfreie Forschungsansätze fördern, denn diese werden staatlicherseits nur mit einem Bruchteil der Fördergelder für Tierversuche unterstützt. Letztes Jahr ging einer von zwei Preisen an eine Forschergruppe aus Wien, die mittels 3D-Biodruck personalisierte Modelle der menschlichen Mundschleimhaut herstellen, um an ihnen unter anderem Materialien wie Implantate auf ihre Verträglichkeit hin zu testen. „Ein wichtiger Aspekt, der bei den Düsseldorfer Versuchen ebenfalls völlig missachtet wurde, sind bedeutsame Differenzen im Heilungsverhalten von Knochen und Weichteilgewebe bei Menschen und Hunden. Umso wichtiger sind deshalb Methoden wie die aus Wien, bei denen mit menschlichen Zellen gearbeitet wird, um aussagekräftige Ergebnisse für den Menschen zu bekommen“, so Neumann abschließend.
Weitere Infos:
www.herz-aus-stein.info