- Dynamik auf dem hessischen Arbeitsmarkt lässt weiter nach
- Saisonbedingter Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit
- Deutlich mehr Bewerber/innen als Ausbildungsstellen gemeldet
Die Arbeitslosenzahlen sind wie erwartet und für einen Juni üblich im Vergleich zum Vormonat zurückgegangen, auch wenn in den vergangenen Jahren höhere Rückgänge zu verzeichnen waren. Insgesamt 175.172 Frauen und Männer waren im Juni ohne Arbeit. Das sind 1.693 oder 1,0 Prozent weniger als im Vormonat und 6.117 oder 3,4 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
Die Arbeitslosenquote bleibt unverändert bei 5,6 Prozent, vor einem Jahr lag sie noch bei 5,8 Prozent. Saisonbereinigt ergibt sich keine Veränderung zum Vormonat.
Auffällig ist, dass der Rückgang der Arbeitslosigkeit nicht länger durch den Arbeitslosengeld I-Bereich (SGB III) mitgetragen wird. Im dritten Monat in Folge wurde ein Anstieg zum Vorjahr errechnet (Juni: Arbeitslosengeld I-Bereich: +0,6 Prozent; Arbeitslosengeld II-Bereich: -5,0 Prozent), erklärt Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen: "Die Dynamik auf dem hessischen Arbeitsmarkt ist noch intakt, lässt jedoch immer weiter nach. Nicht zuletzt die unbefriedigende Entwicklung im konjunktursensiblen Arbeitslosengeld I-Bereich sowie die spürbare Zurückhaltung der Arbeitgeber bei neuen Stellenmeldungen sind auffällig."
Saisonbedingter Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit
Saisonüblich steigt vor den großen Ferien und dem Schulende die Arbeitslosigkeit junger Menschen an. Fast 17.000 junge Frauen und Männer waren im Juni arbeitslos, 3,6 Prozent mehr als im Vormonat, aber 5,4 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Mit Ausbildungs- und Studienbeginn werden im Spätsommer die Zahlen erwartungsgemäß wieder sinken.
Wenig Bewegung zeigen die Veränderungen bei den Über-50-Jährigen auf. Ihre Zahl sank zum Vormonat (zum Vorjahr) um 1,3 (1,4 Prozent). Insgesamt sind rund 52.900 Menschen über 50 Jahren in Hessen arbeitslos.
Regierungsbezirk Kassel weiterhin mit niedrigster Arbeitslosenquote
Auch im Juni 2012 bleibt der Regierungsbezirk Kassel an der Spitze. Die Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 5,4 Prozent (Regierungsbezirk Darmstadt: 5,6 Prozent, Regierungsbezirk Gießen: 5,7 Prozent).
Die höchste Arbeitslosenquote weist unverändert die Stadt Offenbach aus (10,4 Prozent) Die niedrigste Arbeitslosenquote hat in diesem Monat gleich bleibend zum Vormonat Fulda (3,4 Prozent) gefolgt vom Hochtaunuskreis (3,7 Prozent).
Im Vergleich der 26 Kreise und kreisfreien Städte weisen der Kreis Groß-Gerau (+8,1 Prozent) sowie der Kreis Hersfeld-Rotenburg im Vergleich zum Vorjahr (+7,4 Prozent) auffällig negative Entwicklungen auf.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hinter Bund und Westdeutschland
Mit einem Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung um 2,2 Prozent im April 2012 im Vergleich zum Vorjahr liegt Hessen hinter dem Bund (2,4 Prozent) und Westdeutschland (2,5 Prozent). Der hochgerechnete, vorläufige Wert beläuft sich auf 2.275.700.
Stellenmeldungen gehen deutlich zurück
Seit Jahresbeginn ging der Zugang an offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahr um 11,4 Prozent zurück; vor allem der aktuelle Monat Juni weist mit -24,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf eine deutliche Zurückhaltung der Arbeitgeber bei Neueinstellungen hin. Der Bestand an Stellen liegt seit Februar nahezu konstant bei rund 36.500.
Deutlich mehr Bewerber/innen als Ausbildungsstellen gemeldet
Die Zahl der Bewerber/innen für das Ausbildungsjahr 2011/2012 ist im Monat Juni auf 39.101 angewachsen, das sind 5,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Bisher wurden den Agenturen für Arbeit in Hessen 32.743 Ausbildungsstellen gemeldet, und somit 0,6 Prozent weniger als noch im Juni 2011. Etwa 14.950 jungen Menschen sind derzeit noch als unversorgt gemeldet, ihnen stehen rund 11.750 Stellen gegenüber. Auf jede offene Lehrstelle kommen somit knapp 1,3 unversorgte Bewerber/innen.
Eine Entwicklung, die Martin so nicht erwartet hätte: "Sollte sich die der wirtschaftlichen Unsicherheit geschuldete Zurückhaltung der Arbeitgeber jetzt auch auf den Ausbildungsstellenmarkt niederschlagen, werden wir im September eine deutlich höhere Zahl unversorgter Bewerberinnen haben als erhofft. Ich baue jedoch noch darauf, dass sich meine Befürchtungen nicht erfüllen werden, und dass wir am Ende eine zufriedenstellende Bilanz ziehen können. Im Hinblick auf den kommenden Fachkräftebedarf wäre es fatal, wenn wir jungen Menschen keine Perspektiven bieten können."
Den größten Rückgang an gemeldeten Stellen haben die Agenturen Frankfurt und Wetzlar, mit Abstand die meisten Stellen Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet die Agentur Offenbach.