„ Aufgrund der weiter ansteigenden Verkehrsdichte im gesamten Ostseeraum steigt die Wahrscheinlichkeit von Unfällen, die durch Ladungs- und Treibstoffaustritt die Meeresumwelt und die Strände bedrohen.“, warnt Beate Lange, Autorin der Studie, bei der heutigen Präsentation in Rostock. „Die Einführung der elektronischen Seekarten (ECDIS) und des automatischen Identifizierungssystems (AIS) sind sehr wichtige Schritte, um die Gefährdungen durch Kommunikationsprobleme zu verringern. “
Die ohnehin bereits stark befahrene Ostsee verzeichne europaweit die höchsten Zuwächse im Güterschiffs- und Fährverkehr. Bis 2010 werde sich der Frachtschiffsverkehr auf der Ostsee mehr als verdoppeln, vor allem durch Öltransporte aus Osteuropa. Die natur- und gesundheitsschädlichen Emissionen würden ein wachsendes und schwer zu beherrschendes Problem sein. In den Küstengebieten an der Ostsee sei die Schifffahrt oft Hauptquelle der Feinstaubemissionen. Bisher leiste der Schiffsverkehr keinen ausreichenden Beitrag zur Reduzierung von Schadstoffen und belaste die empfindliche Meeresumwelt auch mit seinen Emissionen in hohem Maße.
„Die Ostsee ist ein sehr empfindlicher Lebensraum für Natur und Menschen. Deshalb brauchen wir eine deutliche Senkung der Schiffsemissionen. Neben besseren Treibstoffen muss auch ein Tempolimit für Schiffe diskutiert werden.“ fordert daher auch Dr. Irene Timmermann-Trosiener, stellvertretende Vorsitzende des BUND Schleswig-Holstein. „Mit einer nur geringfügig verringerten Fahrtgeschwindigkeit lassen sich bereits sehr große Mengen Kraftstoff einsparen. Das hilft dem Klima und schont die Ressourcen.“
Die schleswig-holsteinischen Ostseehäfen Kiel, Lübeck-Travemünde und Flensburg litten bereits heute durch die Abgase ständig laufender Dieselaggregate der in den Häfen liegenden Schiffe. Als Schiffsbrennstoff dient Dieselöl, das aus den End- und Abfallprodukten der Raffinerien besteht und entsprechend billig, aber hoch belastet und äußerst zähflüssig ist.
„Der zunehmende Schiffsverkehr wird immer mehr zu einer Klimabelastung, der Ausstoß von Stickoxiden muss bis 2010 um die Hälfte und bis 2015 um 90 Prozent sinken.“, fordert Dr. Timmermann-Trosiener. „Spätestens bis 2010 muss der derzeit in Schiffstreibstoffen erlaubten Schwefelgehalt von 1,5 Prozent auf dann ein Prozent und bis 2015 auf maximal 0,5 Prozent verringert werden.“
BUND-Verkehrsexperte Werner Reh fordert: „Verkehrsminister Tiefensee muss endlich ein nationales Hafenkonzept vorlegen. Überflüssige Eingriffe in Landschaft und Natur müssen dabei vermieden werden. Wir brauchen eine Strategie zur langfristigen Reduzierung der Tankerverkehre und einen ostseeweiten Fonds zur Regulierung von Tankerunfallschäden. Der Seeverkehr auf der Ostsee hat auf vielen Relationen mit der Konkurrenz durch parallele LKW-Transporte entlang der südlichen Ostseeküsten zu kämpfen. Die Verteuerung der Seetransporte durch höhere Umweltanforderungen kann zu weiterer Verlagerung auf die Straße führen. Deshalb ist es unerläßliche Aufgabe der Verkehrspolitik auf Bundes- und Europaebene, in dem sehr dichten Verkehrsraum Ostsee eine tatsächliche Anlastung der externen Kosten herbei zuführen, um den Straßenverkehr nicht noch weiter zu begünstigen! “