Als Neuling bei der Romaniacs stellte sich "Letti" der Herausforderung gemeinsam mit seinem erfahrenen Teamkollegen Gerhard Forster, der sich im Herzen Rumäniens bereits zweimal als Gesamtzweiter in die Siegerliste einbrennen konnte. Die ungewöhnlichen Zutaten haben dem sympathischen Newcomer aus Bayern offenbar ausgesprochen gut geschmeckt, denn nach insgesamt gut 800 Kilometern in den Karpaten triumphierte er am Ende klar über die staunende Weltklasse-Konkurrenz. "Ich bin zuvor noch nie solch eine Rallye gefahren, kannte mich mit dem Navigieren überhaupt nicht aus und musste mich in das Rennen erst einmal einarbeiten. Es hat aber nicht lange gedauert, bis ich meinen Rhythmus fand und meinen Speed fahren konnte. Dass ich es dann geschafft habe, mit Cyril Despres mitzuhalten, der ja immerhin zweifacher Dakar-Sieger ist, hätte ich mir vorher nicht träumen lassen. Dieser Sieg bedeutet mir sehr viel, meine Maschine hat während des gesamten Rennens sowohl in den extrem schnellen als auch in den vielen technisch anspruchsvollen Teilstücken problemlos funktioniert, und ich bin jetzt einfach nur überglücklich", so Lettenbichler direkt nach seiner Zieldurchfahrt.
Nach dem dritten von vier Renntagen hatte der Kiefersfeldner in der Gesamtwertung noch enge 14 Sekunden Rückstand auf den Führenden Despres gehabt. Somit wurde der letzte Renntag zum Showdown zwischen diesen beiden. Anfangs führte Despres noch, doch in einer extrem langen und steilen Auffahrt zeigte der Trial erfahrene "Letti" nicht nur sein Können, sondern auch einen unbändigen Willen. Diese brutale Steilwand wurde zur Schlüsselstelle der diesjährigen Romaniacs, denn Despres nahm sie erst gar nicht in Angriff und bekam dafür eine saftige Zeitstrafe aufgebrummt. Von da an musste der BMW-Werksfahrer die Etappe nur noch sicher ins Ziel bringen, um am Ende mit fast einer Stunde Vorsprung vor dem Neuseeländer Chris Birch durch den Zielbogen zu sprinten.
Gerhard Forster hatte im Prolog den dritten Platz belegt und an allen Renntagen eine konstant gute Leistung gezeigt. Er übersah am letzten Renntag in einer schnellen Passage jedoch eine Bodenwelle, überschlug sich und musste mit einer Schulterverletzung aufgeben: "Über den dritten Platz im Prolog habe ich mich sehr gefreut, weil dies auch eine gute Ausgangsposition für den ersten Renntag bedeutete. Ich habe mich auf den Etappen dann kontinuierlich steigern können und war auch heute bis zu dem Sturz gut unterwegs. Jetzt geht es gleich nach Deutschland, um die Verletzung eingehend untersuchen zu lassen."
Für das Team BMW Motorrad Motorsport ist der Sieg von Andreas Lettenbichler eine Bestätigung der Arbeit und verspricht noch einen weiteren Höhepunkt in diesem Jahr. Bei der ebenso legendären Roof of Africa in Lesotho, Südafrika, werden Lettenbichler und sein hoffentlich wieder genesener Teamkollege Forster Ende November einen weiteren Angriff auf die Krone des Extrem-Enduro starten.
Gesamtergebnis Red Bull Romaniacs 2009
1. Andreas Lettenbichler (GER) BMW Motorrad Motorsport, 20:29:11 Stunden Gesamtfahrzeit
2. Chris Birch (NZL) KTM, 21:21:01
3. Cyril Despres (AND) KTM, 22:11:25
4. Lionel Seydoux (CH) KTM, 22:55:18
5. Paul Bolton (GBR) KTM, 23:38:05
6. Darryl Curtis (RSA) KTM, 23:41:36
7. Melcior Faja Beltran (ESP) GasGas, 23:55:51
8. Erich Brandauer (AUT), 25:04:24
9. Shane Cuthbertson (CAN) Husaberg, 25:20:55
10. Dieter Happ (AUT) Husaberg, 25:42:55