- Round-Table-Gespräch zum rechtssicheren Umgang mit Fahrzeugdaten
- Referenten fordern sichere Lösungen
- CarPass ermöglicht Datenmanagement für alle Kfz-Halter
Die Vorstellung im AvD-Haus begleiteten Vorträge namhafter Experten, die den rechtssicheren Umgang mit personenbezogenen Fahrzeugdaten erörterten. Es ging dabei um Fragen, wer Zugriff auf die Fahrzeugdaten hat, wer darüber bestimmt, welche davon weitergegeben werden und welche Technologien dabei eingesetzt werden.
FIA-Kampagne „My Car My Data“
Erika Ebers vom Brüsseler Büro der FIA (Fédération Internationale de l’Automobile), dem weltweiten Dachverband der Automobilclubs, darunter auch der AvD, stellte die Kampagne „My Car My Data“ (Link: https://www.avd.de/mycarmydata/) vor. Die für die Kampagne erstellten Studien zeigten zum einen, wie groß der Umfang von produzierten Daten moderner Fahrzeuge bereits ist und wie wenig Fahrer und Halter davon wüssten. Das korrespondiere mit dem fehlenden Vertrauen von Befragten einer Umfrage (12.000 Teilnehmer europaweit) in den Umgang Dritter mit solchen Daten. FIA fordert, dass gesetzlich das Eigentum von Fahrer und Haltern an Daten gesichert wird und dass deren Verwendung der informierten Zustimmung des Fahrers unterliegen. Weitergehend müssten die Verbraucher in der Auswahl von Diensteanbietern, die mit Daten arbeiten, frei bleiben und ein fairer Wettbewerb ermöglicht werden. Frau Ebers befürwortet mit Blick auf neue EU-Richtlinien-Entwürfe einen unabhängigen und neutralen Datentreuhänder, der die Sicherheit der Datenweitergabe sicherstellt.
Verbraucherzentrale Sachsen: Datensparsamkeit im Umgang mit persönlichen Daten
Frau Dr. Katja Henschler von der Verbraucherzentrale Sachsen warnte vor der Haltung, die viele Verbraucher beim Umgang mit Daten an den Tag legen: „Ich habe nichts zu verbergen.“ Sie unterstrich stattdessen: „Algorithmen bestimmen unser Leben.“ Bezogen auf Daten im und aus dem Auto geht sie davon aus, dass nahezu alle generierten Daten personenbeziehbar sind. Es sei strikt an der datenschutzrechtlichen Vorgabe festzuhalten: Speicherung und Verarbeitung nur mit Einwilligung der Betroffenen. Gleichzeitig plädierte sie für transparente Gestaltung von Einwilligungserklärungen. Nach Erfahrung der Verbraucherschützer könne fast niemand die oft sehr umfangreichen Erklärungen in den Geschäftsbedingungen überblicken. Optimale Lösungen gäbe es bisher nicht. Frau Dr. Henschler wies auf den Entwurf einer EU-Verordnung hin, die den Einbau von Assistenzsystemen in Autos für 2021 verpflichtend vorsehe. Das führe nach Umsetzung dazu, dass vermehrt Daten in den Fahrzeugen gesammelt und gespeichert würden. Die EU-Kommission begründe die Vorgaben mit der Erhöhung der Verkehrssicherheit. Frau Henschler bezweifelt das und nannte als Beispiel den Unfalldatenspeicher, der die Aufklärung von Unfällen erleichtere, aber nicht präventiv sicherheitserhöhend sei. Es drohe der „gläserne Autofahrer“. Sie forderte, die Daten aus den Assistenzsystemen nicht mit der Fahrzeug-Identifizierungsnummer (FIN) zu verknüpfen.
Digitale IDs und „Ökosysteme“ als Chance für den Kfz-Handel
Christoph Seyerlein, Redakteur bei der der Zeitschrift „Kfz-Betrieb“, beleuchtete das Verhältnis von Kfz-Herstellern zu seinen Händlern in Zeiten „digitaler IDs und Ökosysteme“. Die Hersteller nutzten die Digitalisierungsprozesse zum direkten Kontakt mit dem Endkunden. Einige Hersteller sprächen bei der Etablierung neuer Geschäftsmodelle und Dienste rund um das hergestellte Fahrzeug von „Ökosystemen“. Dies beinhalte z. B. Angebot von Ladestrom, Sharing- bzw. Abomodellen sowie Wartung „over the air“ oder Freischaltung von Diensten im gekauften Fahrzeug nach zusätzlichen Zahlungen. Auch nachgelagerte und externe Leistungen wie Park-, oder Lieferdienste gehörten dazu. Der Handel sorge sich dabei, in den Prozessen der Hersteller keine Rolle mehr zu spielen, was noch mehr für die freien Werkstätten gelte. Aus Sicht der Hersteller stellte die zunehmende Digitalisierung der Handelsbeziehungen eine stärkere Transparenz her. Zu beobachten sei, dass über Kooperationen der Hersteller mit Unternehmen aus dem IT-Bereich Dritte in das Verhältnis zum Handel einbezogen würden. Dem Handel attestierte Seyerlein Chancen, gerade im Gebrauchtwagenmarkt über eigene Kompetenz im Umgang mit Daten beim Kunden Vertrauen zu generieren. Der Kunde könne dafür sensibilisiert werden, dass auch ältere Fahrzeuge besser gemacht werden können.
