Björn Hansen, Vorstand der BKK Wirtschaft & Finanzen und Sprecher der BKK Mittelstandsoffensive (BMO) erläutert: "Durch diese Mathematisierung entstehen Ausgleichswerte, die manche Kasse doppelt zur Kasse bittet". Er rechnet vor: "Kassen mit vielen älteren Versicherten erhalten schon heute deutlich höhere Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds als für junge und vitale Mitglieder". Höhere Kosten für teure Behandlungen vor dem Lebensende sind also bereits in den bestehenden Zuweisungen berücksichtigt. "Wirtschaften mit dem Tod sollte daher auch künftig ein Tabu bleiben", so Hansen.
Dieses Vorgehen bricht zudem mit der im Koalitionsvertrag für diese Legislaturperiode geplanten Vereinfachung und Entbürokratisierung des Finanzausgleiches. Hinzu kommt, dass durch die Umsetzung einer einzelnen - und derart umstrittenen- Maßnahme mit einer Umverteilungswirkung von bis zu 400 Millionen Euro weitere seit langem bekannte Fehler im Morbi-RSA einfach ignoriert würden. So bestehen beispielsweise im Hinblick auf die Deckungsquote der Zuweisungen für Krankengeld bereits heute deutliche Nachteile für viele mittelständische Krankenkassen mit überdurchschnittlichen Krankengeldausgaben pro Kopf. Denn das bisherige BVA-Modell führt hier noch immer dazu, dass Finanzmittel des Gesundheitsfonds in vielen Fällen nicht ausgabendeckend auf die Krankenkassen verteilt werden. Grund hierfür ist die Tatsache, dass die Höhe der tatsächlichen Krankengeld-Ausgaben zu Gunsten einfacher Mittelwerte unberücksichtigt bleibt.
An einer grundlegenden Reformierung des Morbi-RSA führt nach Meinung von Hansen daher kein Weg vorbei: "Die Umsetzung eines einzelnen Punktes führt nur zu noch mehr Verzerrungen im Wettbewerb". Kurzfristiges Besserungspotential sieht die BMO allenfalls in der Einführung eines bundesweiten "Hochrisikopools". Hierdurch könnte man Überforderungen einzelner Kassen schicksalhafter - Schwer- und Schwersterkrankungen effektiv und nachvollziehbar entgegen wirken.