Die beiden Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass sich in den letzten zehn Jahren wenig verändert hat. Somit wurde auch für 2013 keine generelle Zu- oder Abnahme der Ausbildungsbereitschaft zu beobachten, und die Ausbildungsquote blieb konstant.
Weitere Untersuchungsergebnisse:
- Die Ausbildungsbeteiligung lag 2013 bei 30 Prozent. Besonders niedrig ist die Beteiligung bei wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Dienstleistern (22 Prozent) und Sonstigen Dienstleistungsbetrieben (26 Prozent). Das Verarbeitende und das Baugewerbe weisen Spitzenwerte von 47 und 44 Prozent auf.
- Die Ausbildungsquote lag bei 4,6 Prozent. Der Wert ist gegenüber den Vorjahren unverändert und bleibt damit weiterhin unter dem westdeutschen Durchschnitt.
- 2013 lag der Anteil der besetzten Ausbildungsstellen bei rund 84 Prozent und hat sich somit zu den Vorjahren (Besetzungsquote : 90 Prozent) verschlechtert.
- Die größten Besetzungsprobleme haben Betriebe mit weniger als 10 Beschäftigten und die Branchen wirtschaftliche und wissenschaftliche Dienstleistungen sowie das Baugewerbe.
Obwohl mehr Lehrstellen aufgrund fehlender Bewerber frei blieben, kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass knapp 80 Prozent der betroffenen Betriebe bei der Besetzung ihrer Lehrstellen keine Kompromisse eingingen. Dabei wurden folgende Argumente für das Nichtbesetzen bzw. die Ablehnung eines Bewerbers genannt:
- fehlende schulische Voraussetzungen
- fehlende berufsspezifische Anforderungen
- fehlende soziale Kompetenz
- betrieblichen Auswahltest nicht bestanden
Ergänzend wurden die Betriebe zur Berücksichtigung leistungsschwächerer Jugendlicher befragt. Während ein Viertel der Ausbildungsbetriebe Bewerber mit schlechteren schulischen Leistungen ausschließt, geben über 70 Prozent der Betriebe an, dass Bewerber ohne Abschluss bei ihnen grundsätzlich nicht in Betracht kommen. Ein Praktikum oder ein guter Gesamteindruck können aber im Einzelfall für den/die Bewerber/in sprechen und zu einem Ausbildungsvertrag führen.
Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen:
"Die Befragungsergebnisse zeigen, dass noch einiges passieren muss, damit beide Seiten - der junge Mensch und der Ausbildungsbetrieb - zusammenkommen und zufrieden sind. Eine Hürde scheint in Hessen überwunden: Immer weniger Schüler/innen verlassen die Schule ohne einen Abschluss. Das sind schon einmal gute Startbedingungen. Bedenklich stimmt, dass immer wieder Bewerber sich erst kurz von den Sommerferien um einen Ausbildungsplatz bemühen. Hier sind alle gefragt: Elternhaus, Schule und Betriebe. Die Bundesagentur unterstützt mit der Berufsberatung direkt in den Schulen und in den Agenturen. Sie bringt Ausbildungsbetrieb und Bewerber zusammen und hilft zusätzlich finanziell mit ausbildungsbegleitenden Hilfen. Angesichts der demografischen Veränderung und der Tatsache, dass dem Arbeitsmarkt in absehbarer Zeit weniger Personen zur Verfügung stehen, muss umgedacht werden, damit Lehrstellen besetzt werden können und weniger junge Menschen ihre Zeit in den sogenannten Warteschleifen des Übergangssystems oder in Arbeitslosigkeit verbringen."
Tarek Al-Wazir, Hessischer Wirtschaftsminister:
"Junge Menschen haben in Hessen sehr gute Chancen für eine erfolgreiche berufliche Ausbildung. Die Betriebe setzten ihr großes Engagement bei der Ausbildung fort. Unser Ziel ist es, möglichst alle Jugendlichen durch eine umfassende Berufsorientierung im Rahmen der landesweiten Strategie OloV optimal vorzubereiten und gleichzeitig die Betriebe bei der Nachwuchsgewinnung zu unterstützen. Mein Haus plant, mit der neuen ESF-Förderperiode 2014-2020 die Ausbildungsfähigkeit und -qualität kleiner Unternehmen zu fördern. Unsere Programme sollen noch stärker an die demografischen Herausforderungen angepasst werden und so einen nachhaltigen Beitrag zur beruflichen Qualifizierung in Hessen leisten."
Hintergrundinformation
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch TNS Infratest Sozialforschung befragen. Die Auswertung für Hessen erfolgt durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur. Finanziert werden die hessischen Zusatzauswertungen durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit sowie dem Europäischen Sozialfonds.