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Wirtschaftskrise trifft hessische Betriebe moderat

Kein genereller Einbruch bei der Ertragslage / Investitionen teilweise zurückgestellt / Wettbewerbsdruck nimmt zu

(lifePR) (Frankfurt, )
Das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) und die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit präsentierten heute gemeinsam die Ergebnisse des IAB-Betriebspanels, einer Betriebsbefragung vom Sommer 2009, zur wirtschaftlichen Lage der hessischen Betriebe in Zeiten der Krise.

"Hessen hat die schwerste Rezession der Nachkriegszeit besser überstanden als Deutschland insgesamt. Hessische Betriebe blicken in der Mehrheit positiv auf das zurückliegende Geschäftsjahr", sagte Hessens Wirtschaftsstaatssekretär Steffen Saebisch. Zur Bekämpfung der Rezession habe die Hessische Landesregierung außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen. Dazu gehörten insbesondere das Sonderinvestitionsprogramm mit einem Volumen von 1,7 Mrd. Euro, die Ausweitung des Bürgschaftsrahmens sowie das Sonderprogramm Betriebsmittelbürgschaften. Kein anderes Bundesland habe ein vergleichbares Programm aufgelegt, so Saebisch. Die Aussichten für 2010 und 2011 seien ermutigend, das zeigten die jüngsten Umfragen der Kammern zum Geschäftsklima und die rückläufigen Arbeitslosenzahlen seit Februar. Auch beim Wirtschaftswachstum spreche vieles dafür, dass Hessen im laufenden Jahr wiederum besser als der Bund abschneide.

Prof. Dr. Alfons Schmid, wissenschaftlicher Leiter des IWAK erläuterte, dass Hessen von der Wirtschaftskrise zwar deutschlandweit unterdurchschnittlich, aber trotzdem deutlich betroffen war.

Laut Studie waren die unmittelbaren und seitens der Betriebe wahrgenommenen Auswirkungen der Krise in den meisten Fällen dennoch gering und weniger dramatisch, als dies Konjunkturindikatoren nahe legen.

Kein genereller Einbruch bei der Ertragslage

Die hessischen Betriebe schätzen ihre Ertragslage für das abgelaufene Geschäftsjahr (2008) mehrheitlich als gut oder zumindest befriedigend ein. Allerdings hat der Anteil der Betriebe, der die eigene Ertragslage als gut oder sehr gut ansieht, zum zweiten Mal in Folge leicht abgenommen. Von einem Einbruch kann jedoch keine Rede sein, im Gegenteil: Die aktuellen Zahlen liegen noch immer deutlich über den Werten der Jahre 2000 bis 2005. Auch liegt der Anteil der Betriebe, die ihre Ertragslage positiv einschätzen, noch immer über dem Anteil derer mit einer eher negativen Beurteilung.

Für 2009 prognostizierten in Hessen erstmals seit vier Jahren mehr Betriebe sinkende als steigende Umsätze. Besonders häufig äußerten diese schlechte Erwartung umsatzstarke Betriebe und das Verarbeitende Gewerbe.

Investitionen teilweise zurückgestellt

Der Anteil der hessischen Betriebe, die 2008 Investitionen vorgenommen haben, lag bei 52 Prozent. Gegenüber den Vorjahren ist dieser Wert praktisch konstant geblieben. 15 Prozent der Betriebe haben dagegen für 2009 ihre ursprünglichen Investitionsplanungen verändert. Da knapp 40 Prozent der Betriebe ohnehin keine Investitionen vorgesehen hatten, bedeutet dies, dass etwa jeder vierte investierende Betrieb seine Planungen gegenüber den ursprünglichen Absichten verändert hat.

Die Mehrheit dieser Betriebe führt das explizit auf die Wirtschaftskrise zurück. Dies bedeutet, dass hochgerechnet knapp 13.000 hessische Betriebe die eigene Investitionstätigkeit wegen der Wirtschaftskrise verändern mussten.

