Ab 12.30 Uhr will Ricarda Henze von der Landesstelle für Suchtprävention nicht nur den Jugendlichen den Appetit auf die bunten Drinks verderben. Aufgeklärt werden sollen auch die Eltern über das, was sich inzwischen jeder fünfte der 12- bis 25-jährigen regelmäßig von seinem Taschengeld kauft. Alkopops sind nämlich nichts anderes als kaloriengeschwängerte Brausen, in denen zwei Hände voll Zuckerwürfel den Geschmack von billigem Fusel überdecken. Damit hat die Getränkeindustrie nun auch Mädchen als Konsumenten gewonnen, die bei Wodka und Whisky wegen des Geschmacks bisher dankend abgelehnt hatten.
Fest steht für die Referentin, dass diese gerade noch gesellschaftsfähigen „Modedrogen“ für junge Leute besonders gefährlich sind. „Man schmeckt nicht heraus, was man da eigentlich trinkt“, so Ricarda Henze. Eine einzige Flasche würde Kopf und Körper bereits für drei Stunden „auf Sparflamme“ schalten und enthalte mehr Kalorien, als eine große Portion Pommes mit Ketchup und Majo. „Außerdem reichen drei Glas Bier am Tag aus, um das Gehirnvolumen langfristig um bis zu 15 Prozent schrumpfen zu lassen.“ Das man nach jeder Feier mit ein paar „grauen Zellen“ weniger Aufwacht, ist also kein Ammenmärchen der Abstinenzler, sondern medizinische Tatsache!
Doch was kann eine Krankenkasse mehr tun, als über die Gefahren zu informieren und mit Feststellungen abzuschrecken, wie sie die Raucher bereits auf den Zigarettenschachteln lesen können? Nicht einmal die Tatsache, dass jeder zehnte männliche Trinker impotent ist und die meisten ungewollten Schwangerschaften bei Jugendlichen im Alkoholrausch beginnen, scheint den neuen Trink-Trieb der Teenager zu dämpfen. Im Gegenteil muss sich der Gesetzgeber inzwischen mit Vorschlägen aus der Koalition beschäftigen, die eine generelle Anhebung der Altersgrenze für die Alkoholabgabe auf 18 Jahre und ein Verbot der so genannten Flatrate-Partys empfehlen. „Zehn Liter reiner Alkohol pro Kopf und Jahr verursachen mehr gesundheitliche Schäden, als unser soziales Netz verkraften kann“, weiß auch Friedrich Schütte, Vorstand der BKK24. Statistiker beziffern die Zahl der Todesfälle in Folge des Alkoholkonsums auf etwa 40.000 pro Jahr. „Wir wollen deshalb klar machen, dass Alkoholabhängigkeit kein Randgruppenthema sondern eine Krankheit ist, die auch vor Jugendliche keinen Halt macht“, so Schütte weiter. Mit Ricarda Henze habe man eine Gesprächspartnerin gewinnen können, die Eltern, Freunden und Angehörigen Tipps für den Umgang mit Betroffenen geben und mögliche Reaktionen empfehlen könne.
Die Sprechstunde startet zum Beginn der „Suchtwoche Alkohol“ am 18. Juni, um 12.30 Uhr. Unter der Adresse www.bkk24.de stehen darüber hinaus speziell für Jugendliche aufbereitete Informationen zum Thema Alkopops sowie ein Fragebogen zum Test des eigenen Konsumverhaltens bereit.