„Die Arbeit der Praxisberater an den aktuell 49 Oberschulen hat sich bewährt“, so Kultusministerin Brunhild Kurth auf der heutigen Pressekonferenz in Dresden. Die Ministerin kündigte an, das Projekt „Praxisberater an Schulen“ fortzuführen und weiter auszubauen. „Unser Ziel ist es, dass in Zukunft noch mehr Schüler von der frühen Berufsorientierung und individuellen Förderung durch die Praxisberater profitieren können“. Ab dem neuen Schuljahr 2016/17 werden weitere 74 Oberschulen mit dem Projekt starten. Das heißt, ab August 2016 sind dann insgesamt an 123 Oberschulen Praxisberater tätig. „Geplant ist, das Projekt über 2020 hinaus fest ins Schulsystem zu verankern“, bekräftigte Kurth.
Die „Praxisberater“ sind ein gemeinsames Projekt des Kultusministeriums und der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit. Es startete 2014 und soll Oberschüler bereits ab der Klassenstufe 7 individuell auf das Berufsleben vorbereiten, verbunden mit einer individuellen Förderung der Stärken der Schüler. „Um zu prüfen, ob sich dieses Konzept in der Praxis bewährt und ob es sich positiv auf die Schüler auswirkt, haben wir von der TU Chemnitz eine wissenschaftliche Untersuchung durchführen lassen“, so Kurth.
Die Ergebnisse der Untersuchung stellte die Ministerin gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit, Dr. Klaus Schuberth, und dem Leiter der Untersuchung, Prof. Dr. Robert Kreitz von der TU Chemnitz vor. „Schulleiter, Lehrer, Schüler und Eltern sind von den positiven Effekten des Projektes überzeugt. Sie wünschen sich die Weiterführung und den Ausbau des Angebotes“, erklärte Kurth. So seien die individuellen Fähigkeiten der Schüler, die Vorstellungen von ihren beruflichen Möglichkeiten und das Interesse an beruflichen Themen gestiegen. Alle Befragten teilten auch den Ansatz des Projektes, möglichst frühorientiert ab 13/14 Jahren mit der Berufsorientierung zu beginnen. Die Studie zeigt zudem, dass besonders die leistungsschwächeren Schüler von der Arbeit der Praxisberater profitieren.
Die Ministerin machte aber auch deutlich: „Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Analyse geben uns Hausaufgaben mit auf den Weg, die wir beim weiteren Projektausbau berücksichtigen werden.“ In Zukunft können größere Schulen mehr als einen Praxisberater beantragen, damit die Qualität nicht leidet und die praktischen Teile der Berufsorientierung wie z. B. Erkundungen in Beruflichen Schulzentren, zusätzliche Betriebspraktika, Betriebserkundungen, Aufbau von Schülerfirmen, etc. nicht zu kurz kommen. Außerdem sollen die Absprachen zwischen Praxisberatern und Berufsberatern noch intensiver gestaltet werden. Um für die Schüler die Verständlichkeit ihrer Entwicklungspläne zu verbessern, werden da für erweiterte Inhalte in die Fortbildung der Praxisberater aufgenommen. Außerdem sollen zukünftig Schulleiter an der Personalauswahl beteiligt werden, wenn sie das wünschen.
„Eine gute Berufsorientierung führt zur richtigen Berufswahl und ist eine Voraussetzung für den erfolgreichen Einstieg in den Beruf. Die Praxisberater leisten eine wichtige Vorbereitung, auf deren Ergebnisse die Berufsberater aufsetzen können. Dadurch wird Zeit gewonnen und die Jugendlichen entscheiden sich letztendlich – gut informiert – für einen Beruf, der zu ihren Kompetenzen und Talenten passt. Aus diesen Gründen freue ich mich über die Erweiterung des Projektes. Denn die Investition in unsere Jugend ist die wichtigste Investition in unsere Zukunft“, sagte Dr. Klaus Schuberth.
Hintergrundinformationen zum Projekt „Praxisberater an Oberschulen
Praxisberater bereiten die Schüler ab der 7. Klasse individuell auf das Berufsleben vor. Die Leistungen der Praxisberater ergänzen die Arbeit der Berufsberater der Agentur für Arbeit. Sie sind zusätzliches Personal und professionelle Verstärkung für die passgenaue Berufsund Studienorientierung – verbunden mit der individuellen Förderung von Stärken der Schüler.
Ziel des Projekts ist es, die Kompetenzen der Schüler für ihre Berufswahl zu erhöhen. Die Praxisberater führen dazu mit den Schülern ein spezielles Testverfahren mit praktischen Aufgaben in Einzel- und Gruppenarbeit durch. Bei jedem Einzelnen wird beobachtet, wie er mit der Aufgabenlösung umgeht und seine Potenziale einsetzt. Mit Hilfe eines speziellen Computerprogramms erstellt der Praxisberater aus den Testergebnissen einen individuellen Auswertungsbogen. Der anschließende Entwicklungsplan wird mit den Schülern, ihren Eltern und Klassenlehrern abgestimmt. Das dabei verwendete Potenzialanalyseverfahren „Profil AC“ ist qualitativ hochwertig und wissenschaftlich evaluiert.
Das Projekt an den aktuell 49 Oberschulen wird mit zwei Millionen Euro jährlich durch das Kultusministerium und die Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit finanziert. Der Ausbau des Projektes um 74 weitere Schulen wird mittels der SMK- ESFRichtlinie finanziell abgesichert.
Praxisberater sind Fachkräfte aus den Bereichen der Pädagogik, Sozialpädagogik oder der Sozialen Arbeit, die bei Bildungsträgern angestellt sind. Der Praxisberater arbeitet als Vollzeitkraft und steht auch in den Ferien zur Verfügung.
Link zum Endbericht der wissenschaftlichen Begleitung (112 Seiten): http://www.schule.sachsen.de/15168.htm. Auch die Liste mit den 49 Oberschulen mit Praxisberater ist unter diesem Link abrufbar.