Auch im Mai setzt sich die Entspannung am Arbeitsmarkt weiter fort. Während im April noch 65.195 arbeitslose Personen gemeldet waren, sind es jetzt nur noch 62.644. Dies entspricht einem Rückgang in absoluten Zahlen von 2.551 bzw. 3,9 Prozent. Im gleichen Umfang reduzierte sich auch die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen um 0,2 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent. Hans Werner Walzel: „Nachdem nun die frühjahrsbedingten und damit saisonalen Einflüsse kaum mehr eine Rolle spielen, ist es umso erfreulicher, dass sich der Rückgang der Arbeitslosen im Vergleich zu den Vorjahresmonaten kontinuierlich in einer Größenordnung von 20 Prozent bewegt.“
Von der wirtschaftlichen Belebung profitieren in gleichem Maße auch Arbeitslose ausländischer Nation, die aufgrund von Handicaps wie fehlenden Deutschkenntnissen oder geringeren Qualifikationen normalerweise mehr Probleme bei der Arbeitsuche haben. Aktuell sind im Agenturbezirk München 21.160 ausländische Arbeitlose gemeldet – rund 20 Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Seit Jahresbeginn konnten bereits ca. 6.500 arbeitslose Ausländer in eine Erwerbstätigkeit einmünden, darunter sogar 1.700 von Langzeitarbeitslosigkeit bedrohte bzw. langzeitarbeitslose Ausländer, die bereits sechs Monate oder länger arbeitslos waren. Trotzdem ist der Anteil der Ausländer an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit 13,8 Prozent unterrepräsentiert. Auch die aktuell verbesserten Einstiegsmöglichkeiten beseitigen nicht die grundlegenden Probleme, die bei Personen mit Migrationshintergrund eine langfristige Integration erschweren. Die Arbeitsagentur achtet daher seit längerem auf eine starke Einbindung dieses Personenkreises in Förderaktivitäten wie zum Beispiel die Intensivierung von Eigenaktivitäten, Deutschkurse, spezifische Qualifizierungsmaßnahmen mit Praktika, Sonderprogramme für Jugendliche mit Migrationshintergrund (Berufsausbildungen in außerbetrieblichen Einrichtungen, Projekt „aktiF“) oder die Förderung von Existenzgründungen.
Der Rückgang an Arbeitslosen in Höhe von 3,9 Prozent konzentriert sich weiterhin im Wesentlichen auf die Arbeitslosen die nach dem Dritten Sozialgesetzbuch (SGB III) bei der Agentur für Arbeit München betreut werden. So reduzierte sich die Zahl der SGB III – Arbeitslosen von April auf Mai um knapp 2.300. Bei den SGB II – Kunden, die seit Anfang 2005 von den neu gegründeten Arbeitsgemeinschaften bzw. von der getrennten Trägerschaft im Landkreis München betreut werden, fiel der Rückgang mit knapp 290 erneut vergleichsweise gering aus.
Es zeigt sich, dass die erfreuliche Entspannung am Arbeitsmarkt besonders in den Landkreisen des Bezirks – 3,6 Prozent Arbeitslosigkeit in Dachau oder 3,4 Prozent in Ebersberg – erstmals seit fünf Jahren wieder das Phänomen der „Sockelarbeitslosigkeit“ aufzeigt. Entsprechend schwierig gestaltet sich künftig die Integration von Langzeitarbeitslosen.
Bedarfsgemeinschaften und Leistungsbezieher nach dem SGB II
Nachdem die Zahl der Bedarfsgemeinschaften seit Jahresbeginn kontinuierlich in kleinen Schritten angestiegen war, ist nun wieder ein leichter Rückgang um 300 bzw. 0,3 Prozent auf 49.414 zu verzeichnen. In diesen Bedarfsgemeinschaften leben 63.201 erwerbsfähige Hilfebedürftige und 24.324 Sozialgeldempfänger, bei denen es sich in der Regel um Kinder unter 15 Jahren handelt.
Arbeitskräftebedarf
Im Mai wurden 5.310 neue Aufträge zur Stellenbesetzung erteilt – knapp 800 mehr als noch vor einem Jahr. Der Bestand an ungeförderten Stellenangeboten bewegt sich mit knapp 15.600 nach wie vor in einer Größenordnung, die fast 60 Prozent über dem Vorjahreswert liegt.
Im Stellenbesetzungsverfahren zeigen sich bei Berufen, bei denen es in hohem Maße auf fachspezifisches Wissen ankommt, mittlerweile erste Schwierigkeiten. Beispielsweise ergibt sich im Agenturbezirk München eine Relation zwischen arbeitslosen Elektroingenieuren und freien Stellenangeboten von 1:1. Bei den Maschinenbauingenieuren kommt sogar ein Arbeitsloser auf drei vakante Stellen. Allein diese Relationen legen deutliche Verknappungstendenzen dar, die darauf beruhen, dass Angebot und Nachfrage in ihrer Qualifikationsstruktur teilweise deutlich divergieren. Was die Einstiegsmöglichkeiten betrifft, kommt dieser Bewerberkreis, der überwiegend aus älteren bzw. länger arbeitslosen Ingenieuren besteht, für kleinere oder mittelständische Firmen – insbesondere Ingenieurbüros – in Frage. Große Unternehmen akquirieren hingegen überwiegend Hochschulabsolventen oder jüngere Bewerber mit Berufserfahrung. Aktuelle Kenntnisse über den neuesten Stand der Technik sind oftmals "basics", die über eine Einstellung entscheiden. Diese Hürden sind für ältere oder längerfristig erwerbslose Bewerber kaum zu überwinden – auch wenn sie motiviert sind. Die Bereitschaft der Unternehmen, einen Bewerber im Betrieb beruflich zu qualifizieren, ist insgesamt sehr begrenzt. Der betriebswirtschaftliche Druck lässt offenkundig wenig Spielraum für Personalentwicklung.
Wir appellieren zum wiederholten Male an die Münchner Betriebe, das aktuelle Sonderprogramm „WeGebAU“ in Anspruch zu nehmen, das hervorragende Fördermöglichkeiten zur Qualifizierung von Älteren und Ungelernten im Betrieb bietet. Der Agentur für Arbeit München stehen dafür rund fünf Millionen Euro in 2007 zur Verfügung.