Die hochrangigen Vertreter aus Ministerien, staatlichen Beratungsinstitutionen sowie Schul- und Bildungseinrichtungen interessierten sich dafür, wie die Chancen von Jugendlichen im Bereich der beruflichen Bildung und am Arbeitsmarkt verbessert werden können. Im Gespräch mit der arbeitsmarktorientierten Leiterin des Sozialbürgerhauses Pasing, Sabine Nowack, wurden sehr schnell die völlig unterschiedlichen Bedingungen in Lateinamerika und Deutschland deutlich. Während sich in Deutschland ein deutlicher Bevölkerungsrückgang abzeichnet, kämpfen die Länder Südamerikas mit den Problemen des Kinderreichtums. Während in München über 80 Prozent aller Haushalte kinderlos sind, hat eine nicaraguanische Familie im Durchschnitt vier bis fünf Kinder.
Besonders beeindruckt waren die Teilnehmer von der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung, die öffentliche Einrichtungen in Deutschland für Kinder und Jugendliche übernehmen.
So stellt beispielsweise allein die ARGE München rund zehn Millionen Euro pro Jahr für die berufliche und soziale Integration von hilfebedürftigen Jugendlichen zur Verfügung. „Nur mit intensiven Qualifizierungs- und Aktivierungsprogrammen und viel persönlichem Einsatz gelingt es, die Potenziale dieser benachteiligten Jugendlichen für ihre berufliche Zukunft zu nutzen“, erklärte Sabine Nowack. „Bei uns pflanzt man Kinder wie Blümchen auf der Wiese“, so Bertha Guerra Gallardo aus Nicaragua. “Unsere Gesellschaft muss viel mehr Verantwortung für die Bildung und Erwerbstätigkeit unserer Jugendlichen übernehmen!“
Ein weiteres Thema war die duale Ausbildung, die deutsche Konzerne wie MAN als Modell nach Südamerika exportieren. „Jugendliche, die diese Art der Ausbildung durchlaufen, finden sofort auch bei jedem anderen Arbeitgeber in unserem Land eine neue Stelle“, bestätigte Gladys Santacruz de Villalba aus Paraguay. Im Sozialbürgerhaus Pasing kennt man aber auch die Kehrseite dieses Modells: Jugendliche, die den Anforderungen der anspruchsvollen Ausbildungsordnungen nicht entsprechen, haben nur geringe Chancen auf dauerhafte Beschäftigung auf dem deutschen Arbeitsmarkt.