Zum Hintergrund: Wohl kaum eine andere Branche ist so international ausgerichtet wie der Tourismus. Nachdem in der Gastronomie die Hälfte, in der Hotellerie sogar 22 von 27 aller EU-Mitgliedsstaaten von der Möglichkeit reduzierter Steuersätze Gebrauch machen, ist die Ermäßigung des Mehrwertsteuersatzes für das deutsche Gastgewerbe das zentrale Anliegen der Branche. Bayern ist mit starken touristischen Nachbarländern besonders betroffen. Gallus wörtlich: "Während Hoteliers in Österreich nur 10 Prozent, in Tschechien gerade einmal 5 Prozent und in der Schweiz sogar nur 3,6 Prozent Mehrwertsteuer an das Finanzamt abführen müssen, sind es bei uns satte 19 Prozent. Der BHG fordert deshalb seit langem die Einführung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes für Hotellerie und Gastronomie."
Auf Unverständnis stößt die Ablehnung der EU-Initiative durch die deutsche Bundesregierung. "Die Große Koalition kann doch nicht zum Jahreswechsel 2007/2008 den Bergbahnen in Deutschland einen reduzierten Mehrwertsteuersatz gewähren und sich gleichzeitig auf EU-Ebene gegen neue Gestaltungsspielräume bei der Mehrwertsteuer sperren", macht Gallus deutlich. Zudem zeigt er eklatante Widersprüche im eigenen Land auf: "Niemand versteht, warum die belegte Semmel beim Bäcker, das Fleischpflanzerl beim Metzger oder die Tiefkühlpizza im Supermarkt mit 7 Prozent besteuert werden, während für den Verzehr von Speisen und Getränken im Café, Bistro oder Restaurant 19 Prozent fällig werden."
Besonders enttäuscht ist der BHG von den Verlautbarungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Dieser hat sich in einer Stellungnahme gegen die Pläne der EU ausgesprochen, den Geltungsbereich ermäßigter Mehrwertsteuersätze auszudehnen. Nach Ansicht des DIHK gehe die EU damit den falschen Weg. Das sieht BHG-Präsident Gallus ganz anders: "Die Industrie- und Handelskammern sollten eigentlich unsere Interessen vertreten. Wenn sich die IHKs mit ihrer Ablehnung gegen die Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusbranche stellen, dann sind die Kammern auf dem falschen Weg und nicht die EU."