Motory als „digitales Serviceheft“
Lars Häger, Geschäftsführer von Motory, zeigte das Konzept eines „digitalen Serviceheftes“ in einer App als „digitalen Begleiter“ für Auto und Motorrad. Die Seite vereine die Funktionen aus Community, digitales Serviceheft, Kosten- & Spritrechner sowie einem Fahrzeugmarkt. Die Online-Dokumentation aller Servicearbeiten und Erlebnisse könne für eine nachvollziehbare Fahrzeug-Historie sorgen. Damit seien bei Weiterverkäufen durch die Schaffung von Transparenz höhere Verkaufserlöse erzielbar. Häger: „Solange wir über Besitz von Kfz reden, gibt es auch einen Gebrauchtwagenmarkt.“
CarPass als Anwendung von FIDES der Bundesdruckerei
Die Vorstellung von CarPass leitete Christoph Bösch, Vice President Security Systems Innovations der Bundesdruckerei ein. Er erläuterte das Innovationsprojekt FIDES am Beispiel des CarPass. Zunächst beschrieb er die hochkomplexen Austauschbeziehungen rund um Privat- und Dienstfahrzeuge. Gemeint sind hier neben Fahrer, Halter, Händler, Werkstatt und Hersteller auch solche mit Behörden, Versicherungen, Tankstellen, Arbeitgeber und andere Dienstleister. Die dort vorhandenen Dokumente und darin enthaltenen Informationen werden heute schon tagtäglich miteinander verknüpft. Für die Digitalisierung sei die Informationssicherheit der Ausgangspunkt. Bösch sieht im CarPass die ideale Möglichkeit für Halter und Fahrer, den Datenaustausch rund um das Fahrzeug sicher zu kontrollieren. Im Rahmen des Innovationsprojektes FIDES werde mit dem neuartigen Datenbankansatz von Cortex AG, der auf dem Synapsenkonzept (Semantic Graph Networking) beruhe, die sichere und nachvollziehbare Vergabe von Berechtigungen erreicht. Das führe zu einer sicheren und transparenten Rechtedelegation an Dritte.
CarPass ist die digitale Identität eines Autos und fungiert als Trusted Car Data Plattform
Im Anschluss präsentierten Jan Buß, CEO Cortex AG und Wolfram Stein, als Gründer den CarPass. Buß unterstrich, dass die Datenverwaltung mit dem Ansatz von Cortex ein semantisches Netz aus allen Datenquellen bildet. Die darauf basierenden Analysen & Prozesse liefen ohne DWH Prozesse (ETL) ab. Damit entstünde ein flexibles System für alle Anwendungen mit hoher Datenqualität. Wolfram Stein betonte, dass CarPass als Basisfunktionalität den Haltern und Fahrern von Kraftfahrzeugen die digitale Identität des eigenen Fahrzeuges verfügbar macht und ein echtes Zustimmungsmanagement erlaube. Der Halter autorisiere den rechtskonformen Umgang mit seinen Fahrzeugdaten. Dafür wird er identifiziert und seinem Fahrzeug zugeordnet. Er liefere allen autorisierten Partnern einen standardisierten Zugriff und Überblick über freigegebene Daten und könne seine Zustimmung jederzeit zurückziehen. Allein der Fahrzeughalter entscheide somit über den Umgang und Zugang zu seinen Kfz-Daten. Der CarPass (Link: https://car-pass.de/) erweise sich so als die Schnittstelle zwischen Markt und Kunde.
AvD – Die Mobilitätsexperten seit 120 Jahren
Als traditionsreichste automobile Vereinigung in Deutschland bündelt und vertritt der AvD seit 1899 die Interessen der Autofahrer. Mit seiner breiten Palette an Services wie der weltweiten Pannenhilfe, einschließlich einer eigenen Notrufzentrale im Haus, weltweitem Auto- und Reiseschutz, Fahrertrainings und attraktiven Events unterstützt der AvD die Mobilität seiner Mitglieder und fördert die allgemeine Verkehrssicherheit. Das Gründungsmitglied des Automobilweltverbandes FIA betreut seine rund 1,4 Millionen Mitglieder und Kunden ebenso persönlich wie individuell in allen Bereichen der Mobilität und steht für Leidenschaft rund ums Auto.