Tübingen und Münster/Osnabrück bieten nach Auffassung des BMBF, das sich auf das Votum eines hochrangig besetzten Gutachterausschusses stützt, schon jetzt eine gute Ausgangslage, um die hohen fachlichen und organisatorischen Herausforderungen für die Etablierung Islamischer Studien zu bewältigen. Dafür ist ein gutes inhaltliches Konzept für Forschung und Lehre erforderlich, ein eigenständiges, auf Dauer angelegtes finanzielles Engagement der Universitäten und ihrer Sitzländer, ein etabliertes Fächerspektrum vor Ort, eine tragfähige Ausgestaltung des muslimischen Beirats und die Bereitschaft zur standortübergreifenden Kooperation. Der Bund finanziert dabei für die nächsten fünf Jahre Forschungsprofessuren, Mitarbeiterstellen und Nachwuchsgruppen. Pro Standort stellt das BMBF bis zu vier Millionen Euro zur Verfügung.
Für Münster und Osnabrück empfehlen die Gutachter die Förderung unter der Voraussetzung, dass die beiden räumlich naheliegenden Hochschulen kooperieren und ein gemeinsames Konzept entwickeln, das die komplementären Stärken beider Standorte - die langjährige religionspädagogische Expertise in Osnabrück sowie die religionswissenschaftliche und theologische Kompetenz in Münster - zum wechselseitigen Nutzen zur Geltung bringt. Positiv würdigten die Gutachter auch den Vorschlag der Universität Erlangen, der - anknüpfend an seine religionspädagogischen Stärken - weiterentwickelt und in der zweiten Auswahlrunde erneut vorgelegt werden soll.
Schavan: "Die neuen Zentren bieten nicht nur hervorragende Voraussetzungen für einen verstärkten theologischen Diskurs in den Hochschulen. Wir wollen zugleich dazu beitragen, dass die vier Millionen Muslime, die in Deutschland leben, in unserer Gesellschaft beheimatet sein können. Dazu gehört auch, dass die Kinder Religionsunterricht erhalten und die Religionsgelehrten in den Gemeinden wie auch die jungen Nachwuchswissenschaftler aus den eigenen Reihen der deutschen Muslime kommen. An den Standorten für Islamische Studien sollen zukünftig islamisch-theologische Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, Religionslehrerinnen und Religionslehrer sowie Religionsgelehrte unter anderem für Moscheen und als Sozialarbeiter tätige Personen ausgebildet werden.
"Mit dem Aufbau dieses neuen Wissenschaftszweiges in Deutschland wollen wir auch internationale Kompetenz einbeziehen. Damit knüpfen wir an eine große Wissenschaftstradition des Islam in vergangenen Jahrhunderten an. Der Schritt der Bundesregierung wird auch international sehr beachtet, betonte Schavan in Berlin. Eine zweite Auswahlrunde wird im Frühjahr 2011 stattfinden.