Im Laufe eines Lebens legt ein Mensch zu Fuß eine Strecke zurück, die etwa drei- bis viermal um die Erde reicht. Aber es muss nicht gleich so weit sein – auch kurze Spaziergänge tun dem Rücken gut. „Sie stärken die Tiefenmuskulatur und stabilisieren den Bewegungsapparat“, sagt Martin Vierl, medizinischer Experte und Mitglied im Prüfgremium der AGR. „Einen Großteil der Arbeit leisten dabei die Füße, unsere Verbindung zum Boden.“
Der Fuß ist ein anatomisches Wunderwerk: 26 Knochen, 33 Gelenke und 114 Bänder müssen mit jedem Schritt perfekt ausbalanciert werden. Kein Fuß gleicht dem anderen, jeder ist einzigartig in Breite, Höhe und Form. „Dennoch vernachlässigen wir unsere Füße meist“, sagt Vierl. „Ja, wir schaden ihnen sogar.“ Laut Deutschem Fußreport tragen 80 % der Deutschen Schuhe, die nicht richtig passen. Und das hat Folgen: 99 % der Menschen kommen zwar mit gesunden Füßen zur Welt, aber nur ein Drittel behält sie bis ins Erwachsenenalter.
Falsches Schuhwerk belastet den Rücken
Hohe Absätze, kein Fußbett, zu enges, festes Obermaterial – schlechtes Schuhwerk kann nicht nur die Füße, sondern auch den gesamten Bewegungsapparat negativ beeinflussen. „Wer regelmäßig Absätze trägt, entwickelt häufig ein Hohlkreuz. Die unnatürliche Haltung verkürzt die Hüftbeuger, eine der häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen“, erklärt Martin Vierl. Zu enge Schuhe stören die Blutzirkulation, zu große Schuhe erhöhen das Risiko zu stolpern. Auch die Fußmuskulatur leidet unter falschen Schuhen: „Wenn Füße ständig in starre Schuhe gesperrt werden, verliert der Fuß die Fähigkeit zu greifen und zu stützen. Die Muskelkraft im Fuß schwindet, das Längs- und Quergewölbe sackt zusammen – die Folge können Fehlstellungen sein“, so der AGR-Experte.
Ganz ohne Schuhe?
Barfußlaufen wird oft empfohlen, da es die Fußmuskulatur stärkt und sich positiv auf den gesamten Bewegungsapparat auswirken soll. „Doch im Alltag – im Büro oder auf der Straße – ist das natürlich nicht praktikabel“, sagt Vierl. „Barfußschuhe bieten hier einen guten Kompromiss, da sie die Greiffunktion des Fußes ermöglichen und gleichzeitig Schutz bieten.“ Aber auch andere Schuhtypen können sich positiv auf die Fuß- und Rückengesundheit auswirken. Ergonomische Geh- und Laufschuhe mit besonderer Dämpfung fördern durch eine flexible Konstruktion die Muskelaktivität der Füße. Durch die spezielle Dämpfung sind die Füße ausreichend geschützt, nehmen aber trotzdem Bodenunebenheiten wahr. Sogenannte Aktivschuhe erzeugen durch ihren speziellen Sohlenaufbau einen instabilen Stand. Das fordert die Muskulatur bereits im Stehen, die Füße werden aktiviert, die Körperhaltung wird aufgerichtet.
Entlastungsschuhe für Problemfüße
Für Menschen, die bereits unter Fuß- oder Rückenproblemen leiden, eignen sich spezielle Schuhe für Menschen mit Handicap. Einschränkungen können zum Beispiel eine fortgeschrittene Arthrose, eine Gelenkversteifung, Kunstgelenke oder eine Prothese sein. „Wer schon Arthrose hat, für den sind Barfußschuhe oft keine Lösung, da sie die Schritte nicht abfedern“, erklärt Vierl. „Entlastungsschuhe hingegen erleichtern das Abrollen und schonen die Gelenke.“ Sie haben das Ziel, dem Fuß die beim Gehen entstehenden Bewegungen und Belastungen der Gelenke abzunehmen. Sie sollen die Sicherheit erhöhen und funktionell sowie komfortabel sein. Die AGR empfiehlt, im Alltag regelmäßig die Schuhe zu wechseln und auf hochwertige Materialien zu setzen. Qualifiziertes Fachpersonal kann die individuelle Passform ermitteln und bei der Wahl geeigneter Schuhe unterstützen.
Die Aktion Gesunder Rücken e. V. zertifiziert nach umfassender Prüfung durch ein medizinisches Expertengremium Schuhe, die nachweislich zur Rückengesundheit beitragen. Dazu gehören neben den bereits erwähnten Schuharten auch Kinder- und Sicherheitsschuhe sowie Clogs, Sandalen und Pantoletten. Weitere Informationen und zertifizierte Fachgeschäfte finden Sie unter: www.agr-ev.de/schuhe und www.agr-ev.de/experten/zertifizierte-fachgeschaefte
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