"Patienten, die einen Krankenhausaufenthalt planen, brauchen nicht nur Informationen über den Service eines Hauses, sondern vor allem eine zuverlässige Auskunft über die Qualität der Behandlung", sagt WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. Hierfür nutze die AOK die sogenannte Qualitätssicherung mit Routinedaten. Dabei werden Krankenhäuser für ausgewählte Behandlungen daraufhin verglichen, welche Komplikationen innerhalb eines Jahres nach einem Eingriff auftreten.
Beim Vergleich der Ergebnisqualität zwischen den Krankenhäusern für AOK-Versicherte der Jahre 2006 bis 2008 zeigen sich beispielsweise für das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks nach Gelenkverschleiß deutliche Unterschiede: Während die besten 25 Prozent der 922 Krankenhäuser eine Revisionsrate von weniger als 2,4 Prozent im Laufe eines Jahres aufweisen, sind es bei den 25 Prozent der Kliniken mit den meisten Komplikationen mehr als 5,9 Prozent. In der Hälfte der Häuser müssen mehr als vier Prozent der Hüftoperationen innerhalb eines Jahres wiederholt werden.
Ebenfalls große Unterschiede zwischen den Krankenhäusern zeigen sich bei Betrachtung weiterer Komplikationen. Fasst man chirurgische Komplikationen, Revisionen, Frakturen der Hüfte, Thrombosen/Lungenembolien und Tod in einem Komplikationsindex zusammen, so zeigt sich, dass 50 Prozent der Krankenhäuser eine Komplikation in mehr als 12,1 Prozent der Fälle aufweisen.
Während das Viertel der Krankenhäuser mit den niedrigsten Raten eine Komplikationsquote von weniger als 8,8 Prozent aufweist, verzeichnet das Viertel der Krankenhäuser mit den höchsten Raten mehr als 16,6 Prozent Komplikationen.
Ein fairer Vergleich der Krankenhäuser werde nach Klaubers Worten durch ein aufwändiges statistisches Verfahren möglich, bei dem die Patientenstruktur der jeweiligen Klinik berücksichtigt wird, denn z. B. bei sehr alten Patienten mit mehreren Erkrankungen gibt es grundsätzlich erhöhte Komplikationsrisiken. Am Beispiel der Eingriffe für einen Hüftgelenksersatz zeige sich, dass auch nach einer solchen Risikoadjustierung deutliche Unterschiede zwischen den Kliniken bestehen. So unterschreitet jede zehnte Klinik die erwartete Anzahl an Komplikationsfällen um mindestens 44 Prozent, während weitere zehn Prozent der Klinken die erwartete Anzahl um mehr als 80 Prozent überschreiten. Klauber: "Das zeigt beispielhaft, dass es erhebliche Unterschiede bei der Ergebnisqualität der Krankenhausbehandlung gibt."
Die Informationen zur Ergebnisqualität aus dem QSR-Verfahren können inzwischen von Patienten und behandelnden Ärzten im AOK-Krankenhausnavigator auf Basis der Weissen Liste eingesehen werden, und zwar für bisher drei Indikationen: planbare Eingriffe an Hüfte oder Knie sowie Operationen wegen eines Oberschenkelhalsbruches. Der nun vorliegende Krankenhaus-Report 2011 weist diese Ergebnisse für die einzelnen Krankenhäuser im Statistikteil aus.
Der Krankenhaus-Report 2011 widmet sich aber auch umfassend dem Zusammenhang von Qualität und Wettbewerb. Die Beiträge beleuchten den Stand der stationären Qualitätssicherung in Deutschland, den Stellenwert von Qualität im Markthandeln der Krankenhäuser sowie die Nutzung von Qualitätsinformationen durch Patienten bei der Krankenhauswahl. Auch geht er der Frage nach, unter welchen Voraussetzungen Qualität Vertragsgegenstand und damit vergütungsrelevant werden kann. Darstellungen zu den ordnungspolitischen Voraussetzungen eines qualitätsorientierten Vertragswettbewerbs und Beiträge zu den internationalen Erfahrungen mit "Pay for Performance" runden das Bild ebenso ab wie Konzepte, die entweder Qualität im bestehenden Kollektivvertragssystem befördern wollen oder auf Wettbewerb über einzelvertragliche Möglichkeiten der Krankenkassen setzen.
In seinem Diskussionsteil behandelt der Krankenhaus-Report, der jährlich von Max Geraedts von der Universität Witten-Herdecke und Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen gemeinsam mit dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) herausgegeben wird, eine Reihe von Themen von besonderer Relevanz und Aktualität. Er enthält Beiträge zur Zukunft der Krankenhausvergütung, zur Bedarfsplanung, zu Investitionspauschalen als einem möglichen Einstieg in die Monistik sowie konzeptionelle Überlegungen zum künftigen Fallpauschalensystem in der Psychiatrie.
Der Statistikteil bietet wie in jedem Jahr ein umfassendes Kompendium relevanter Analysen und Daten zur Entwicklung des Krankenhausmarktes unter Versorgungsaspekten und ökonomischen Fragestellungen.