Prof. Dr. Alfons Schmid, wissenschaftlicher Leiter des IWAK stellte dabei klar, dass die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise den Ausbildungsmarkt in Hessen deutlich weniger beeinflusst hat, als erwartet.
Laut Studie bildeten 33 Prozent aller Betriebe in Hessen 2009 aus. Dies ist ein Rückgang um zwei Prozentpunkte bzw. etwa 3.000 Betriebe gegenüber dem Vorjahr, obwohl zwei Drittel aller hessischen Betriebe über eine Ausbildungsberechtigung verfügten. Die Zahl derer, die grundsätzlich ausbilden dürfen, hat damit sogar zugenommen. Folglich stieg der Anteil der Betriebe, die die Berechtigung zur Ausbildung nicht nutzten. Besonders gering ist die Ausbildungsbeteiligung in Kleinstbetrieben (ein bis neun Beschäftigte) und im Dienstleistungsbereich.
Der hessische Wirtschaftsstaatssekretär Steffen Saebisch appellierte deshalb an die Unternehmen, das ungenutzte Ausbildungspotenzial zu aktivieren, um die für die Zukunft dringend benötigten qualifizierten Fachkräfte zu gewinnen. Unterstützungsmöglichkeiten für Unternehmen, um zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen bieten die Förderprogramme des Hessischen Wirtschaftsministeriums. Als Beispiele nannte er das Existenzgründungsprogramm und das Programm "Ausbildung in Partnerschaften".
"Auch in der Krisen-Situation kommt es darauf an, dass ausreichend Angebote vorhanden sind, da gut ausgebildete Fachkräfte eine der wichtigsten Voraussetzungen für Wachstum und Wohlstand darstellen", so Staatssekretär Saebisch.
Ausbildungsquote leicht gestiegen
Die Ausbildungsquote - die Zahl der Auszubildenden pro 100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten - hat sich im Jahresvergleich jedoch von 4,9 Prozent auf 5,1 Prozent erhöht. Hessen liegt damit aber immer noch deutlich unter dem westdeutschen Durchschnitt (5,7 Prozent). Lediglich in der Öffentlichen Verwaltung hat Hessen mit 5,5 Prozent eine höhere Ausbildungsintensität als Westdeutschland (3,6 Prozent). Die Ausbildungsquoten schwanken nach Wirtschaftszweigen hessenweit zwischen 9,3 Prozent im Baugewerbe und 4,2 Prozent im Dienstleistungsbereich. Eine Betrachtung nach Betriebsgrößen belegt, dass Kleinstbetriebe eine deutlich höhere Ausbildungsquote (7,9 Prozent) haben als Großbetriebe mit mindestens 250 Beschäftigten (4,4 Prozent).
Übernahme nach Ausbildung eher rückläufig
Von den rund 32.000 Ausbildungsabsolventen sind etwa 19.200 von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen worden. Damit ist die Übernahmequote auf 60 Prozent gesunken (2008: 62,0 Prozent; 2007: 66,0 Prozent). Die höchsten Übernahmequoten weisen das Verarbeitende Gewerbe (73,0 Prozent) und Großbetriebe (66,0 Prozent) aus. Am schlechtesten sieht es im Dienstleistungsbereich und in Kleinstbetrieben aus. Hier konnte nur knapp jeder zweite Ausbildungsabsolvent im Betrieb verbleiben.
Wesentlich deutlicher ist der Rückgang noch bei den Frauen. Betrug ihre Übernahmequote 2008 noch 64,0 Prozent, so ist sie 2009 auf 53,0 Prozent gefallen. Die besten Übernahmeaussichten haben Frauen im Bereich Handel (71,0 Prozent).
Probleme bei der Lehrstellenbesetzung
Auch im Jahr 2009 konnten in Hessen nicht alle angebotenen Ausbildungsstellen besetzt werden. Große Probleme, geeignete Auszubildende zu finden, hatten die Kleinstbetriebe, bei denen über ein Viertel der Stellen unbesetzt blieben. Nahezu keine Probleme, die angebotenen Stellen auch zu besetzen, hatten dagegen die Großbetriebe. Problematisch war es vor allem für das Baugewerbe: nur drei von vier Ausbildungsstellen konnten besetzt werden.
Eine Entwicklung, die Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen, ebenso für das Ausbildungsjahr 2010 kommen sieht:
"Die Herausforderungen werden in diesem Jahr noch größer werden. So lange Bewerber wie Betriebe nicht mehr Flexibilität an den Tag legen, werden wohl in diesem Jahr weiter Lehrstellen unbesetzt bleiben. Jugendliche - besonders junge Frauen - fixieren sich auf wenige Ausbildungsberufe, meist am Heimatort. Das ist nicht erfolgversprechend. Betriebe müssen bereit sein auch den vermeintlich schlechten Schulabgängern eine Chance zu geben. Klagen über fehlende Ausbildungsreife sind ernst zunehmen, aber sollten die Diskussion gänzlich nicht überlagern. Im Hinblick auf den wachsenden Fachkräftebedarf kann das Ausgrenzen von Jugendlichen keine Erfolgsstrategie sein."