Von den angehenden Orthopädietechnik-Mechanikern wird schon während der Ausbildung im bfw hamm Präzisionsarbeit verlangt. Die aus verschiedenen Materialien gefertigten Prothesen und Orthesen müssen individuell an die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden. Schließlich sollen die Hilfsmittel dazu beitragen, das teilweise sehr eingeschränkte Leben der Menschen im Alltag deutlich zu erleichtern. Moderne Orthopädietechnik lebt von den medizinisch-physiologischen Kenntnissen und dem handwerklichen Knowhow der Anwender.
„Wir bieten in unserem Beruf Dienstleistung am Menschen an“, weiß Orthopädietechniker-Meister und Ausbilder Jörg Schmidt. „Und dazu gehört nicht nur die professionelle Anfertigung eines entsprechenden Hilfsmittels, sondern der achtsame Umgang mit den Patienten. Es ist keine leichte Aufgabe, einem Menschen ein unverzichtbares Hilfsmittel anzupassen, auf das er am liebsten verzichten würde. Dem hohen Maß an Empathie muss jedoch die professionelle Distanz entgegenstehen.“ Daher sei der Patientenkontakt nach Rücksprache mit Ärzten und Physiotherapeuten eine der wichtigsten Aufgaben der zukünftigen Gesundheitshandwerker. Hier werden neben des Erlernens der richtigen Gipsabformtechnik auch die Beratung von Hilfsmitteln oder die Umsetzung eines Versorgungskonzeptes vermittelt.
Bevor Jörg Schmidt seinen Meistertitel im Bereich Orthopädietechnik erlangte und Ausbilder im Bereich Orthopädietechnik-Mechanik im bfw hamm wurde, arbeitete der 53-Jährige in einem Beratungsunternehmen für orthopädische Hilfsmittel. „Auch ich habe meinen jetzigen Beruf erst über Umwege kennengelernt“, erinnert sich der Ausbilder, der mit seiner Familie im sauerländischen Fröndenberg lebt. Nach der Mittleren Reife absolvierte er eine Berufsausbildung zum Technischen Zeichner. Es folgte der Grundwehrdienst bei der Bundeswehr und das Fachabitur im Maschinenbau. „Damals wusste ich nicht so recht, wie mein beruflicher Weg aussehen sollte. Also entschied ich mich für eine persönliche Berufsfindungsphase in der Metallverarbeitung und im Trockenbau. Das war aber nichts für mich.“ Und so entschied sich Jörg Schmidt 1991 für eine Ausbildung zum Orthopädietechnik-Mechaniker. „Diesen Beruf hätte ich viel früher erlernen sollen. Aber besser spät als nie.“
Diese Erfahrungen gibt der Handwerksmeister jetzt seit 2015 an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Berufsförderungswerk Hamm leidenschaftlich weiter. „Für mich als Ausbilder ist es wichtig, dass die zukünftigen Orthopädietechnik-Mechaniker handwerkliche Fähigkeiten erlangen, um die verschiedenen Materialien wie Kunststoffe in fester oder flüssiger Form, Metalle, Leder, Textilien, Gips, Holz und Kork zielführend verarbeiten zu können.“ Im Rahmen der zweijährigen Ausbildung, die durch mehrwöchige Praktika ergänzt werden, stehen theoretische Einheiten auf dem Stundenplan, in denen sehr umfangreich auf die menschliche Anatomie und Pathologie sowie Werkstoffkunde eingegangen wird.
Mit dem Gesellenbrief in der Tasche steht den frischgebackenen Orthopädietechnik-Mechanikern die handwerkliche Berufswelt. „Die Berufschancen auf dem stetig wachsenden Gesundheitsmarkt sind für unsere Absolventen sehr gut“, weiß Jörg Schmidt aus Erfahrung. „Deutschlandweit sucht die Branche händeringend gut ausgebildete Fachkräfte. Das Gesundheitshandwerk ist und bleibt sehr gefragt.“