Auf dem Marienplatz, der zweiten Station der Demo, waren es dann bereits über 1000 Demonstranten, die sich gegen ein Patent auf Schweinezucht aussprachen. Ihr Unmut richtet sich gegen das Patent EP 1651777, das bisher nur in Europa erteilt wurde und ein bestimmtes Schweinegen beinhaltet, das für guten Fleischaufbau zuständig ist. Ursprünglich vom weltweit führenden Biotechnologiekonzern Monsanto angemeldet, ist es mittlerweile im Besitz des US-Unternehmens Newsham Choice Genetics.
Gegen Patente auf Leben sprach sich Christoph Then von Greenpeace aus. Er ist Spezialist in Sachen Biotech- und Agro-Gentechnik-Patente. "Es gibt schon einige tausend Patente auf genmanipulierte Pflanzen und Tiere", aber jetzt sollen welche auf ganz normale Tiere und Pflanzen folgen, auf Schweine und Milchkühe, auf Broccoli und Tomaten." Alles, was die Welt seit Jahrhunderten den Bauern und ihrem Züchtungsgeschick verdanke, solle nun Eigentum einiger weniger Firmen werden. "Wir werden nicht dazu schweigen, wenn Bauern enteignet werden", so Misereor-Aktivistin Mute Schimpf. Und die grüne Agrarpolitikerin Ulrike Höfgen sieht "weltweit die Grundlagen der Ernährung bedroht", sollte das Schweinepatent Bestand haben. Sepp Daxenberger, Biobauer und Grünenpolitiker erklärte, dass dem Bundestag bereits seit Januar ein grüner Antrag vorliege, der ein Verbot von Patenten auf Pflanzen und Tiere sowie die Verschärfung der europäischen Biopatentrichtlinie fordert. Sepp Daxenberger: "Die CSU soll bei der Abstimmung in Mai dem Antrag zustimmen. Man darf den Großkonzernen wie Monsanto nicht die Exklusivrechte an der Landwirtschaft überlassen."
Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender Bund Naturschutz in Bayern e.V. sprach von einer schlimmeren Leibeigenschaft der Bauern als bisher erlebt. Markus Söder, bayerischer Umweltminister, schlug für manche noch ungewohnte Töne an, indem er sich voll und ganz hinter die Forderungen von Umweltschützern, Verbänden und Bauern stellte: "Ja zum Leben, nein zum Patent." Angesprochen auf ein Taktieren vor der Wahl mit grünen Themen, verwies Söder auf ein immer schon kritisches wenn auch offenes Verhältnis zu Forschung und Entwicklung. Die Wähler werden auf jeden Fall Worte wie "Die Bewahrung der Schöpfung geht vor finanziellen Interessen" genau im Ohr behalten.
Im Anschluss an die Kundgebung auf dem Marienplatz zogen die über 1000 Umweltschützer und Landwirte samt Traktoren durch die Münchner Innenstadt bis zum Europäischen Patentamt, um den Sammeleinspruch - Ruth Tippe von "Kein Patent auf Leben" hatte rund 5.000 Einwendungen gesammelt - zu übergeben.