Die Arbeiten der "bioss"-Forscher zeigen, dass Mitglieder der FOXO-Transkriptionsfamilie im Zellkern der B-Zellen ein Differenzierungs- und Todesprogramm auslösen. Damit B-Lymphozyten länger in unserem Körper überleben können, müssen sie verhindern, dass sich die FOXO-Transkriptionsfaktoren im Zellkern ansammeln. Die "bioss"-Forscher konnten zeigen, dass BCR-Moleküle auf der B-Zelloberfläche ständig ein Signal aussenden, welches zur Phosphorylierung der FOXO-Proteine führt. Bei einer Phosphorylierung wird eine Phosphogruppe auf eine Aminosäure übertragen, was die Eigenschaften eines Proteins verändern kann. Die phosphorylierten FOXO-Proteine werden aus dem Kern transportiert und dann abgebaut, das heißt, sie können nicht mehr das Todesprogramm in den B-Lymphozyten auslösen. Verlieren B-Zellen ihren B-Zellantigenrezeptor (BCR), sammeln sich die FOXO-Proteine in ihrem Zellkern an und lösen das Todesprogramm aus. Die B-Lymphozyten können das Überlebenssignal nicht mehr aussenden und sterben. Diese Sicherheitsregulation bewirkt, dass nur B-Zellen mit einem funktionellen Rezeptor in unserem Körper überleben können. Da die FOXO-Proteine schon seit längerem in anderen Zelltypen als Tumorsuppressoren beschrieben werden, sind sie wahrscheinlich auch an der Verhinderung von menschlichen Bluttumoren wie Leukämien und Lymphomen beteiligt. Die "bioss"-Forscher wollen jetzt aufklären, in wieweit Veränderungen der BCR- Signalleitung und der Verlust der FOXO-Proteine in die Entstehung von menschlichen Leukämien und Lymphomen einwirken. Dies könnte langfristig zu neuen Therapien gegen diese prominenten Tumorerkrankungen des Menschen führen.
Originalveröffentlichung:
Sebastian Herzog1, Eva Hug1, Sonja Meixlsperger1, Ji-Hye Paik2, Ronald A DePinho2, Michael Reth1, Hassan Jumaa1: SLP-65 regulates immunoglobulin light chain gene recombination through the PI(3)K-PKB-Foxo pathway, Nature Immunology 9:623 (2008)
1Max Planck Institut für Immunbiologie, Stübeweg 51, und Zentrum für Biologische Signalstudien (BIOSS) an der Fakultät für Biologie, Albert-Ludwigs Universität Freiburg, 79108 Freiburg. 2Center for Applied Cancer Science, Departments of Medical Oncology, Medicine and Genetics, Dana-Farber Cancer Institute, Harvard Medical School, Boston, Massachusetts 02115, USA.
Das Zentrum für Biologische Signalstudien (bioss) ist ein Exzellenzcluster der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. In diesem innovativen Forschungsprogramm kooperieren analytisch und synthetisch arbeitende Signalwissenschaftler aus sieben Fakultäten der Universität, des MPI für Immunologie sowie des Fraunhofer PMT Institutes. Ziel der Wissenschaftler ist, neben modernen analytischen Verfahren neue synthetische Methoden zum Studium komplexer Lebensvorgänge anzuwenden. Mit dieser analytisch-synthetischen Strategie wollen die bioss-Wissenschaftler ein tieferes Verständnis der molekularen Prozesse während der dynamischen Signalverarbeitung finden.