252.000 Menschen in Deutschland, davon 34.500 in Baden-Württemberg, sind MS-erkrankt. MS wird aufgrund der individuell sehr unterschiedlichen Verläufe und Symptome auch als „Krankheit der tausend Gesichter“ bezeichnet. Hinsichtlich der genderspezifischen Verteilung hat die Erkrankung ein vorwiegend weibliches Gesicht: Der Anteil der an MS erkrankten Frauen liegt bei 70,9 Prozent. Bei der am häufigsten auftretenden schubförmigen MS (RRMS) beträgt das Verhältnis von Frauen zu Männern 3:1, bei Neuerkrankten unter 20 Jahren sogar 4:1. Betrachtet man die seltener auftretende, primär chronisch progrediente MS (PPMS) mit ihrem fortschreitenden Verlauf, sind Frauen und Männer etwa hälftig betroffen.
MS trifft Frauen in wichtiger Lebensphase
Das Durchschnittsalter bei Beginn der Erkrankung liegt bei 33,2 Jahren, das heißt in den meisten Fällen am Anfang der beruflichen Karriere und der Familienplanung. So erleben Frauen mit MS häufig Mehrfachbelastungen durch Partnerschaft, Beruf und Familienwunsch, die mit zusätzlichen Risiken behaftet sind. Studien zeigen jedoch, dass eine Schwangerschaft den MS-Verlauf nicht negativ beeinflusst und dass die Krankheitsaktivität während einer Schwangerschaft sogar oft sinken kann. Allerdings steigt die Schubrate häufig nach der Entbindung wieder an.
Geschlechterspezifische Unterschiede bei MS
Warum mehr Frauen als Männer an MS erkranken, ist bislang nicht abschließend geklärt. Wissenschaftliche Studien sehen die Gründe unter anderem in hormonellen und genetischen Faktoren. Vor allem die Sexualhormone scheinen einen Einfluss auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede zu haben, denn nach der Menopause, wenn der weibliche Östrogenspiegel sinkt, gleichen sich Unterschiede im Krankheitsverlauf bei Frauen und Männern wieder an. Während bei Frauen oft ein früherer Krankheitsbeginn kennzeichnend ist, der mit mehr Schüben im Verlauf einhergeht, die vor allem die Sehnerven und das sensible System betreffen, schreitet bei Männern die Progression meist schneller voran und bei Schüben überwiegen motorische Symptome, die sich schwerer zurückbilden. Frauen weisen insgesamt mehr entzündliche Veränderungen im MRT auf, dafür haben Männer häufiger Läsionen im Kleinhirn und mehr Atrophie (Gehirnschwund) – beides prognostisch eher ungünstige Faktoren.
AMSEL e.V. steht MS-Erkrankten und ihren Angehörigen seit 50 Jahren kompetent und zuverlässig zur Seite. Unterstützung im Umgang mit der Krankheit und jederzeit aktuelle Informationen rund um die MS gibt es auf www.amsel.de.
Jetzt Fan werden: www.amsel.de/facebook