Sobek-Forschungspreis 2014
Das Forschungsinteresse des 1970 in Cottbus geborenen Prof. Dr. Marco Prinz gilt dem angeborenen Immunsystem bei Erkrankungen des Zentralen Nervensystems, dabei insbesondere der Rolle der Mikroglia-Zellen. Diese Immunzellen übernehmen im Gehirn wichtige Aufgaben beim Erkennen und Beseitigen schadhafter Nervenzellen und Fremdkörper. Die Erkenntnisse des Direktors des Instituts für Neuropathologie des Universitätsklinikums Freiburg liefern die Basis für ein besseres Verständnis der Krankheitsmechanismen bei Multipler Sklerose (MS), wie etwa dem Wechselspiel zwischen Nervenentzündung und Nervendegeneration. So konnten Forscher um Prinz erstmals erklären, dass und wie Mikroglia-Zellen im Gehirn zur Schädigung von Nervenzellen beitragen. Daraus ergeben sich wichtige Impulse für die Entwicklung neuartiger Forschungsansätze und neuer Therapien.
Durch seine Forschungsbeiträge über die Mikroglia hat Prinz bereits heute Weltgeltung erlangt. Das belegen zahlreiche hoch angesehene wissenschaftliche Publikationen und mehrere Wissenschaftspreise. Staatssekretär Jürgen Walter, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, hob in seiner Laudatio auf den Sobek-Forschungspreisträger hervor: „Professor Prinz hat es in beeindruckender Weise vermocht, in weltweiten Netzwerken der Wissenschaft die noch immer ungelösten Fragen der Neurodegeneration bei MS mit neuen Ideen und Projekten anzugehen – und somit die Forschungsarbeit voranzutreiben. Zahlreiche hochangesehene wissenschaftliche Publikationen und mehrere Wissenschaftspreise belegen die Bedeutung seiner Forschungstätigkeit. Professor Prinz hat schon in jungen Jahren herausragende wissenschaftliche Leistungen vollbracht, wodurch er in seinem Gebiet international zur Spitzengruppe gehört.“
Er gratulierte den Preisträgern Professor Prinz und Dr. Bittner: „Multiple Sklerose ist immer noch in vielen Fällen unheilbar. Aufgrund enormer Forschungsanstrengungen der Wissenschaft wissen wir inzwischen viel mehr über die Ursache dieser Erkrankung des zentralen Nervensystems. Die beiden Wissenschaftler, die heute für ihre herausragenden Forschungsarbeiten ausgezeichnet werden, tragen mit dazu bei, die Symptome dieser heimtückischen Krankheit erträglicher zu machen und den Menschen durch Verbesserungen in Diagnose und Therapie mehr Lebensqualität zu schenken.“
Walter würdigte die Sobek-Stiftung als prominentes Beispiel zivilgesellschaftlichen Engagements für Wissenschaft und Forschung. Nur durch die Bündelung der öffentlichen wie privaten Anstrengungen werde es gelingen, im weltweiten Wettbewerb der Wissensgesellschaften auch künftig Spitzenleistungen in der Forschung zu erzielen. Der mit 100.000 Euro weltweit am höchsten dotierte Multiple Sklerose-Preis leiste hierzu einen wichtigen Beitrag.
Bereits zum 15. Mal fand die Preisverleihung der Sobek-Preise in Zusammenarbeit mit der AMSEL, Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg e.V., und dem DMSG-Bundesverband e.V. im Neuen Schloss in Stuttgart statt. Seit dem Jahr 2000 wurden insgesamt rund 1,6 Millionen Euro für wegweisende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose an Sobek-Forschungspreisträger und Sobek-Nachwuchspreisträger vergeben.
Sobek-Nachwuchspreis 2014
Der Sobek-Nachwuchspreis ging an den 31-jährigen Dr. Stefan Bittner von der Universität Münster. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Rolle der Ionenkanäle in der Pathophysiologie der Multiplen Sklerose. Er konnte zeigen, dass Zwei-Poren-Kaliumkanäle Immunzellen das Durchdringen der eigentlich nicht überwindbaren Blut-Hirn-Schranke und damit den Eintritt ins Nervensystem ermöglichen. Der junge Mediziner kann darüber hinaus auch erklären, wie die Kanäle weiterhin zur Entstehung der Krankheit beitragen: „Zuerst regulieren sie die Aktivierung von Immunzellen, dann steuern sie die Einwanderung ins zentrale Nervensystem. Dort tragen sie zum Tod von Nervenzellen bei.“
Prof. Dr. med. Klaus V. Toyka, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Sobek-Stiftung, würdigte die herausragende wissenschaftliche Leistung Bittners und bekräftigte in seiner Laudatio: „Dr. Bittners aktuelle Arbeit zur Rolle von Kaliumkanälen bei MS wird einen möglicherweise entscheidenden neuen Weg der Pathogenese der MS eröffnen.“