"Wir leben in einer Zeit, die ein Scheitelpunkt für die Welt ist. Das 21. Jahrhundert hat meiner Meinung nach erst jetzt begonnen. Und: Wir haben alle ein wenig Angst", warnt Geldof mit Blick auf die Konflikte in Syrien und Afghanistan. Vor rund 800 Gästen sprach der gebürtige Ire auf der von BiTS-Studenten organisierten internationalen Wirtschaftskonferenz. Die Bühne in der 4000 m² großen Zeltstadt gehörte für 45 Minuten nur ihm. "Wir haben doch all diese Bücher bereits gelesen. Über den 1. Weltkrieg, über den 2. Weltkrieg. Doch wo sind sie jetzt, wo bleiben die Erkenntnisse?" Mit einem kritischen Blick auf die weltweite Situation ging Sir Bob Geldof auf die Chancen des Internets über, im Speziellen darauf, wie wir mit all diese Veränderungen umzugehen haben. "In 25 Jahren wird dieses kleine Ding in Eurer Hosentasche, das Euch mit der ganzen Welt und mit jedem verbindet, die Wirtschaft der Welt verändert haben. Die Wirtschaft Deutschlands ist nichts. Die Wirtschaft Amerikas ist nichts. Die Wirtschaft Chinas ist nichts - wenn nicht alle an einem Strang ziehen."
Hin und her lief er auf der Bühne des Zeltes, war tatsächlich selbst gefesselt von seinen Worten und Themen. "Wir leben mit dem Internet, wissen jedoch nicht, es zu nutzen. Hunderttausende verloren ihren Job, verloren ihre Familien, verloren ihr Leben. Doch warum? Was haben wir gemacht, oder nicht gemacht? Wir müssen dieser Veränderung ins Auge blicken. Andererseits kommen wir in Schwierigkeiten." Die ISIS, so Geldof, sei eine der modernsten, wenn nicht die modernste Organisation, der Welt. "Sie wissen genau, was sie zu tun haben, um Leute zu gewinnen. Sie sind ein modernes Phänomen. Das ist das Erste, was wir endlich begreifen müssen."
Seine Ansprache zu den aktuellen Krisenherden, der Revolution Internet und der Wirtschaft bis hin zur Politik wurde laut und lauter. "Obama? Er ist kein Anführer. Merkel? Sie ist keine Anführerin. Hollande? Er ist nutzlos." Politik sei die Fortführung von Wirtschaft, so Geldof. Sie resultiere aus dem, wie ein Land dastehe. Im anschließenden Gespräch mit Maria von Welser, Vorsitzende von UNICEF Deutschland, wurde er der Bundeskanzlerin gegenüber milder. "Ich mag Merkel. Sie ist direkt, ich verhandle gern mit ihr." So sprach er weiter über die Rolle und Verantwortung der Industrienationen gegenüber den Entwicklungsländern. "Merkel gibt stellvertretend Versprechen für ihre ganze Nation aus, bewegt jedoch keinen in Deutschland dazu, etwas zu tun."
Der von der Queen zum Ritter geschlagene Geldof beendete seine Rede mit einen Zitat von Johann Wolfgang von Goethe: "Was immer Du tun kannst oder träumst es zu können, fang damit an" und fügte noch hinzu: "Die großen Probleme unserer Zeit müssen wir zusammen bewältigen."
Um 10.00 Uhr wurde das Campus Symposium unter anderem vom Geschäftsführer Matthias Thelen, der Projektleiterin Malin Schlömer, Carlos Bertran, CEO des Trägers Laureate International Universities und dem BiTS-Gründer Prof. Dr. h.c. Dietrich Walther eröffnet.
Den ersten Vortrag hielt Delia Dumitrescu, die Lead Innovation Architect bei trendwatching.com ist. Sie erläuterte ihre Arbeit anhand ihrer Canvas und untermauerte die Bedeutung von Trends in der heutigen Unternehmerwelt. "Wir brauchen nicht MEHR Innovationen, sondern Bessere. Holen Sie sich den Erfolg, holen Sie sich die Innovation".
Nach einer kurzen Pause diskutierten Uwe Möller, Bärbel Höhn und Reiner Nolten über die Energiewende in Deutschland. "Die Energiewende ist eine Mitmachsache und ist nicht mehr zu stoppen", sagte die ehemalige Ministerin für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft in NRW, Bärbel Höhn. Auch Möller war der Meinung, dass die Energiewende aufgrund des Klimawandels nötig sei. Über die Erreichbarkeit rund um die Uhr wurde heftig in der Podiumsdiskussion "Was kommt, was bleibt? Unternehmenskultur im Wandel" diskutiert. Die Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW, Barbara Steffens, sagte: "Man muss samstags beispielweise keine Mails beantworten. Es gibt auch noch einen Montag".
Am späten Nachmittag diskutierten Alojz Peterle, Slowenischer Abgeordneter des Europäischen Parlaments und ehemaliger Premierminister von Slowenien, Marina Weisband, ehemalige politische Geschäftsführerin der Piratenpartei, Staatsminister a.D. Armin Laschet MdL, Stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU Deutschlands sowie Fraktions- und Parteivorsitzender der CDU NRW im Gespräch mit Dr. Helge Fuhst vom WDR zum Thema "Alte Welt ganz neu: Europa im Wandel der Zeit" (Pressemitteilung folgt).
Im Anschluss kamen Toni Schumacher, Vizepräsident des 1. FC Köln, Europameister und zweimaliger Vizeweltmeister, Reiner Calmund, Ehemaliger Geschäftsführer bei Bayer 04 Leverkusen, Fußballexperte und Unternehmer und Gianni Costa, Sportredakteur bei der Rheinischen Post im Gespräch zu "Fußball - ein Nationalsport gelenkt durch Medien und Geld?!" mit Werner Hansch zusammen (Pressemitteilung folgt).
Nach Condoleezza Rice, Bill Clinton und Tony Blair hat das goldene Buch Iserlohn nun eine weitere prominente Unterschrift, die eines Kämpfers für eine menschlichere Gesellschaft: Sir Bob Geldof