"Ab dem Jahr 2014 werden mehr Menschen aus dem Erwerbsleben ausscheiden, als junge nachrücken. In der Folge wird bis zum Jahr 2025 die Zahl der 15 bis 65-Jährigen um fast eine halbe Million abnehmen. Um diese Lücke zu schließen, müssen wir alle Arbeitskräftepotenziale mehr als bisher nutzen. Ein Säule bei der Fachkräftegewinnung sehe ich in der Personengruppe der Alleinerziehenden", erklärt Konstantine Duscha, Geschäftsführerin Grundsicherung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit (BA) anlässlich des Projektbesuches in der Servicestelle für Alleinerziehende im Vogtlandkreis.
Die Vereinbarung von Familie und Beruf ist gerade für Alleinerziehende von höchster Bedeutung. Das gelingt beispielsweise durch erweiterte Angebote in der Kinderbetreuung und familienfreundlichen Arbeitsbedingungen. Um alleinerziehende Frauen und Männern intensiver zu unterstützen und in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln, wurde 2010 die Servicestelle für Alleinerziehende im Vogtlandkreis gegründet.
"Der Arbeitsmarkt im Vogtlandkreis entwickelt sich ähnlich dem Sachsentrend. Die Beschäftigung steigt, Arbeitslosigkeit sinkt und das gemeldete Stellenangebot bleibt auf einem hohen Niveau. Alles in allem eine positive Entwicklung, die uns aber auch vor neue Herausforderungen setzt. Die Wirtschaft braucht qualifizierte Fachkräfte. Alleinerziehende sind ein sehr gutes Fachkräftepotential" so Martina Kober, Geschäftsführerin des Jobcenters Vogtlandkreis.
Im Vogtland sind aktuell 12.335 Menschen arbeitslos gemeldet. Davon ist etwa ein Drittel im Bereich der Arbeitslosenversicherung bei der Agentur für Arbeit registriert. Rund zwei Drittel sind im Bereich der Grundsicherung gemeldet und werden daher durch das Jobcenter unterstützt. Rund neun Prozent (704) davon sind alleinerziehend und damit potenzielle Personen für die Servicestelle Alleinerziehende.
"Seit Projektbeginn im Juli 2010 haben bereits 328 alleinerziehende Frauen und Männer aus dem gesamten Vogtlandkreis die Unterstützungsangebote dieses Projektes in Anspruch genommen. Bis Jahresende werden auch noch weitere Interessenten in den Beratungs- und Vermittlungspool aufgenommen. Erste Ergebnisse sind positiv: Bereits 40 Alleinerziehende konnten in Arbeit und 20 Alleinerziehende in Ausbildung oder Qualifizierung vermitteln werden", erläutert Timo Zimmer, Leiter Sonderprojekte Bildungsinstitut Pscherer gGmbH.
Die Erfahrungen aus der bisherigen Projektarbeit sind positiv. "Wir erleben die Alleinerziehenden sehr motiviert, interessiert und engagiert. In der Projektarbeit sind gemeinsam mit unseren Projektteilnehmern auch individuelle Problemlagen wie z. B. mangelnde soziale Integration zu bewältigen. Zusammen mit den Sozialpädagogen und Streetworkern suchen wir nach Lösungen und binden dabei die richtigen Ansprechpartner aus unseren regionalen Netzwerken mit ein. Unsere Erkenntnis aus der bisherigen Projektarbeit ist, dass Alleinerziehende insbesondere überwiegend gut qualifiziert sind und über ausgeprägte Kompetenzen in der Organisation und Motivation verfügen. Sie weisen ein hohes Maß an Belastbarkeit auf", so Kober weiter.
Das Erfolgsrezept des Projektes ist daher auf das komplexe Unterstützungsangebot für Alleinerziehende zurückzuführen. Alleinerziehende bilden ein wichtiges Fachkräftepotenzial für den Arbeitsmarkt. "Deshalb haben auch diese Frauen und Männer eine Chance verdient, sich zu beweisen. Sie bringen oft Fähigkeiten und Kompetenzen mit, die die Betriebe zur Sicherung und Steigerung ihrer Produktivität benötigen", sagte Zimmer.
Dazu gehören Belastbarkeit, Verantwortungsbewusstsein und Organisationsgeschick.
Alleinerziehende Frauen und Männer können mit ihrer Arbeitsagentur oder dem Jobcenter Kontakt aufnehmen um sich zu den Möglichkeiten des beruflichen Wiedereinstiegs beraten lassen.
Hotline Ihrer Arbeitsagentur zur Terminvereinbarung:
01801 555 111 ("Festnetzpreis 3,9 ct/min; Mobilfunkpreise höchstens 42 ct/min")
Hotline Ihres Jobcenters zur Terminvereinbarung:
03741 23 2600