In den letzten vier Jahren konnte die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen und Bewerberinnen und Bewerber dank der gemeinsamen Anstrengungen stetig gesteigert werden.
Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen, kommentiert die jetzt rückläufige Tendenz der Meldungen: "Die Entwicklung haben wir so nicht erwartet. Angesichts des Doppeljahrgangs G8/G9 hätten mehr Schulabgänger den Weg in die Agenturen finden müssen. Auch der Rückgang an offenen Lehrstellen ist angesichts der aktuellen Problematik des Fachkräftebedarfs nicht nachvollziehbar. Aus Erfahrung wissen wir, dass in den nächsten Monaten wieder viele junge Menschen kurzfristig bei uns auftauchen werden und somit die Lücke nochmals größer wird."
Martin appelliert an Ausbildungsbetriebe und Bewerber/innen, die Entscheidung nicht auf die lange Bank zu schieben: "Wer sich jetzt noch nicht um einen Ausbildungsplatz beworben hat, läuft Gefahr, seinen Wunschberuf nicht ergreifen zu können. Auch die Betriebe müssen sich des Risikos bewusst sein, dass bei zu langem Zögern viele geeignete Bewerber/innen bereits vergeben sind. Ich appelliere an die jungen Menschen sowie Betriebe, sich so schnell wie möglich persönlich bei uns zu melden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für morgen müssen jetzt ausgebildet werden. Die aktuelle Zurückhaltung der Betriebe ist bedauerlich und führt ebenfalls dazu, dass Lehrstellen unbesetzt bleiben".
Die VhU sieht die Statistik der Bundesagentur mit Blick auf die Gesamtzahlen gelassener. Generell steige jedes Jahr der Anteil der Jugendlichen, die studieren. Die Zahl der tatsächlich abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Hessen liege in den letzten drei Jahren über 40.000 - also zwischen 8.000 und 11.000 über den gemeldeten Bewerberzahlen. Hinzuzurechnen seien außerdem rund 1.500 jährlich neue dual Studierende. Das Engagement der Wirtschaft in der betrieblichen Wirtschaft ist unverändert hoch.
"Dennoch setzten wir uns als Mitglied der Fachkräftekommission dafür ein, allen ausbildungswilligen und -fähigen Jugendlichen ein Angebot auf Ausbildung oder Qualifizierung zu machen. Dazu appellieren wir an die Unternehmen, alle Potenziale auf dem Ausbildungsmarkt zu erschließen und sich rechtzeitig den Fachkräftenachwuchs zu sichern. Unser Appell an die Jugendlichen lautet: Bewerben Sie sich rechtzeitig und intensiv! Informieren Sie sich über möglichst viele Berufe und Karrierechancen. Und wir appellieren an die Politik: Richten Sie Schulen konsequent auf die duale Berufsausbildung aus. Reduzieren Sie vollschulische Berufsausbildung und das Übergangssystem zügig", sagte Volker Fasbender, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU).
Mit Sorgen betrachtet Stefan Körzell, Vorsitzender des DGB Hessen-Thüringen, den Rückgang an angebotenen Ausbildungsplätzen. "Der spürbare Rückgang an Ausbildungsplätzen passt nicht zum Lamento vieler Arbeitgeber über fehlende Fachkräfte. Der beste Weg zur Fachkräftesicherung ist die Ausbildung. Die hessischen Unternehmen sind in der Verantwortung, Ausbildungsplätze für die jungen Menschen anzubieten. Wer nicht ausbildet, darf sich auch nicht über fehlende Fachkräfte beschweren."