An das Warten auf den Handwerker werden sich Bauherren, Immobilienbesitzer und Hausverwaltungen gewöhnen müssen. Und das selbst nach Wetterextremen. Diese nüchterne Feststellung trifft der Landesinnungsmeister des Bayerischen Dachdeckerhandwerks, A. Ewald Kreuzer, beim 113. Landesverbandstages seines Gewerks in Bad Griesbach. Von Freitag, den 28. Juni bis Sonntag, den 30. Juni wird die niederbayerische Kur- und Wellness-Oase zum Treffpunkt des Dachdeckerhandwerks. Rund 200 Dachdecker, Vertreter des Baustoffhandels und der Bedachungs-Industrie nehmen an diesem Verbandstag teil.
Viel Arbeit und wenig Nachwuchs
Die Auftragsbücher der 878 bayerischen Dachdeckerbetriebe (davon 446 Innungsbetriebe) sind gut gefüllt. Kaum ein Fachbetrieb ist sofort verfügbar. Kommen dann noch Unwetterschäden nach Extremwetterlagen hinzu, verschärft sich die Lage noch weiter. Auch wenn alle Kapazitäten und das gesamte „Überstunden-Potenzial“ ausgeschöpft werden, kann Geschädigten dann oft nicht von heute auf morgen geholfen werden. Notabdeckungen, die natürlich auch von den Gebäudeversicherungen übernommen werden, gehören dann schon fast zum Alltag der ersten Katastrophenhilfe der Dachdecker.
Noch können die aus Altersgründen ausscheidenden Fachkräfte durch eine unveränderte Zahl an Auszubildenden (267 Auszubildende in allen drei Ausbildungsjahrgängen) mehr als kompensiert werden (5.108 gewerbliche Arbeitnehmer = + 2,2 %). Überproportional stieg dazu die Bruttolohnsumme um 5,8 % auf über 161 Mio. € gegenüber dem Vorjahr.
Klimaschutz an Dach und Fassade
Dabei leistet gerade das Dachdeckerhandwerk wesentliche Beiträge zum Klimaschutz. Als Fachgewerk für die gesamte Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik optimieren Dachdecker die gesamte Gebäudehülle – also auch die Fassaden. Wärmeschutz, Solaranlagen und Gründächer sind wertvolle Beiträge zum Klimaschutz. „Hier ist der Gesetzgeber gefragt, eine energetische Gebäudeoptimierung stärker direkt zu fördern, anstatt die Umlagemöglichkeit auf die Miete zu reduzieren“, so Landesinnungsmeister Kreuzer.
Dass es nicht erst 5 vor 12, sondern schon nach 12 ist, macht auch der Fachvortrag von Dipl.-Meteorologe Frank Bandle zum Thema Klimaveränderung im Rahmen der Fachtagung am Samstag, den 29. Juni, deutlich.
Meister statt Master
Dass der Meistertitel – entgegen den Forderungen nach Abschaffung oder Umbenennung in den „akademischen“ Master - weiterhin Zukunft hat, zeigen die seit Jahren konstanten Anmeldezahlen für die Meistervorbereitungskurse im bayerischen Dachdeckerhandwerk. Die entsprechenden Kurse im KPZ Kompetenzzentrum Dachtechnik Waldkirchen e. V. im Bayerischen Wald sind regelmäßig ausgebucht. In diesem Jahr haben 18 Gesellen ihren „Großen Befähigungsnachweis“ erreicht.
Für die Zeit der Überbetrieblichen Ausbildung errichteten die bayerischen Dachdecker für ihre Auszubildenden in Waldkirchen bereits 2018 ein eigenes Wohnheim nach den neuesten Standards. Für Ausbildungsleiter Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Werner ist dies auch ein Zeichen der Wertschätzung für den Dachdecker-Nachwuchs.