Die ARD hat in der Vergangenheit, basierend auf gemeinsamen Entscheidungen von Bund, Ländern und nicht zuletzt der KEF selbst, erhebliche Beträge in die digitale terrestrische Hörfunkverbreitung investiert. Die damit errichtete Infrastruktur und Sendernetze würden, folgte man der KEF-Empfehlung, nun infrage gestellt.
Im Gegensatz zur KEF haben sich der öffentlich-rechtliche und der private Rundfunk in Deutschland aber auf einen Neustart des digitalen terrestrischen Hörfunks ab 2009 auf Basis der DAB-Systemfamilie verständigt.
Herbert Tillmann, Vorsitzender der Produktions- und Technikkommission:
"ARD, Deutschlandradio und Private gehen unverändert von einem Erfolg des verabredeten Neustarts von Digitalradio in 2009 aus. Wenn die KEF-Empfehlung keinen technologischen Scherbenhaufen hinterlassen soll, dann sind jetzt Lösungen zu entwickeln, die eine aktive Beteiligung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ermöglichen".
Die Hemmnisse, die bisher einer weiten Verbreitung der DAB-Technologie entgegenstanden, sind in absehbarer Zeit überwunden. Mit dem erfolgreichen Abschluss der Internationalen Funkverwaltungskonferenz in Genf 2006 stehen für den digitalen terrestrischen Hörfunk erhebliche weitere Frequenzen zur Verfügung. Zusätzlich erlauben moderne Codierverfahren die noch effizientere Nutzung dieser Frequenzen. Damit wird der programmliche Nutzen für die Hörer mit mehr und regional differenzierten Programmen sowie multimedialen Zusatzangeboten eine völlig neue Qualität erhalten. Hinzu kommt, dass die bisherigen Beschränkungen der Sendeleistungen, die einen Empfang in Gebäuden bisher deutlich beeinträchtigten, nun entfallen.
Vor diesem Hintergrund wurde ein nationaler Konsens zur Weiterentwicklung dieses eigenständigen terrestrischen Verbreitungsweges für den Hörfunk zwischen den Landesmedienanstalten, den Endgeräte- und Automobilherstellern, den öffentlich-rechtlichen Programmanbietern sowie dem privaten Rundfunk erzielt. Daher bestanden und bestehen für die ARD gute Gründe, von einem erfolgreichen Neustart in 2009 auszugehen.
Die Digitalisierung der Verbreitung des Hörfunks erfordert einen langen Zeitraum und das Zusammenwirken vieler Beteiligter, nicht zuletzt von Automobil- und Empfängerindustrie, Handel und Verbrauchern. Für das Zusammenspiel dieser verschiedenen Partner ist gegenseitige Verlässlichkeit und transparente Entscheidungsfindung unverzichtbar. Obgleich die Empfehlung der KEF nur den öffentlich-rechtlichen Rundfunk betrifft, hat diese massive Auswirkungen auf alle übrigen Beteiligten. Es ist zu bezweifeln, ob das KEF-Verfahren für derartige technologiepolitische Grundsatzentscheidungen geeignet sein kann. Aus diesem Grunde hat die ARD bereits früh der KEF den Vorschlag unterbreitet, einen einheitlichen Etat für die digitale terrestrische Programmverbreitung zu definieren, mit dem der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf Marktentwicklungen flexibel reagieren kann. Dabei hat die ARD der KEF absolute Transparenz zugesichert.Leider konnte die KEF diesem Vorschlag bisher nicht folgen.
Die ARD ist fest davon überzeugt, dass sich Digitalradio auf Basis der DAB-Systemfamilie durchsetzen wird. Sie fordert die für Medienpolitik und Technologie Verantwortlichen auf, diesen Bestandteil der KEF-Empfehlungen in einen konstruktiven Ansatz umzuwandeln.