Bayern führt in diesem Jahr die Negativ-Rangliste zu Tierversuchen mit 774.874 Tieren und damit 18,42% der bundesweiten Gesamttierzahl von 4.207.231. Bayern war schon immer eine Hochburg für Tierversuche. An der Ludwigs-Maximilians-Universität München (LMU) finden seit langem Xenotransplantationsversuche statt, bei denen Herzen genmanipulierter Schweine in die Bauchhöhle von Pavianen verpflanzt werden. Nun wird auch im bislang tierversuchsfreien Augsburg am Klinikum eine Tierhaltung für rund 23.000 Mäuse gebaut.
755.773 Tiere bzw. 17,96 % gehen auf das Konto von Tierversuchslaboren in Nordrhein-Westfalen. In Münster hat sich die amerikanische Firma Covance (jetzt „Labcorp“) mit seiner Filiale auf Giftigkeitstests bei schwangeren Affen spezialisiert. Da 2022 fast alle in Nordrhein-Westfalen „verbrauchten“ Affen (1.933 Tiere von 1.970) für sogenannte regulatorische Tests, zu denen auch die Prüfung auf Giftigkeit einer Substanz gehört, eingesetzt wurden, geht ÄgT davon aus, dass Covance dafür hautverantwortlich ist. Auch in Nordrhein-Westfalen wird die tierexperimentelle Forschung darüber hinaus weiter ausgebaut, so etwa an der Bielefelder Universität.
An dritter Stelle steht Baden-Württemberg mit einem Anteil von 644.408 Tieren bzw. 15,32 % an der Gesamttierzahl. In Tübingen müssen an mehreren Instituten weiter Affen in der Hirnforschung leiden. 2022 war es ÄgT gelungen, interne Informationen öffentlich zu machen, die das schwerste Leid der Affen amtlich bestätigen.
2022 wurden in Deutschland 956.933 Tiere (55,5 %) in der Grundlagenforschung verforscht. Mit 205.870 Tieren (21,51 %) hat Nordrhein-Westfahlen die meisten der bundesweit in diesem Bereich verwendeten Tiere eingesetzt, gefolgt von Bayern mit 161.228 Tieren (16,85 %), Baden-Württemberg mit 131.550 Tieren (13,74 %) und Sachsen mit 95.871 Tieren (10,02 %).
Bei den sogenannten Überschusstieren haben Baden-Württemberg mit 462.824 Tieren (54 %), Nordrhein-Westfalen mit 437.861 Tieren (51,81 %) und Bayern mit 461.225 Tieren (51,75 %) die höchsten Tierzahlen im Ländervergleich. Im Verhältnis zur jeweiligen Tierzahl sticht Berlin mit 67,69 % (335.819 Tiere) Anteil an sog. Überschusstieren hervor, im Saarland sind es 67,18 % (45.979 Tiere), in Sachsen-Anhalt 62,42 % (59.762 Tiere).
Von den bundesweit insgesamt 4.207.231 Tieren wurden 1.725.855 direkt in Tierversuchen verwendet und zumeist getötet. Weitere 711.939 Tiere wurden zu „wissenschaftlichen Zwecken“ wie der Organentnahme getötet. Hinzu kommen 1.769.437 Tiere, die mangels Verwendungszwecks als „Überschuss“ getötet wurden. 918.276 der Tiere bzw. etwa 53 % gemessen an den in Tierversuchen eingesetzten Tieren waren gentechnisch verändert, vor allem Mäuse und Fische. 62.377 Tiere (3,6 %) wurden Versuchen mit dem Schweregrad „schwer“ zugeordnet. Anzumerken ist, dass standardmäßig der Experimentator selbst den Schweregrad angibt und das Leid oft heruntergespielt wird.
Angesichts fehlender, ernsthafter Maßnahmen seitens der Verantwortlichen in der Politik fordert ÄgT nun endlich analog anderen Ländern eine Ausstiegsstrategie aus dem Tierversuch zu erarbeiten und dringend auch die bestehenden Verstöße gegen die Vorgaben der EU-Tierversuchsrichtlinie zu beseitigen, wonach unter anderem ein Verbot besonders leidvoller Tierversuche möglich wäre.
* sog. Überschusstiere sind Tiere, die in den Laboren getötet werden, weil sie zu alt sind, nicht das „richtige“ Geschlecht oder die gewünschten Gene für das jeweilige Versuchsprojekt haben. Da die Labore keine Verwendung für die Tiere haben und aus Kapazitätsgründen nicht für den lebenslänglichen Unterhalt aufkommen wollen, werden sie als Überschuss entsorgt.
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