Erstaunlich ist allerdings, dass fast ein Drittel dieser Betriebe Investitionen vorzieht bzw. das Investitionsvolumen erhöht. Die verbleibenden 8.500 Betriebe stellen dagegen geplante Investitionen zurück bzw. verringern sie. Von ihnen machen die wenigsten hierfür Probleme bei der Beschaffung von Fremdkapital verantwortlich.

Wettbewerbsdruck nimmt zu

Die hessischen Betriebe sehen sich darüber hinaus häufig einem hohen Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Über 35 Prozent empfinden den Wettbewerbsdruck als hoch, weitere rund 41 Prozent zumindest mittelgroß. Der Anteil der Betriebe, die bei ihrer Geschäftstätigkeit gar keinen Konkurrenzdruck verspüren, liegt dagegen bei unter zehn Prozent.

Die Ergebnisse zeigen, dass dieser Druck in der aktuellen Krise zugenommen hat. Inwiefern die Zunahme des Wettbewerbsdrucks eine unmittelbare Folge der Wirtschaftskrise ist oder ob strukturelle Gründe maßgeblich sind, lässt sich allerdings nicht sagen. Für hochgerechnet knapp 22.000 hessische Betriebe ist der Konkurrenzdruck derart hoch, dass er nach Einschätzung der Betriebe den Fortbestand gefährdet. Dies wird vor allem im Verarbeitenden Gewerbe und von sehr kleinen Betrieben so gesehen.

Beschäftigung sinkt in einigen Branchen

Den Einfluss der Wirtschaftskrise auf die hessischen Betriebe belegen ebenfalls die Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit sowie die Daten zur Kurzarbeit.

"Mit den ersten Lichtstreifen am Horizont werden verstärkt wieder Leiharbeiter nachgefragt. Die Zeitarbeit steigerte somit die Zahl ihrer Beschäftigten innerhalb eines Jahres um 19 Prozent. Das sollte aber nicht davon ablenken, dass wir bemerkbare Veränderungen in der Beschäftigungsentwicklung haben. Gerade das Produzierende Gewerbe hat Beschäftigte verloren, andere Branchen dagegen bauen Beschäftigung auf. Wie zum Beispiel das Gesundheits- und Sozialwesen und Erziehung und Unterricht", so Karl-Heinz Huth, Geschäftsführer SGB III, der Regionaldirektion Hessen.

So verlor im Vorjahresvergleich (hochgerechnete April-Werte) das Verarbeitende Gewerbe 3,1 Prozent der Beschäftigten, übertroffen noch vom Bereich Information und Kommunikation mit einem Rückgang von 4,0 Prozent. Der Handel baute Beschäftigung in Höhe von 1,3 Prozent ab, der Finanz- und Versicherungsbereich in Höhe von 1,9 Prozent. Dieser Abbau konnte teilweise über eine Zunahme der Beschäftigung in den Branchen Erziehung und Unterricht (8,9 Prozent), Gesundheitswesen (3,0 Prozent), Wirtschaftliche Dienstleistung (3,8 Prozent) und Öffentliche Verwaltung (2,5 Prozent) aufgefangen werden.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung blieb in Hessen in den letzten zehn Jahren auf einem relativ stabilen Niveau. Im September 2009 lag die Zahl in Hessen bei 2.197.585 Beschäftigten. Ein Trend lässt sich allerdings feststellen: Vollzeitbeschäftigungen gehen verloren und sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigungen steigen an.

Fast 25.000 Vollzeitbeschäftigungen gingen 2009 im Vergleich zum Vorjahr verloren. Gleichzeitig stieg die Zahl der Teilzeitbeschäftigung um rund 15.000 an. Mehrheitlich sind Frauen (12.100) in diese Teilzeitjobs eingestiegen. Der Anteil von Frauen an den Teilzeitbeschäftigten liegt somit bei 82,4 Prozent.

Noch im März 2010 erhielten über 40.000 Arbeitnehmer/innen in Hessen Kurzarbeitergeld. Zwar geht die Anzahl der Anzeigen für konjunkturelle Kurzarbeit zurück, dennoch ist die Zahl der Kurzarbeiter immer noch höher als ursprünglich erwartet.
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