Sobek-Forschungspreis 2018 für Prof. Dr. med. Josep Dalmau aus Barcelona
Der 64-jährige Prof. Dr. med. Josep Dalmau gilt als ein Pionier in der klinischen und experimentell forschenden Neurologie, Neuroimmunologie und Neurowissenschaft. Seine Forschungsergebnisse zu Autoantikörper-vermittelten Enzephalitiden ermöglichen ein – für die MS-Forschung wesentliches – Grundverständnis dieser entzündlichen Erkrankung des Gehirns und führten zu neuen Ansätzen in der Immundiagnostik und -therapie. Für die aktuelle MS-Forschung von hoher Bedeutung sind seine Erkenntnisse zu Molekülen der Nervenzellmembran als Antigen. Sie bahnen vielfache wissenschaftliche Wege für die Erforschung der komplexen Störungen der Hirnfunktion der MS und den MS-Mausmodellen.
Laudator, Ulrich Steinbach, Ministerialdirektor und Amtschef im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, hob die herausragende Leistungsbilanz des Preisträgers hervor: „Von den heute bekannten 16 unterschiedlichen Formen der autoimmunen Enzephalitiden wurden zehn von Professor Dalmau und seinem Team erstbeschrieben und ihre Mechanismen geklärt, inklusive Erprobung und Beschreibung der immuntherapeutisch wirksamen Behandlungsstrategien.“
Der Katalane Josep Dalmau absolvierte sein Medizinstudium und die Facharztweiterbildung an der Universität Barcelona. Danach war er viele Jahre in New York und Philadelphia tätig, zunächst als Fellow, später als Professor für Neurologie, Onkologie und Immunologie. Im Jahr 2011 kehrte er an die Universität Barcelona zurück, wo er seitdem als Direktor des Forschungslabors für Neuroimmunologie und seit 2013 als Professor für Neurologie tätig ist. Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse sind in vielen Publikationen hochrangiger Fachzeitschriften dokumentiert und werden vielfach international zitiert. Professor Dalmau hat neben der Mitgliedschaft im US-amerikanischen Institute of Medicine weitere wissenschaftliche Auszeichnungen in den USA, im Vereinigten Königreich, Frankreich und Spanien erhalten.
Sobek-Nachwuchspreise 2018 für Prof. Dr. med. Aiden Haghikia, Bochum, und Prof. Dr. rer. nat. Nicholas Schwab, Münster
Der 38-jährige Prof. Dr. med. Aiden Haghikia ist ein experimentell und klinisch-wissenschaftlich sehr gut ausgewiesener Neurologe und Neuroimmunologe mit relevanten Beiträgen zur MS-Pathogenese und zu Komplikationen der MS-Therapie. Als Kliniker arbeitet er sehr erfolgreich mit tierexperimentellen Modellen. Therapiebezogene Forschungsfragen und deren wissenschaftliche Lösungen stehen im Zentrum seines Interesses. Für seine immungenetischen innovativen Forschungsansätze erhielt er eine Juniorprofessur in Bochum, wo er nachhaltige Ansätze zur begleitenden Beeinflussung des Immunsystems durch gezielte Ernährungsaspekte bei MS entwickelte.
Professor Haghikia absolvierte seine Facharztausbildung an der Ruhr-Universität Bochum. Als Postdoktorand war er am Weatherall Institute of Molecular Medicine in Oxford und widmete sich danach mittels DFG-Postdoktoranden-Stipendium zwei weitere Jahre der Grundlagenforschung. Heute ist er Leitender Oberarzt der Neurologischen Klinik am St. Joseph Krankenhaus der Ruhr-Universität Bochum.
Der 37-jährige Neurowissenschaftler Prof. Dr. rer. nat. Nicholas Schwab bearbeitet als Naturwissenschaftler neben seinen experimentellen Arbeiten auch klinische Fragestellungen. Die Forschungen des Biologen beschäftigen sich mit der Pathogenese der MS, konkret mit Mechanismen der Einwanderung von Immunzellen durch die Blut-Hirn-Schranke und die regulierende Funktion von Oberflächenmolekülen auf Entzündungszellen. Professor Schwab entdeckte bei seiner Arbeit auch einen Marker für die Risikovorhersage moderner MS-Therapien, der praktisch genutzt werden kann.
Professor Schwab studierte an der Universität Würzburg Biologie mit Schwerpunkten in den Bereichen Neurobiologie, Immunologie, Pharmazie und Virologie. Seine Promotionsarbeit fand in der Klinischen Forschungsgruppe für MS und Neuroimmunologie statt. Dabei gelang es ihm, mit modernsten Techniken einige grundlegende neue Erkenntnisse bei einer seltenen Form der Hirnhautentzündung zu erlangen. 2015 habilitierte sich Schwab an der Klinik für Allgemeine Neurologie am Universitätsklinikum Münster, wo er seitdem als außerplanmäßiger Professor tätig ist.
Laudator Prof. Dr. med. Klaus V. Toyka, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Sobek-Stiftung, würdigte die beispielhaften Forschungskarrieren der beiden Preisträger des Sobek-Nachwuchspreises. „Beide Nachwuchswissenschaftler haben beispielhafte translationale Forschungskarrieren gemacht, wenn sie auch mit unterschiedlichen fachlichen Ausgangsbedingungen in die MS-Forschung eingetreten sind.“
Sobek-Forschungspreise
Bereits zum 19. Mal fand die Preisverleihung der Sobek-Preise in Zusammenarbeit mit der AMSEL, Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg e.V., und dem DMSG-Bundesverband in Stuttgart statt. Seit dem Jahr 2000 hat die Sobek-Stiftung aus Renningen über 1,9 Millionen Euro für herausragende und wegweisende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose und der benachbarten Grundlagenforschung an Sobek-Forschungspreisträger und Sobek-Nachwuchspreisträger vergeben. Ziel ist es, die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der MS zu fördern.