Besonders kritisch ist die Diskrepanz zwischen der hohen Nachfrage und dem vorhandenen Angebot in Sa Ràpita. Das in der Gemeinde Campos gelegen Küsten-Dorf mit seiner zwar bescheidenen, aber ganzjährig vorhandenen Infrastruktur ist als Dauerwohnsitz aber vor allem auch als Standort für Zweitwohnsitze bei Einheimischen und Menschen aus ganz Europa sehr gefragt. Gut die Hälfte der nichtspanischen Residenten kommt aus Deutschland.
Es sind mehrere Faktoren, die das Dorf als Immobilienstandort attraktiv machen. Primär ist es wohl die Einzigartigkeit des kilometerlangen Sandstrandes Es Trenc, der am Ortsrand von Sa Ràpita beginnt und sich kilometerweit bis nach Colonia Sant Jordi hinaufzieht. Durch die nautischen Angebote der beiden Yachthäfen von Sa Ràpita und S’Estanyol de Migjorn ist die Gegend ein El Dorado für alle Arten von Wassersport. Aber auch das Fehlen von Touristenmassen (kein Hotel) ist für viele ein Grund, sich hier niederzulassen. Nicht zuletzt aber ist die Nähe zur herrlichen Stadt Palma und zum Flughafen ein starkes Motiv, Sa Rápita als Location für sein Mallorca-Domizil zu wählen.
In den Jahren vor der Krise war die Relation zwischen Angebot und Nachfrage mehr oder weniger ausgeglichen und der Bedarf konnte mit den zum Verkauf stehenden Bestandsimmobilien und ausreichender Bautätigkeit gedeckt werden.
Der Verkauf der Bestandsimmobilien ging auch in den Jahren der Krise weiter und erst recht in der Zeit danach, der Neubau kam aber aus verständlichen Gründen vollkommen zum Erliegen.
Derzeit steht der starken Nachfrage in der Region ein eher bescheidenes Angebot an Bestandsimmobilien gegenüber, von den noch dazu viele nicht mehr den Ansprüchen der Kaufinteressenten entsprechen. Ein rustikaler oder ein schöner mediterraner Baustil allein genügen heutzutage vielen nicht mehr, denn der Käufer von heute will auch bei seinem Zweitwohnsitz nicht mehr auf modernen Wohn-Komfort verzichten.
Häuser die 20 Jahre oder älter sind, entsprechen vielfach nicht mehr diesen Qualitätsansprüchen. Die Harmonisierung der europäischen Baustandards fand in Spanien erst kurz vor der Jahrtausendwende statt. Bei Neubauten aus dieser Zeit wurde vielfach nicht einmal die eigentlich selbstverständlich erscheinende horizontale und vertikale Sperre gegen aufsteigende Feuchtigkeit in Fundament und Mauerwerk eingebaut. Laut dem damals gültigen Baurecht war sie auch nicht obligatorisch und so wurde Sie von Bauträgern und Bauherren trotz der wirklich nicht hohen Kosten einfach weggelassen. Die geringe Kosteneinsparung steht aber im krassen Gegensatz zu den manchmal fatalen Folgen – nasses und marodes Mauerwerk, das nur mit hohen Kosten saniert werden kann.
Das Resümee aus diesen Erkenntnissen ist eindeutig; die große Nachfrage an freistehenden Häusern an der Südküste kann nur durch eine ausreichende Zahl von Neubauten gedeckt werden. Diese müssen im Hinblick auf das Raumangebot ebenso der Nachfrage gerecht werden wie dem Qualitätsanspruch des Käufers von heute.
Wer wie der Verfasser dieses Artikels seit fast 20 Jahren in der Immobilienbranche tätig ist, konnte beobachten, wie sich über die Jahre das Anforderungsprofil der Immobilienkäufer veränderte. Waren es früher hauptsächlich Pensionisten oder solche, die einige Jahre vorher auf die Suche gingen, um sich einen Alters-Ruhesitz (Haupt – oder Zweitwohnsitz) auf Mallorca zu suchen, so hat sich das inzwischen stark geändert.
Die Digitalisierung und der Zugang zum Internet für die Mehrheit der Bevölkerung haben dazu geführt, dass die Käufer auf Mallorca immer jünger werden. So gibt es heute den selbständigen Unternehmer oder den Spitzenmanager, der mit seiner Familie den Hauptwohnsitz auf Mallorca hat und dank der erstklassigen Fluganbindung zum Arbeiten nach Deutschland pendelt. Es gibt auch den Residenten, der hier ebenso wie in Deutschland ein Büro hat und sich je nach Wetter, Lust und Laune mal hier und mal dort aufhält. Sehr oft aber erwerben relativ junge Familien ein schickes Haus mit Pool auf Mallorca, das Sie sowohl für die eigenen Aufenthalte als Urlaubsdomizil nutzen und in der anderen Zeit über eine Agentur wochenweise an Touristen vermieten. Die dabei erzielbare Rendite ist zwar nicht spektakulär aber dennoch eine gute Alternative zur gegenwärtigen Null-Rendite anderswo.
Franz Stockinger, der Verfasser dieses Beitrages ist geschäftsführender Gesellschafter der Maklerfirma Inmobiliaria Azur Mallorca S.L. http://www.azur-mallorca.com und der Bauträgerfirma Promotora Azur Es Trenc S.L. die zurzeit mehrere Villen in unmittelbarer Nähe des Strandes Es Trenc errichtet.