Hierzu Ingo Zenkner, Chef der Karlsruher Arbeitsagentur:
"Die positive Grundtendenz auf dem Arbeitsmarkt ist weiterhin da. Das zeigen mir auch die aktuellen Zugangswerte. Im Monats- aber auch im Jahresvergleich mussten sich deutlich weniger Menschen neu oder wieder arbeitslos melden. Allerdings wird ein weiterer Abbau der Arbeitslosigkeit über die saisonübliche Entwicklung hinaus künftig in deutlich kleineren Schritten erfolgen. Ein Grund dafür ist die insgesamt gesehene niedrige Arbeitslosenzahl, die auf einem Niveau von vor zwanzig Jahren liegt.
Ich möchte den Fokus verstärkt auf die Eingliederung der Personengruppen lenken, die - einmal arbeitslos - nur sehr schwer wieder einen Arbeitsplatz finden. Insbesondere Ältere, Jugendliche ohne Berufsabschluss, Migranten, Menschen mit Behinderungen und Alleinerziehende haben trotz des nach wie vor guten Arbeitsmarktes weiterhin geringere Chancen, schnell einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Unser Ziel ist es, diese Personen in Beschäftigung zu halten oder aber alle Anstrengung darauf zu richten, sie möglichst schnell in Arbeit zu bringen." Wir werden sie brauchen. Ihr Können und ihre Erfahrungen stellen wertvolle Potentiale zur Deckung des weiterhin wachsenden Fachkräftebedarfs dar".
Der Arbeitsmarkt im Überblick
15.218 Frauen und Männer sind ohne Arbeit - knapp 190 weniger als vor einem Monat und 260 weniger als vor einem Jahr. Die Agentur für Arbeit differenziert bei der Betrachtung des Arbeitsmarktes neben den Branchen auch verschiedene Personengruppen. Besonders im Blickpunkt stehen dabei stets zwei Personengruppen: die Jungen und die Älteren. Bei den Jugendlichen liegt die Arbeitslosenquote mit 3,0 Prozent eindeutig unter der Gesamtquote. Die Arbeitslosigkeit bei älteren Arbeitnehmern ab 55 Jahren dagegen liegt mit 4,9 Prozent deutlich darüber.
- Der Rückgang der Arbeitslosigkeit erfolgte in erster Linie im Bereich der Grundsicherung (SGB II). Im Berichtsmonat erhielten 9.330 Frauen und Männer oder 61,3 Prozent aller Arbeitslosen aus dem Stadt- und Landkreis Karlsruhe Arbeitslosengeld II. Rund 400 weniger als vor einem Jahr.
- Die Arbeitslosenquote hat sich nicht verändert. Mit 4,0 Prozent liegt sie jetzt um 0,3 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Die Entwicklung im Stadt- und Landkreis ist dabei sehr unterschiedlich. Im Stadtkreis liegt sie bei 5,5 Prozent im Landkreis bei 3,0 Prozent.
- Der Blick auf die Bewegungen unterstreicht die Aussage von Zenkner. Im Juni mussten sich deutlich weniger Personen arbeitslos melden. Insgesamt kamen 3.476 in die Arbeitsagentur oder zu den Jobcentern. Das waren 988 oder 22,1 Prozent weniger als vor einem Monat und über 1.100 (24,1 Prozent) weniger als vor einem Jahr. Besonders positiv, die Zahl der Menschen die sich deshalb melden mussten, weil ihr Arbeitsverhältnis endete. Sie war um 20,8 Prozent niedriger als im Mai. Gleichzeitig konnten in den letzten vier Wochen jedoch wesentlich weniger Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden. Das liegt auch daran, dass die Betriebe vor den großen Ferien eher verhalten neue Einstellungen vornehmen. Insgesamt konnten 3.664 Personen konnten aus der Arbeitslosigkeit abgemeldet werden.
- Die Arbeitskräftenachfrage war im vergangenen Monat saisonbedingt rückläufig. Kurz vor Ferienbeginn sind die Arbeitgeber in der Regel eher zurückhaltend. Trotzdem meldeten die Personalverantwortlichen der Agentur 1.507 neue Arbeitsstellen; 7,5 Prozent weniger als im Mai. Das Gesamtangebot im Bezirk der Agentur für Arbeit Karlsruhe hat sich jedoch binnen Jahresfrist um 6,4 Prozent auf knapp 4.040 erhöht.
- Der Ausbildungsmarkt ist ausgeglichen und weiterhin kräftig in Bewegung. Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober 2011 wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Karlsruhe bisher 3.485 Berufsausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet, das sind 3,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon stehen derzeit noch knapp 1.260 Stellen für geeignete Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung. Im gleichen Zeitraum meldeten sich 3.444 Jugendliche, die eine Ausbildung machen möchten - 3,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Davon sind noch rund 1.440 Bewerberinnen und Bewerber auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder einer beruflichen Alternative.
"Betrachtet man das Verhältnis der gemeldeten Ausbildungsstellen zu den Bewerbern, besteht rein rechnerisch eine 1 zu 1 Situation. Aber so einfach ist das nicht, denn in vielen Fällen passen die Vorstellungen der Jugendlichen und die der Betriebe nicht zusammen. Da müssen von beiden Seiten Kompromisse geschlossen werden - Jugendliche können nicht nur ihren "Traumberuf" wählen. Sie müssen offen für Alternativen sein. Aber auch die Unternehmen und Handwerksbetriebe sollten Jugendliche in Betracht ziehen, die nicht gleich mit ihren Schulnoten überzeugen, sondern ihre Qualitäten erst im Betrieb zeigen", sagt Zenkner zur Lage am Ausbildungsmarkt.