Dazu sei allerdings "eine Stabilisierung der globalen Emissionen bis zum Jahr 2015 sowie deren Reduktion um mindestens 80% bis zum Jahr 2050 notwendig", sagte Prof. Dr. Manfred Stock vom Potsdamer Institut für Klimaforschung auf einer Tagung des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) zum Thema "Klimawandel fordert Tourismuswandel" in Berlin. Der heiße Sommer 2003 mit verdorrten Feldern, Niedrigwasser in Flüssen und über 80.000 zusätzlichen Hitzetoten in Europa könnte nach den Worten Stocks ein Modell dafür sein, was künftig ab 2040 eher ein normaler oder, ab 2060, ein kühler Sommer in unseren Breiten sein könnte.
Insbesondere der Wintertourismus in den Mittelgebirgen werde dabei von der Temperaturzunahme betroffen sein, aber auch in höheren Lagen zwischen 750 - 850 m könne ein Rückgang der Tage mit hinreichender Schneedecke erwartet werden. Im Sommer profitiere der Tourismus in Deutschland prinzipiell von höheren Temperaturen und einer Saisonverlängerung. Vor den indirekten Folgen der Klimaveränderung warnte Prof. Dr. Daniel Scott von der University of Waterloo in Kanada. Dazu zählten Änderungen in der Verfügbarkeit von Wasser, Verlust von Artenvielfalt, veränderten Produktionsbedingungen in der Landwirtschaft (Bauernhoftourismus, Weingüter), Küstenerosion und -absenkung, Schäden an der touristischen Infrastruktur sowie Gesundheitsrisiken durch die Ausbreitung von Krankheitsüberträgern. Gebirgs-, Insel-, und küstennahe Destinationen stuft Scott als besonders verwundbar ein, genauso wie den Bereich des naturnahen Tourismus. Die 200 Teilnehmer der Tagung waren sich darüber einig, dass sowohl von den Tourismusanbietern als auch von den Nachfragern einschneidende Anpassungsstrategien und Verhaltensänderungen kommen müssen. Eine Reihe von Fallbeispielen aus Deutschland und der Schweiz für umweltverträglichen Tourismus zeigen, dass auf der Anbieterseite ein Umdenken einsetzt. Dass auch auf der Nachfragerseite, also bei den Touristen, mehr Klimaverantwortung erforderlich ist, beweist eine repräsentative Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (F.U.R), aus der Wolfgang Günther vom Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa zitierte.
Danach reagiere bisher nur eine Minderheit der Urlauber mit Verhaltensänderungen beim Reisen. Die Bereitschaft dazu sei im Urlaub deutlich geringer als im Alltag. Die Mehrheit der Urlaubsreisenden stehe laut Umfrage klimaschonenden Verhaltensoptionen im Urlaub nach wie vor ablehnend gegenüber. "Alle Akteure", sagte Moderator und Fachjournalist Jürgen Vogt, "müssen sich dem Klimawandel anpassen, um Risiken zu mindern und von Möglichkeiten zu profitieren". Man werde "nicht gleich sterben", aber die Tourismusbranche müsse das Thema sehr ernst nehmen.