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Mobbing in der Schule: Den Anfängen wehren

Serie "Pubertät - An der Schwelle zum Erwachsensein" (2)

(lifePR) (Berlin, )
Am Anfang ist da das peinliche Foto, das eine Mitschülerin mit dem Handy aufgenommen hat. Es zeigt die füllige Katja P. in der Umkleidekabine, als sie sich in eine Gymnastikhose zwängt. Danach haben mehrere Mitschüler das Bild auf ihren Handys und lachen über sie. Ihren Wunsch, das Bild zu löschen, ignorieren sie. Am nächsten Tag ist das Foto im Internet, in Mails wird sie als "Tonne" diffamiert. In der Woche danach kursieren die nächsten unvorteilhaften Fotos. Neben ihr sitzen will schon lange niemand mehr, zu Geburtstagen wird sie nicht eingeladen und in der Pause steht sie ganz alleine. "Wenn ein Einzelner systematisch und über einen längeren Zeitraum hinweg fertiggemacht wird, ist das Mobbing", erklärt Ulrike Plogstieß. Die Diplom-Psychologin im AOK-Bundesverband rät: "Wichtig ist es, den Anfängen zu wehren."

Die Opfer werden ausgegrenzt, bedroht, geschubst oder geschlagen, mit fiesen Mails belästigt oder im Internet zum Gespött der anderen gemacht. "Mobbing setzt sich aus verschiedenen Handlungen zusammen, die den Betroffenen demütigen sollen und seine Würde angreifen", sagt Plogstieß. "Wenn jemand nur einmal gehänselt wird, ist das noch kein Mobbing." Besonders gut gedeiht ein solcher Psychoterror in einem aggressiven, unsozialen Klassenklima. Dort besteht die Gefahr, dass Schüler ihren Frust an Schwächeren ablassen.

Mobbing in der Schule ist in Deutschland weit verbreitet - das zeigt eine Online-Befragung des Zentrums für empirische pädagogische Forschung der Universität Koblenz-Landau. An der nicht repräsentativen Befragung beteiligten sich im Jahr 2009 fast 2.000 Schüler. Über 40 Prozent der Befragten gaben an, dass sie bereits gezielt und wiederholt drangsaliert wurden, 25 Prozent der Befragten sogar mehrfach pro Woche. Am meisten werden Grundschüler gemobbt, am wenigsten Schüler höherer Klassenstufen.

Niedrige Hemmschwelle bei Cyber-Mobbing 16,5 Prozent der Befragten bekamen leichtes oder schweres sogenanntes Cyber-Mobbing zu spüren. Dabei wurden Techniken wie E-Mail, Chats, Instant-Messaging-Systeme oder Handys eingesetzt, um sie zu beleidigen, Gerüchte über sie zu verbreiten oder sie zu bedrohen. "Diese Art der Diffamierung ist anonymer, als jemanden persönlich anzugreifen. Dadurch ist die Hemmschwelle auch geringer, Cyber-Mobbing anzuwenden", weiß Diplom-Psychologin Plogstieß. Sie rät Schülern, im Internet keine unvorteilhaften Fotos hochzuladen und genau zu überlegen, wem sie was von sich preisgeben. Ihrerseits sollten sie auch andere nicht bloßstellen und Peinliches über sie verbreiten.

Grundsätzlich kann Mobbing jeden treffen. Doch häufig erwischt es Kinder und Jugendliche, die nicht zu einer starken Gruppe gehören. "Ständig ausgegrenzt und gedemütigt zu werden, bedeutet extremen Stress, der gesundheitliche Folgen haben kann", warnt Plogstieß. Die Betroffenen sind verunsichert und verängstigt. Viele leiden in der Folge unter psychosomatischen Symptomen wie Schlafstörungen, Magenbeschwerden und Kopfschmerzen. Sie sind zunehmend unkonzentriert, wodurch auch ihre schulischen Leistungen oft nachlassen.

Eltern, Lehrer und Mitschüler ansprechen Wer gemobbt wird, schämt sich häufig und zieht sich zurück. "Wichtig ist es allerdings, nicht die Schuld bei sich zu suchen, sondern Eltern, Lehrern und Mitschülern von den Demütigungen zu erzählen", empfiehlt Plogstieß, "sonst besteht die Gefahr, dass sich die Mobber ermutigt fühlen und immer dreister werden." Als erstes sollten sich Betroffene mit klaren Worten wehren und ihre Peiniger auffordern, mit den Gemeinheiten aufzuhören. Wer in der Anfangsphase selbstbewusst auftritt und sich Verbündete sucht, kann verhindern, dass er immer weiter in die Defensive gedrängt wird.

"Schüler sollten sich auch nicht scheuen, ihre Lehrer um Hilfe zu bitten. Die Lehrer müssen dafür sorgen, dass der Psychoterror aufhört", sagt die Psychologin. Die Eltern sollten ihr Kind stärken und bei den Lehrern und falls nötig dem Schulleiter auf eine schnelle Lösung des Problems drängen. Hilfreich kann es auch sein, sich an den schulpsychologischen Dienst oder eine Mobbing-Beratungsstelle zu wenden.

"Mobbing-Tagebuch" führen Außerdem sollten Schüler von Anfang an in einem "Mobbing-Tagebuch" alle Gemeinheiten festhalten. Damit können sie sich den Frust von der Seele schreiben und anderen das Ausmaß der Übergriffe klar machen. Wer im Internet gemobbt wird, sollte Screenshots als Beweis machen und den Administrator informieren. Seriöse Websites lassen den Störenfried sperren. Die Schwierigkeit besteht allerdings häufig darin, herauszufinden, von wem die Attacken ausgehen. Fiese E-Mails, SMS-Nachrichten oder Anrufe sollten Betroffene ignorieren. Oft ist es sinnvoll, die E-Mail-Adresse und Handynummer zu wechseln.

Um das Selbstbewusstsein von Kindern und Jugendlichen zu stärken und dadurch Mobbing vorzubeugen, unterstützt die AOK Initiativen zur Gewaltprävention. Schon in Kindergärten setzt das pädagogische Programm "Papilio" an, das die AOK Hessen fördert. Darin lernen Drei- bis Siebenjährige spielerisch soziale Kompetenzen und den Umgang mit Gefühlen wie Wut, Traurigkeit, Angst und Freude. Ziel ist es, die psychosoziale Gesundheit der Kinder zu stärken, damit sie später nicht anfällig für Sucht- und Gewaltverhalten sind.

Tipps zum Thema Mobbing bietet die Arbeitsgemeinschaft vernetzter Kinderseiten.
Mehr zum Programm "Papilio"
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