Der BUND bekennt sich zu einer nachhaltigen, naturverträglichen Waldbewirtschaftung und zur Nutzung des umweltfreundlichen Rohstoffs Holz. "Aber der rigorose Holzabbau darf so nicht fortgesetzt werden." Der BUND forderte die Staatsforstverwaltung daher auf, den Naturschutz und die Nachhaltigkeit ernster zu nehmen und zumindest den Einschlag in alten FFH-Wäldern zu reduzieren und somit den Anteil strukturreicher Wälder zu erhöhen. Außerdem dürften weder Großsägewerke noch Überkapazitäten in der Säge- und Holzindustrie gefördert werden. Dahlbender: "Die baden-württembergischen Wälder binden laut Umweltministerium 1500 Millionen Tonnen Kohlenstoff und senken dadurch den CO2-Gehalt der Luft - als Klimaschützer sind sie unverzichtbar."
Während sich die Holzvorräte in Baden-Württemberg insgesamt laut Bundeswaldinventur in den vergangenen Jahren erhöht haben, sanken die Vorräte im Staatswald. Dahlbender: "Es darf nicht weiterhin mehr Holz geschlagen werden - darunter zunehmend auch Altholz - als nachwächst. Denn größere Vorräte an älteren Bäumen sind lebenswichtig für die Biodiversität. Hier muss das Land endlich handeln, schließlich haben EU und Bundesregierung sich das Ziel gesetzt, den Verlust der Biodiversität bis 2010 zu stoppen." Die Waldforschung zeigt, dass natürliche Wälder mehr als doppelt so große Holzvorräte aufweisen wie es derzeit in deutschen Wäldern der Fall ist. Trotzdem will die Forst- und Holzindustrie den Holzvorrat schneller abbauen als es die Nachhaltigkeit erlaubt.
Im letzten Jahr wurden im Staatswald 9 Kubikmeter Holz je Hektar Waldfläche eingeschlagen. Der nutzbare Zuwachs liegt aber lediglich bei rund 7 m3/ha/a laut Hiebsatz (=nachhaltiges Nutzungspotenzial) der landeseigenen Forsteinrichtung bzw. maximal bei 8,3 m3/ha/a laut Bundeswaldinventur. Gerhard Maluck, Leiter AG-Wald des BUND und ehemaliger Förster, betont: "Die Grundprinzipien der Nachhaltigkeit sind in den vergangenen Jahren eindeutig missachtet worden. Um die Artenvielfalt zu erhalten, muss Baden-Württemberg endlich seine eigene forstpolitische Leitlinie umsetzen und eine nachhaltige Waldwirtschaft betreiben."
Das Prinzip der ökologischen Nachhaltigkeit im Wald verlangt vor allem eine Vorratserhöhung bei den alten, ökologisch wertvollen Bäumen. Doch nach BUND-Ansicht wird vor allem gegen diesen Grundsatz verstoßen. Denn zunehmend werden auch ältere, für den Naturschutz besonders wertvolle Laubwälder gefällt. Auch der durch die FFH-Richtlinie und das Naturschutzgesetz geforderte Schutz von bestimmten Buchenwaldgesellschaften und von Horst- und Höhlenbäumen werde nicht immer eingehalten. Das Fällen von Höhlenbäumen ist nicht nur auf Einzelfälle beschränkt, wie der BUND dokumentiert hat. Der Verband macht hierfür auch das Fehlen von ausreichendem Forstpersonal verantwortlich, das die Fällarbeiten sachkundig vorbereiten müsste. Der BUND forderte die Landesregierung auf, die FFH-Richtlinie im Wald schneller umzusetzen. Nicht bewirtschaftete Bannwälder müssen auf 5 % der Landeswaldfläche ausgedehnt werden, Horst- und Höhlenbäume konsequent geschützt werden.
Die Holzernte muss pfleglich erfolgen, sie muss Verjüngungsvorräte und Waldwege schonen und die Waldböden vor Kahlschlägen und flächiger Befahrung mit Großmaschinen bewahren. Die Grundsätze der nachhaltigen Holzernte müssen strenger beachtet und der Abbau des fachkundigen Personals gestoppt werden. Dahlbender forderte: "Die Landesregierung darf es nicht nur bei Lippenbekenntnissen belassen, sondern muss viel stärker als bisher im Landeswald eine naturverträgliche Waldbewirtschaftung umsetzen. Dieses Ziel muss auch unabhängig von den Diskussionen über eine neuerliche Verwaltungsreform gewährleistet werden. Unserer Ansicht nach ist es auch möglich, die Grundsätze der naturverträglichen Waldbewirtschaftung über die Änderungen im Landeswaldgesetz BW, das zur Novellierung ansteht, bindend vorzuschreiben." Darin müssen außerdem die Vorbildfunktion des Staatswaldes detailliert verankert und die so genannte "gute fachliche Praxis" in der Forstwirtschaft genau definiert werden, um deren Umsetzungen auch einfordern zu können.
Nachhaltigkeit:
Das Prinzip der Nachhaltigkeit wurde zuerst in der Waldwirtschaft formuliert. Danach müssen die Nutzungsmöglichkeiten der Wälder für künftige Generationen gesichert und möglichst gesteigert werden. Die Nachhaltigkeit muss auch in ökologischer Hinsicht gewährleistet sein. Die größten Defizite gibt es zurzeit bei den Tier- und Pflanzenarten, die alte und vorratsreiche Wälder benötigen.