Es klingt zunächst absurd: Die einen müssen nun zahlen ohne es zu nutzen und die anderen nutzen es und müssen nun viel weniger zahlen als zuvor. Die Rede ist von den Rundfunkgebühren für Beherbergungsbetriebe.
Seit der Änderung des Rundfunkstaatsvertrages gibt es eine neue Berechnungsgrundlage für den Rundfunkbeitrag. Seitdem sind für die Gästezimmer, unabhängig vom Vorhandensein eines Empfangsgerätes, 5,99€ pro Monat ab dem zweiten Zimmer zu bezahlen. Während dies für Hotels, die üblicherweise einen Fernseher im Zimmer bereit halten, eine Entlastung von über 50% bedeutete (von vormals 13,49€ auf nunmehr 5,99€ pro Zimmer), sind plötzlich tausende einfache Unterkunftsbetriebe wie Hostels, Schullandheime, kirchliche Übernachtungsstätten und viele andere Jugend- und Gruppenunterkünfte mit extrem hohen zusätzlichen Kosten konfrontiert. Insgesamt sind ca. 5.000 einfache Beherbergungsstätten betroffen.
Die Hostels haben deswegen in 12 Bundesländern Petitionen mit über 1000 Unterschriften eingereicht. Ziel der Petitionen ist es, bei der geplanten Evaluierung des Rundfunkstaatsvertrages 2015, die zimmerabhängigen Beiträge abzuschaffen.
Gerade die preisgünstigen einfachen Unterkünfte sind von den Rundfunkgebühren besonders betroffen.
Bei einem Betrieb mit beispielsweise 30 Zimmern sind das Kosten von über 2000€ im Jahr (zuvor 0,00€ für die Gästezimmer). Da es keine Gegenleistung für den Gast gibt, können diese Kosten nicht einfach umgelegt werden, die Gebühren sind teilweise existenzbedrohend.
Der Geschäftsführer des Backpacker Network Germany e.V., dem Verband der unabhängigen Hostels in Deutschland sagt: "Jugend- und Gruppenunterkünfte bieten üblicherweise keine Möglichkeit zum Empfang von Fernsehen oder Radio. Konzeptionell sind diese Unterkünfte auf den Kontakt der Gäste untereinander zugeschnitten bzw. bieten aus pädagogischen Gründen keine Möglichkeit zum Rundfunkempfang. Gerade in den betriebstypischen Mehrbettzimmern ist Rundfunkempfang, egal welcher Art, ein Störfaktor. Die Beiträge pro Zimmer gehören abgeschafft! Hostels sind keine Hotels, das Übernachtungsangebot ist in keiner Form mit der Privatheit eines Hotelzimmers vergleichbar."
Mit den Petitionen erhoffen sich die Betriebe, dass ihr Problem endlich von der Politik wahrgenommen wird. Es werden derzeit Rundfunkbeiträge in Millionenhöhe gerade von den preisgünstigen und einfachen Beherbergungsanbietern eingetrieben, die die kleinsten Gewinnmargen haben und das öffentlich-rechtliche Rundfunkangebot weder selber nutzen noch ihren Gästen anbieten.