„Für den Schutz der Artenvielfalt sind die Roten Listen ein unverzichtbarer Datenschatz und ein wertvolles Instrument. Denn sie helfen uns, Prioritäten zu setzen und Maßnahmen zu begründen. Mit dem neuen Rote-Liste-Zentrum stehen für deren Erstellung jetzt deutlich mehr finanzielle und personelle Ressourcen zur Verfügung“, sagt Prof. Beate Jessel, Präsidentin des BfN. Die Roten Listen werden von mehr als 500 Fachleuten in Zusammenarbeit mit Tausenden ehrenamtlichen Artenkennerinnen und -kennern erstellt.
„Das Rote-Liste-Zentrum wird künftig die Beteiligten unterstützen und zwar nicht allein in finanzieller Form, indem etwa Kosten für die Koordination, die Arbeitstreffen der Fachleute und andere unabdingbare vorbereitende Arbeiten übernommen werden. Auch eine beständige Kommunikation mit den Artenkennerinnen und -kennern soll das Zentrum gewährleisten“, kündigt Beate Jessel an. „Die Einrichtung des Zentrums ist ein wichtiger Schritt in unserem Bestreben, die Roten Listen für die Zukunft zu sichern und alle Beteiligten langfristig bestmöglich zu unterstützen. Entscheidend ist, dass das Zentrum nach seiner Etablierung auch dauerhaft angelegt ist“, so die BfN-Präsidentin.
Das Rote-Liste-Zentrum (RLZ) wird die Rote-Liste-Koordinatoren sowie beteiligte Fachleute betreuen und den inhaltlichen Austausch unter ihnen fördern. Weiterhin wird das RLZ die Qualitätssicherung, die Entwicklung und Pflege der Methodik und Werkzeuge sowie der Artenlisten zur Erstellung der Roten Listen übernehmen. Das BfN, das die Erstellung der Listen bislang koordiniert hat, bleibt Herausgeber der Publikationen und betreut das RLZ fachlich.
Aufgrund des hohen Qualitätsanspruches an die Roten Listen, die stets umfangreicher werdenden Listen und die Tatsache, dass sich die Arbeit zum Teil auf immer weniger verfügbare Experten verteilt, steigt der Aufwand für diese Artenkennerinnen und -kenner.
„Mit dem Rote-Liste-Zentrum setzen wir ein klares Signal, dass ehrenamtliche Expertise benötigt und auch unterstützt wird. Wir wollen Expertinnen und Experten damit besser in die Lage versetzen, ihr Wissen und ihre Kenntnisse auch an jüngere Menschen weiterzugeben in der Hoffnung, dass wir auch künftig den Erhaltungszustand möglichst vieler unserer Tiere, Pflanzen und Pilze weiterhin fundiert ermitteln können. Vielleicht trägt auch dies mit dazu bei, dem Trend, dass sich immer weniger Menschen mit bestimmten Organismengruppen auskennen, entgegenzuwirken“, so Jessel weiter.
Die Roten Listen gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands
In den Roten Listen wird der Gefährdungsstatus von Tier-, Pflanzen- und Pilzarten für einen bestimmten Bezugsraum dargestellt. Von den etwa 72.000 in Deutschland einheimischen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten werden in den Roten Listen mehr als 30.000 auf ihre Gefährdung hin untersucht. Die Roten Listen sind zugleich Inventarlisten und bieten Informationen nicht nur zu den gefährdeten, sondern zu allen in Deutschland vorkommenden Arten der untersuchten Organismengruppen.
Für den Schutz der Artenvielfalt in Deutschland stellen Rote Listen eine entscheidende Grundlage dar. Sie dokumentieren den Zustand von Arten und mittelbar die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Natur. Damit sind sie Frühwarnsysteme für die Entwicklung der biologischen Vielfalt und zeigen auf, wo Handlungsbedarf besteht. Sie ermöglichen es, Naturschutzmaßnahmen zu gewichten, bei der Umsetzung Prioritäten zu setzen und zeigen zugleich Forschungsbedarfe auf. Die Roten Listen enthalten außerdem Gesamtartenlisten für die darin aufgeführten Artengruppen. Sie stellen damit auch ein vollständiges Inventar dar, das Aufschluss darüber gibt, welche Artenvielfalt wir in Deutschland heute noch haben.
Die Roten Listen sind erhältlich unter: https://bfn.buchweltshop.de/rote-listen.
Das Rote-Liste-Zentrum
Die Aufgaben des Rote-Liste-Zentrums wurden europaweit ausgeschrieben und mit Wirkung zum 1. Dezember 2018 beim DLR-Projektträger in Bonn eingerichtet. Der DLR-Projektträger besitzt mehrjährige Erfahrung mit Förderprogrammen zum Artenschutz. So bearbeitet er beispielsweise im Auftrag des BfN das Bundesprogramm Biologische Vielfalt fachlich und administrativ. Auch im Rote-Liste-Zentrum sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, die bereits Erfahrungen mit Roten Listen gesammelt haben und bei den ehrenamtlichen Fachleuten gut bekannt sind.