Die eigene Sicherheit geht vor
Auch der liebste Hund kann unberechenbar und aggressiv reagieren, wenn er unter Schmerzen leidet oder einfach Angst hat. Ersthelfer sollten daher abrupte Bewegungen vermeiden und sich dem verletzten Hund langsam und bedächtig nähern. Dabei sollten sie den Vierbeiner beruhigen, indem sie ihn mit einer Decke oder einem Kleidungsstück zudecken und ihm ruhig zureden. Wenn man befürchtet, dass der Hund beißen könnte, kann man das Maul mit einem Tuch oder einem Stück Mullbinde zubinden.
Lebensbedrohlicher Notfall oder nicht?
Um eine Notfall-Situation richtig einschätzen zu können, gibt es einige Maßnahmen, mit denen Herrchen und Frauchen sich ein Bild über den Zustand ihres Lieblings machen können.
Ist die Atmung normal?
Je nach Größe des Hundes liegt die Atemfrequenz bei 11 bis 18 Zügen pro Minute. Auch der Atmungstyp ist wichtig: Hebt und senkt sich der Brustkorb des Hundes gleichmäßig und regelmäßig? Oder erscheint die Atmung angestrengt? Sind untypische Atemgeräusche zu hören? Übrigens: Hecheln ist keine Atmung und darf nicht mitgezählt werden.
Herzschlag und Puls messen
Bei großen Hunden schlägt das Herz im Ruhezustand 80 bis 100 Mal in der Minute; bei kleinen Hunden 80 bis 120 Mal. Den Herzschlag ertastet man entweder am unteren Brustkorb-Drittel auf der linken Seite oder am Innenschenkel. Dort sitzt in der meist nur dünn bis gar nicht behaarten Beinfalte die Oberschenkelschlagader. Mit den zwei Fingerspitzen von Zeige- und Mittelfinger muss dort die Schlagader gesucht werden. ARAG Experten raten dazu, die Pulsschläge nur 15 Sekunden lang mitzuzählen und den gemessenen Wert mit vier zu multiplizieren. Das Ergebnis sind dann die Herzschläge pro Minute.
Schleimhautfarbe und Durchblutungszeit
Die so genannte Kapillare Rückfüllzeit gehört zu den wichtigen Vitalwerten des Hundes. Um diese Zeit zu messen, werden die Lefzen hochgezogen. Durch Fingerdruck an einer gut sichtbaren Stelle der normalerweise rosaroten Mundschleimhaut wird eine Blutarmut erzeugt. Die Geschwindigkeit, mit der das Blut wieder zurückströmt, gibt Auskunft über die Funktion des Kreislaufsystems. So kann beispielsweise eine blasse Schleimhaut auf einen niedrigen Blutdruck hindeuten, wird aber auch bei Kreislaufversagen oder Schock beobachtet. Auch Hunde mit Blutarmut oder sehr gestresste Tiere können blasse Schleimhäute aufweisen. Bläuliche Schleimhäute deuten auf Sauerstoffmangel hin. Ursachen können Atemnot, Herzerkrankungen oder Unterkühlung sein.
Herzdruck-Massage
Wenn Puls und Atmung des Hundes ausgesetzt haben, muss der Besitzer bzw. Ersthelfer sofort aktiv werden. Zu den lebensrettenden Maßnahmen gehört z. B. die Herzdruck-Massage. Dabei liegt der Hund auf seiner rechten Seite möglichst auf einer harten Unterlage. Das Herz findet man, indem man das linke Vorderbein des Hundes anwinkelt. Unter dem "Ellenbogen" des Tieres liegt das Herz. Wenn die Atemwege frei sind, beginnt zunächst die Herz-Massage - bei Welpen mit zwei Fingern, bei kleinen Hunden mit einer Hand, bei größeren Vierbeinern mit beiden Händen. Ist man mit dem Tier allein, gibt man abwechselnd fünf Druckstöße auf das Herz, dann einen Atemstoß in die Hundenase. Bei der so genannten Zwei-Helfer-Methode gibt ein Helfer 10 bis 15 Druckstöße, gefolgt von zwei Atemstößen des anderen Helfers in die Tiernase.
Mund-Nase-Beatmung
Die Herz-Massage wird immer in Verbindung mit einer Beatmung durchgeführt. Dabei umfasst der Helfer Nase und Maul des Tieres mit seiner Hand so, dass der Fang geschlossen ist. Jetzt bilden Daumen und Zeigefinger einen Ring, der um die Hundenase gelegt wird. Wer hygienische Probleme hat, kann ein Taschentuch über die Nase des Vierbeiners legen. Nun atmet der Helfer tief durch die Nase ein, setzt seinen Mund fest auf den Ring auf und atmet kräftig aus. Wenn sich die Rippen des Brustkorbs heben, ist die Beatmung richtig. Sobald sich die Rippen wieder senken, wird der Vorgang insgesamt 10 bis 20 Mal in der Minute wiederholt - solange, bis der Hund selbständig die Atmung wieder aufnimmt.