Der Bundesverkehrswegeplan, der zur Zeit aktualisiert wird, kalkuliert aber nach Vorgabe des Bundesverkehrsministeriums mit einem Ölpreis von maximal 42 US-Dollar pro Barrel für das Jahr 2020. Und das, obwohl der Ölpreis heute schon bei knapp 70 US-Dollar liegt. "Das ist unseriös", sagte Flege. "Öl wird nie wieder so billig sein". Von dem amtlichen "Rechenfehler" profitiere vor allem der Straßenverkehr: Die Nachfrage beim erdölabhängigen Straßenverkehr werde künstlich groß und die Nachfrage beim weitgehend elektrisch betriebenen Schienenverkehr künstlich klein gerechnet, bemängelte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer. "Bei realistischen Ölpreisprämissen wird die Debatte über den nötigen Infrastrukturausbau für die einzelnen Verkehrsträger ganz anders geführt, als bei einer Planung, die von Ölpreisen ausgeht, die wir schon lange nicht mehr haben." Die Allianz pro Schiene fordert daher das Verkehrsministerium auf, künftig mit realistischen Szenarien zu rechnen und die Prämissen offen zu legen. Der Studie zufolge wird der Benzinpreis im Jahr 2020 bei etwa 3,40 Euro liegen. Schon 2024 dürfte der Liter Sprit die Schallgrenze von 5 Euro erreichen. "Solche Steigerungen stehen den Autofahren bevor", sagte Flege und kritisierte, dass die offiziellen amtlichen Stellen weiterhin mit "geschönten Ölpreisen" hantierten.
Angesichts der vorhersehbaren Nachfrageverschiebungen zugunsten der Schiene sei es höchste Zeit, den Schwerpunkt für öffentliche Infrastruktur-Investitionen richtig zu setzen. "Sonst stehen wir bald vor der Frage, wie Verkehrsunternehmen und Infrastruktur solche Fahrgastzuwächse bewältigen können", sagte Flege und forderte außerdem eine "neue Netzphilosophie": Statt teurer Einzelprojekte helfe vor allem ein Ansatz, der das Netz als Ganzes betrachte und durchlässiger mache. "Die Nachfrage nach Schienenverkehr wird explodieren, nur die Bahnen und die Politik sind darauf noch nicht vorbereitet."
Die VIP-Studie im Auftrag der Allianz pro Schiene finden Sie unter http://www.allianz-pro-schiene.de/...