Dominik Hierlemann, Europa-Experte der Stiftung: "Es geht keinesfalls darum, den Mehrheitswillen der irischen Bevölkerung zu ignorieren, sondern die irrationalen Ängste, die beim diesem Referendum deutlich geworden sind, ernst zu nehmen, zu artikulieren und nochmals mit etwas Abstand bewerten zu lassen."
Joachim Fritz-Vannahme, Leiter des Europa-Programms der Bertelsmann Stiftung ergänzt: "Wichtig ist jetzt ein klares Signal der Staats- und Regierungschefs, dass die Ratifizierungsverfahren in den noch ausstehenden acht Mitgliedstaaten fortgesetzt und abgeschlossen werden."
In einer weitergehenden Analyse der Stiftung werden weitere denkbare Optionen verworfen. So würde ein komplett neu ausgehandelter Vertrag auf den Widerstand der Mitgliedsländer stoßen, die ohnehin keine Vertiefung der Gemeinschaft wünschen. Ein Fortbestand der Union auf der Grundlage des Vertrages von Nizza könnte nur vorübergehend als Geschäftsordnung für 27 Mitglieder funktionieren. Europäische Selbstbehauptung und die Funktion der europäischen Institution wäre nur mühsam möglich, vor allem aber die weitere Demokratisierung der Union würde gestoppt. Diskutiert wird auch die Option der Gründung einer neuen supranationalen Union. Die alte EU würde mit dem Vertrag von Nizza danach weiter bestehen, mehrere vertiefungswillige Mitgliedstaaten gründen eine eigene Gemeinschaft. Diese Kerneuropa-Drohung tauge zwar als politisches Druckmittel, in der Praxis stünde der neue Verbund jedoch vor einer Vielzahl von Problemen. Für politisch völlig indiskutabel hält die Stiftung die Überlegungen über Ausschluss Irlands aus der Union oder der Abschluss eines neuen Vertrages ohne Irland.