Von den 4.420 Bewerberinnen und Bewerbern 2011 haben nur 2.013 in diesem Jahr die Schule verlassen, 2.389 Bewerber und damit 54 Prozent bereits in den Vorjahren. Eine nähere Betrachtung dieser Gruppe im Rahmen der "Bremer Vereinbarungen" hat gezeigt, dass diese sogenannten "Altbewerber" keineswegs über geringere schulische Qualifikationen verfügen, vielmehr haben die meisten einen mittleren Schulabschluss. Ein Drittel von ihnen hat auch an berufsorientierenden oder vorqualifizierenden Maßnahmen teilgenommen. Viele langjährig Ausbildungsplatzsuchende bringen also gute Voraussetzungen für eine Ausbildung mit. Das in diesem Herbst in Kraft gesetzte Bremer Programm "Chance betriebliche Ausbildung" setzt hierfür neue Förderanreize für Betriebe. Darüber hinaus wird von unserer Seite eine besondere Förderinitiative der "Bremer Vereinbarungen" für die älteren jungen Erwachsenen aus dieser Gruppe gefordert, die aufgrund ihrer Lebensumstände keine Ausbildung beginnen können. Hier bietet sich die Nachqualifizierung zu einem anerkannten Berufsabschluss an.
Dass Ausbildungsplätze teilweise nicht besetzt werden können, wie die Betriebe beklagen, ist in der Tat für alle Seiten problematisch. Ein nachlassendes Ausbildungsinteresse bei jungen Leuten sieht die Arbeitnehmerkammer jedoch nicht. Daher müssen jetzt alle Anstrengungen unternommen werden, auch Jugendliche mit ungünstigeren Bildungsvoraussetzungen ins Blickfeld der Unternehmen zu rücken. "Die Fachkräftesicherung der Zukunft ist die primäre Aufgabe der Unternehmen und dieser Verantwortung müssen sie im eigenen Interesse nachkommen", so Schierenbeck. Dazu zählt eben auch, Jugendlichen mit Startschwierigkeiten Chancen zu eröffnen. Die Agenturen für Arbeit und die Jobcenter haben kürzlich zugesagt, das arbeitsmarktpolitische Instrument der ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) auszuweiten, so dass den Betrieben professionelle Hilfe bei der Betreuung auch leistungsschwächerer Auszubildender zur Verfügung steht.
Doch nach wie vor wird es auch Jugendliche geben, die selbst mit gezielter Unterstützung zunächst nicht imstande sind, eine betriebliche Ausbildung zu absolvieren. Leider wurde das Angebot an außerbetrieblichen Ausbildungsplätzen (BaE), die solche Jugendliche fördern und allmählich in eine betriebliche Ausbildung überführen sollen, in Bremen und Bremerhaven deutlich reduziert. Ob die Zahl der benachteiligten Jugendlichen seit dem vergangenen Jahr auch in diesem Maße abgenommen hat, darf bezweifelt werden. Wenn Agenturen und Jobcenter an dieser Stelle sparen und förderbedürftige junge Menschen der Konkurrenz auf dem freien Markt überlassen, sind diese zum Scheitern verurteilt. "Das ist nicht nur den jungen Menschen gegenüber unverantwortlich, sondern auf Dauer auch deutlich teurer", betont Schierenbeck.