Nach mehr als dreijähriger Bauzeit und Kosten von 32 Millionen Euro ist am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ein neues Gebäude für die "Versuchs"tierhaltung eröffnet worden. Laut Angaben des UKE können dort rund 12.000 Tiere, vor allem Mäuse, aber auch Kaninchen, Schweine und Schafe, untergebracht werden. Zusammen mit Haltungsmöglichkeiten in anderen Gebäuden, können am Hamburger Uniklinikum so gleichzeitig 40.000 Tiere gehalten werden.
107.295 Tiere wurden 2021 in Hamburger Laboren „verbraucht“, rund 4 % der Gesamtzahl Deutschlands. Hinzu kommen 59.364 „Überschusstiere“, also Tiere, die aufgrund von z.B. falschem Alter, Geschlecht oder genetischem Hintergrund nicht verwendet und deshalb getötet werden. Im Städtevergleich von Ärzte gegen Tierversuche liegt Hamburg auf Platz 8 der Tierversuchshochburgen. An 10 Einrichtungen werden Tierversuche durchgeführt, wobei das UKE mit 25 tierexperimentell tätigen Kliniken und Instituten die größte ist.
Laut Angaben des Klinikums soll die neugebaute Tierhaltung und damit die Weiterführung von Tierversuchen die hohe Qualität biomedizinischer Forschung in Hamburg sichern. Damit setzt das UKE aber auf die völlig falsche Karte. Denn trotz 150 Jahren Tierversuch sind immer noch zwei Drittel aller menschlichen Krankheiten nicht heilbar bzw. ihre Ursache ist nicht bekannt. „Moderne Forschung geht anders. Tierversuchsfreie Methoden, die auf menschlichen Daten oder Zellen basieren, sagen nachgewiesenermaßen viel besser als Tierversuche die Reaktion des Menschen voraus“, weiß Neumann. „Deshalb müssen in Zukunft öffentliche Gelder nicht in Tierversuchsbauten, sondern in diese Forschungszweige fließen.“ In den USA wurde gerade ein Gesetz rechtskräftig, das Unternehmen die Zulassung von Medikamenten ohne Tierversuche erlaubt, nur mit Daten und Ergebnissen aus humanbasierten Modellen wie Multi-Organ-Chips oder Computermodellen. „Daran kann man erkennen, wie groß das Potenzial ist!“, so Neumann abschließend.
Mit der Kampagne „Kein neues Tierversuchslabor am UKE“ hat Ärzte gegen Tierversuche seit 2018 mit verschiedenen Maßnahmen wie Unterschriftensammlungen, Online-Petition und lokalen Aktionen gegen den geplanten Neubau protestiert. Im Dezember 2019 wurde die Kampagne mit der Übergabe von über 32.000 Unterschriften an den Hamburger Senat vorerst beendet.